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Nachhaltigkeit und eine Portion Mut: Wie aus einer jungen Familie ein erfolgreiches Familienunternehmen wird

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Produkte, die Spaß machen: Claudia Lässig, Gründerin der Lässig GmbH, ist mit Herz und Seele Unternehmerin.
Produkte, die Spaß machen: Claudia Lässig, Gründerin der Lässig GmbH, ist mit Herz und Seele Unternehmerin. © Wolfgang Stahr

Claudia Lässig, Gründerin der Marke Lässig, hat mit ihrer Unternehmensphilosophie den Babymarkt revolutioniert. Neben Nachhaltigkeit hat Mut eine große Bedeutung - das färbt bereits auf die nächste Generation ab.

Babenhausen - Der Markt für Kindermode ist hart umkämpft. Es ist eine Branche, in der sich viel Geld verdienen lässt, Nachhaltigkeit jedoch meist nicht viel zählt. Dass es auch anders geht, zeigt die Lässig GmbH. Das Familienunternehmen mit Sitz in Babenhausen im Landkreis Darmstadt-Dieburg produziert Mode- und Lifestyleprodukte für Babys, Kinder und Eltern, die mit viel Liebe zum Detail entstehen und dabei fair und verantwortungsbewusst produziert werden. Vor 17 Jahren als Start-up gegründet, gehört die Marke heute mit einem Jahresumsatz von 45 Millionen Euro zu den weltweit erfolgreichsten Unternehmen im Bereich Baby- und Kindermode, die Kollektionen werden mittlerweile in über 50 Ländern vertrieben. An der Firmen-Philosophie hat sich seitdem nichts geändert. „Wir sehen uns als verantwortungsvolle Marke. Lässig beweist, dass nachhaltiges, auf Menschlichkeit basierendes Wirtschaften möglich ist“, sagt Firmengründerin Claudia Lässig.

Suche nach einer Wickeltasche wird zum Gründungsmoment des Unternehmens

Die Erfolgsgeschichte von Lässig beginnt 2006 mit einer Wickeltasche. Claudia Lässig, damals Mutter zweier kleiner Kinder, sucht nach einem Modell, das nicht nur praktisch, sondern auch modisch, multifunktional und gleichzeitig nachhaltig ist. Weil es das nicht gibt, entwickelt sie gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Stefan Lässig ein eigenes Modell: stylisch wie eine Handtasche, hergestellt aus recyceltem Polyester. Die Wickeltasche ist der Startschuss für das Unternehmen, das heute 135 Mitarbeiter zählt. 75 Prozent sind weiblich, ein Großteil arbeitet in Teilzeit, mit der Möglichkeit zum Homeoffice. Wichtige Positionen können von zwei Kräften besetzt werden. Dass sich die Mitarbeiter wertgeschätzt fühlen, auch das gehöre bei Lässig zum Nachhaltigkeitsgedanken, sagt die 57-Jährige. „Durch die verschiedenen Arbeitszeitmodelle können wir viele Positionen mit kompetenten Frauen besetzen, ohne dass sie sich zwischen Beruf und Familie zerreißen müssen“.

Willkommen in der Lässig-Produkt-Welt: Von Kinderkleidung über -geschirr, Lätzchen und Mulltücher bis hin zu Wickeltaschen und -rucksäcken bietet die Lässig GmbH eine große Auswahl an hochwertigen, funktionalen und nachhaltigen Artikeln für die ganze Familie.
Willkommen in der Lässig-Produkt-Welt: Von Kinderkleidung über -geschirr, Lätzchen und Mulltücher bis hin zu Wickeltaschen und -rucksäcken bietet die Lässig GmbH eine große Auswahl an hochwertigen, funktionalen und nachhaltigen Artikeln für die ganze Familie. © Lässig GmbH

Wie schwer es ist, beides unter einen Hut zu bekommen, weiß Claudia Lässig aus eigener Erfahrung. Als Vorstandsassistentin bei einem großen Pharmakonzern sei ihr schnell klar gewesen: Als Mutter mit zwei kleinen Kindern lässt sich der Job nicht mehr hundertprozentig erfüllen. Sich mit einer weniger anspruchsvollen Tätigkeit in Teilzeit zufriedengeben, kommt allerdings auch nicht infrage. Noch in der Elternzeit wagt sie deshalb den Schritt in die Selbstständigkeit und gründet 2006 gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Stefan die Lässig GmbH. Ein Jahr später kommt die erste Kollektion auf den Markt. Gearbeitet wird, wenn die beiden Kinder schlafen, im Keller des Einfamilienhauses. Bedenken von außen und Rückschläge habe es genug gegeben, erinnert sich Claudia Lässig. Von ihrem Weg abbringen lässt sie sich trotzdem nicht. „Meine Mutter hat immer gearbeitet, war unabhängig und selbstständig. Und sie hat uns gezeigt: Seid mutig, probiert euch aus. Das hat mich geprägt.“

