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Ziegelhüttenstraße in Babenhausen wieder durchgängig befahrbar

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Von: Norman Körtge

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Zum Leidwesen vieler Anwohner bleibt in weiten Teilen der Ziegelhüttenstraße Tempo 50 erlaubt. Die rechtlichen Voraussetzungen erlauben Tempo 30 nicht.
Zum Leidwesen vieler Anwohner bleibt in weiten Teilen der Ziegelhüttenstraße Tempo 50 erlaubt. Die rechtlichen Voraussetzungen erlauben Tempo 30 nicht. © Körtge

Nach gut anderthalb Jahren Bauzeit ist die grundlegend erneuerte Ziegelhüttenstraße in Babenhausen wieder durchgängig befahrbar.

Babenhausen - Auf 680 Metern neue Kanalröhren, neue Bürgersteige und eine neue Asphaltdecke – die Ziegelhüttenstraße, eine der meistfrequentierten innerstädtischen Verkehrsadern, ist seit Kurzem wieder durchgängig befahrbar. Zwei Jahre lang glich die Haupterschließungsstraße für das Erloch-Wohnquartier und das Gewerbegebiet „In den Steinäckern“ einer Dauerbaustelle. Nach dem Erneuern der Trinkwasserleitungen durch den Zweckverband ging es ab dem Sommer 2021 unter städtischer Regie in vier Bauabschnitten mit der Kanal- und Straßensanierung weiter. Die Straßenbauarbeiten sind abgeschlossen.

„Wir sind im Kosten- und Zeitrahmen geblieben“, stellt Tiefbau-Fachbereichsleiter Jürgen Schäfer erfreut fest. Lediglich die Markierungsarbeiten – Zebrastreifen, Park- und Sperrflächen – konnten witterungsbedingt noch nicht aufgetragen werden. In der vor Baubeginn an die Anlieger verteilten Informationsbroschüre war der 7. April (Karfreitag) als Ende des vierten und letzten Bauabschnitts zwischen Luisenstraße und Amtsgasse genannt worden.

Auf etwa fünf Millionen Euro belaufen sich die Kosten für die grundlegende Sanierung der Ziegelhüttenstraße zwischen Fahrstraße und Amtsgasse. Die Bürger werden über wiederkehrende Straßenbaubeiträge – eingeplant sind 1,8 Millionen Euro – zur Kasse gebeten. 675 000 Euro an Fördermitteln hat die Stadt für einen fußgänger-freundlicheren Ausbau zugesagt bekommen. Dazu gehören unter anderem breitere Gehwege – auf Kosten der Fahrbahnbreite.

Schutz von Fußgängern oder besserer Verkehrsfluss? Vor einem Jahr sorgte diese Grundsatzdiskussion für eine zuweilen hitzige politische Debatte. Denn die Kreuzung mit der Fahrstraße bleibt ein Nadelöhr, gerade für in die Ziegelhüttenstraße ein- und ausfahrende Laster. Der Grund ist die beibehaltene Verengung an der Halle des Turnvereins. Das hatten vor allem Politiker aus den Reihen von CDU und FWB kritisiert und sich auf die Seite von Gewerbetreibenden gestellt. Für Bürgermeister Dominik Stadler (unabhängig) stand allerdings von Anfang an fest, dass dort der Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer – Kinder und Fußgänger – hohe Priorität habe.

Insgesamt 32 Leitsysteme (links) für sehbehinderte Menschen inklusive abgesenkter Bordsteinen sind verbaut worden. Z
Insgesamt 32 Leitsysteme für sehbehinderte Menschen inklusive abgesenkter Bordsteinen sind verbaut worden. © Körtge

„Schauen Sie selbst, ab wann Sie einen am Zebrastreifen Stehenden sehen können“, fordert Fachbereichsleiter Schäfer nun beim Vororttermin auf. Die zu Fuß simulierte Autofahrt um die Ecke der TVB-Halle ist eindeutig. Ohne die Ausbuchtung wären Fußgänger erst viel später zu sehen.

Dem Wunsch vieler Anwohner, die in sozialen Netzwerken von der „Wiedereröffnung der Rennstrecke Ziegelhüttenstraße“ schreiben, durchgehend Tempo 30 einzurichten, muss die Stadtverwaltung eine Absage erteilen. Nicht, weil sie es nicht befürworten würde, aber „nach Anhörung der zuständigen Verkehrspolizei liegen die entsprechenden Voraussetzungen nicht vor“, teilt Max Grychta, Fachbereichsleiter „Sicherheit und Ordnung“, auf Anfrage mit. Um möglicherweise Herr über die eigenen Straßen zu werden, plane die Stadt der bundesweiten Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ beizutreten, so Grychta. Sie fordert, dass Kommunen mehr Handlungsmöglichkeiten bei Tempolimits haben. Schaafheim und Münster sind der Initiative bereits beigetreten.

Eine indirekt entschleunigende Wirkung sollen die noch zu markierenden Parkflächen haben, die wechselseitig angeordnet werden.

Insgesamt 32 Leitsysteme (links) für sehbehinderte Menschen inklusive abgesenkter Bordsteinen sind verbaut worden. Zwischen Luisenstraße und Amtsgasse (rechts) hat die Stadt Grundstücksstreifen angekauft und den Gehweg verbreitert.
Zwischen Luisenstraße und Amtsgasse hat die Stadt Grundstücksstreifen angekauft und den Gehweg verbreitert. © Körtge

Aus dem im vergangenen Frühjahr kommunizierten Vorschlag, die Ziegelhüttenstraße durch ein Einbahnstraßensystem mit der Ludwigstraße zu entlasten, wird, wie berichtet, nichts. Dann würde die zugesagte Förderung des Landes Hessen in Höhe der 675 000 Euro verloren gehen, hatte Bürgermeister Stadler im Sommer 2022 berichten müssen.

Zum fußgängerfreundlichen Ausbau gehören die 32 genoppten und geriffelten Leitsysteme für sehbehinderte Menschen sowie die dazugehörigen abgeflachten Bordsteine, die auch Senioren mit Rollatoren das Queren der Straße erleichtern. Und an der besonders breiten Kreuzung mit dem Westring ist auf die Fahrbahn eine Querungshilfe gebaut worden. (Norman Körtge)

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