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Brand in Flüchtlingsheim: Roßdörfer zweifeln an fremdenfeindlichem Anschlag

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Von: Claudia Kabel

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Im südhessischen Roßdorf stand eine Unterkunft für Asylsuchende in Flammen. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung – Anwohner:innen bezweifeln Fremdenfeindlichkeit.

Darmstadt – „Brandanschlag – ausländerfeindlich? Sehr fraglich!“, steht auf einem handgeschriebenen Schild am Zaun der Unterkunft für Geflüchtete in Roßdorf im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Die Container sind noch nicht bewohnt, einer der beiden ist Sonntagnacht gegen 0:40 Uhr völlig ausgebrannt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. In letzter Zeit waren die Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland gestiegen.

Bundesweit ist der mutmaßliche Brandanschlag in den Schlagzeilen. Auf Twitter überschlagen sich die Kommentare über die angeblich fremdenfeindliche Tat, noch bevor etwas bewiesen ist. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kommentiert, „eine Flüchtlingsunterkunft anzuzünden, zeigt eine furchtbare Menschenverachtung“.

Brand in Roßdorf: Viel Hilfe für Geflüchtete aus der Bevölkerung

Für Bürgermeister Norman Zimmermann (parteilos) und den Asylkreis Roßdorf-Gundernhausen geht das zu weit. „Ich teile den Eindruck nicht“, sagt Zimmermann am Dienstag der Frankfurter Rundschau. Natürlich stöhne man wie andere Kommunen auch über die Zahl an Geflüchteten. Aber es gebe ein „wunderbares Miteinander in der Gemeinde“. Seit den 1990er Jahren sei der Asylkreis aktiv, der viel Unterstützung aus der Bevölkerung erfahre.

Ausgebranntes Container-Wohnheim für Geflüchtete in Roßdorf im Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Ausgebranntes Container-Wohnheim für Geflüchtete in Roßdorf im Landkreis Darmstadt-Dieburg. © Claudia Kabel

Auf dem außerhalb gelegenen Areal neben einer Turnhalle hatte der Landkreis bereits bis 2021 eine Sammelunterkunft betrieben und dann rückgebaut, da sie unter anderem marode war und die Sanierung teuer. Im Oktober 2022 habe der Landkreis bei der Gemeinde angefragt, ob man das Areal wieder nutzen dürfe, sagt Zimmermann.

Geflüchtete

Aktuell leben in den 23 Städten und Gemeinden des Landkreises Darmstadt-Dieburg 4108 Geflüchtete. Davon sind 2460 männlich und 1648 weiblich.

In der fast 13.000 Einwohner:innen großen Gemeinde Roßdorf leben aktuell 47 geflüchtete Männer und 30 Frauen.

„Wir sind schockiert, dass die Unterkunft abgebrannt ist“, sagt Jutta Quaiser vom Asylkreis. Es habe demnächst einen Besichtigungstermin für Bürger:innen geben sollen. Die Menschen im Ort seien sehr engagiert und hilfsbereit, es gebe keine Pöbeleien, keine „rechtsradikale Truppe“. Eher handele es sich um einen Feuerteufel, der womöglich nicht einmal wusste, was er da anzündet. Seit Januar habe es 28 Brände in der Gemeinde gegeben, bestätigt der Bürgermeister. Unter anderem hätten ein Unterstand, ein Müllcontainer, ein leerstehendes Haus und eine Hecke gebrannt. „Vor diesem Hintergrund gehen wir im Moment nicht von einer rechtsradikalen Tat aus.“

„Keine Fremdenfeindlichkeit“: Zweifel an rechtsradikalem Anschlag in Roßdorf

Auch die Sozialdezernentin des Landkreises, Christel Sprößler (SPD), teilt diese Auffassung: „Ich spüre in meiner Heimatgemeinde keine Fremdenfeindlichkeit.“ Es spreche viel für Brandstiftung ohne politische Motivation. Am Dienstagmorgen laufen die Aufräumarbeiten. „Die Ermittlungen dauern derzeit an“, so das Polizeipräsidium Südhessen. Zeugen hätten sich nicht gemeldet. 118 Geflüchtete sollten in dem Wohnheim Platz finden. Nach ersten Schätzungen entstand ein Sachschaden von mehreren Hunderttausend Euro.

Nancy Faeser (SPD)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigt sich schockiert über den Vorfall. © Jörg Carstensen/dpa

„Ein harter Schlag für uns“, so Sprößler. Allerdings sei man nicht auf diese Unterkunft angewiesen, werde sie aber wieder aufbauen. Derzeit leben in den 23 Städten und Gemeinden des Landkreises 4108 Geflüchtete, in Roßdorf 77 plus 150 aus der Ukraine. (Claudia Kabel)

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