Gründerin Claudia Lässig bereits mehrfach für Unternehmertum ausgezeichnet

Der Erfolg gibt ihr Recht: Das Handelsblatt kürt Claudia Lässig im Mai 2022 zu einer „der 50 besten Unternehmerinnen Deutschlands“, im September 2022 wird sie als hessische Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet, bereits seit 2019 gehört sie dem Senat der Wirtschaft an. Ihr Wissen teilt sie in Weiterbildungen, Vorträgen oder Büchern. „Gründen – Frauen schaffen Zukunft“, dem zweiten Buch, an dem Claudia Lässig mitgeschrieben hat, soll Frauen Mut machen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

Frauen zweifeln viel stärker an sich, als es Männer tun. Dabei sind die meisten Frauen top ausgebildet und haben tolle Ideen.

Claudia Lässig

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie nötig das ist: Der Frauenanteil aller „Neu-Selbstständigen“ lag im Jahr 2020 lediglich bei knapp 40 Prozent, der Anteil der Start-up-Gründerinnen mit 16 Prozent noch deutlich darunter. Bei eigentümergeführten Familienunternehmen ist nur weniger als jede zehnte Person an der Unternehmensspitze eine Frau. „Frauen zweifeln viel stärker an sich, als es Männer tun. Dabei sind die meisten Frauen top ausgebildet und haben tolle Ideen. Trotzdem halten sie sich für nicht gut genug“, weiß Claudia Lässig, die heute gemeinsam mit Ex-Mann Stefan Lässig, Karin Heinrich und Andrea Sibylle Ebinger die Lässig GmbH leitet.

Nachhaltigkeit als entscheidender Wert - Zweite Generation bereits in den Startlöchern

Das zweite Kernthema bleibt die Nachhaltigkeit. Das Familienunternehmen wolle auch in Zukunft beweisen, dass sich wirtschaftlicher Erfolg, ein faires und soziales Miteinander und ein schonender Umgang mit Ressourcen nicht ausschließen. So kompensiert die Lässig GmbH als klimaneutrales Unternehmen direkte und indirekte Emissionen, indem ein indonesisches Klimaschutzprojekt unterstützt wird. Außerdem lässt das Unternehmen in Indien auch Bio-Baumwolle anbauen. Über die Kooperation mit Raddis Cotton wird dortigen Betrieben der Umstieg auf Ökolandbau ermöglicht. Auch heimische Hilfsprojekte unterstützt die Lässig GmbH, darunter die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Dass ihr Unternehmen auch in China produzieren lässt, sieht Claudia Lässig nicht als Widerspruch. Sie habe sich selbst vor Ort über die Produktionsbedingungen informiert und vertrauensvolle Mitarbeiter gefunden. Das Thema Nachhaltigkeit sei sehr anspruchsvoll und eine lebenslange Aufgabe. „Wir schaffen vielleicht nicht 100 Prozent, aber 80 Prozent sind besser als Null“.

Gedeckte Farben sind ein Markenzeichen des Familienunternehmens, das bis heute seinen Sitz in Babenhausen hat.
Gedeckte Farben sind ein Markenzeichen des Familienunternehmens, das bis heute seinen Sitz in Babenhausen hat. © Privat

Die Suche nach innovativen Ideen, um die Produkte noch funktionaler, umweltverträglicher und fairer zu machen, bleibe auch in Zukunft das Ziel, betont Claudia Lässig. Aktuell schreiben ihre Kinder Jana und Marvin die Erfolgsgeschichte von Lässig weiter. Unter dem Namen PALOPA haben die beiden eine Marke für innovative und nachhaltige Hundeprodukte auf den Markt gebracht. Auch diese Produkte aus dem Hause Lässig sollen den Familienalltag leichter machen, bestehen aus langlebigen und ressourcenschonenden Materialien. „Natürlich gibt es einen riesigen Markt mit Accessoires. Aber sie sind nicht besonders stylisch und schon gar nicht nachhaltig produziert. PALOPA wächst schon jetzt jeden Monat. Für uns ist das der Beweis, dass es eben auch anders geht. Man muss sich nur trauen.“

Kristina Bräutigam

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