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Möbelpacker halten Leiche für Puppe und nehmen sie mit: Amtsgericht prüft nun den Fall

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Von: Florian Dörr, Lucas Maier, Erik Scharf

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In Darmstadt wird eine Wohnung geräumt. Der Mieter ist zahlungsunfähig. Was niemand ahnt: Der Mann ist noch in der Wohnung – wird aber für eine Puppe gehalten.

Update vom Dienstag, 3. Mai, 18.30 Uhr: In Darmstadt wurde eine Leiche fälschlicherweise von Möbelpackern eingelagert. Das zuständige Amtsgericht prüft den Fall nun. „Wir prüfen dienstrechtliche Maßnahmen im weitesten Sinne“, sagte ein Sprecher am Dienstag (3. Mai) laut Deutscher Presseagentur (dpa).

Konkret soll geklärt werden, welche Möglichkeiten es gibt, einen solchen Fall in Zukunft zu verhindern. Ein Speditionsunternehmen hatte die Leiche bei einer Zwangsräumung versehentlich mitgenommen und eingelagert. Erst mit Eintreten des Verwesungsprozesses fiel der Irrtum auf. Hinweise auf ein Gewaltverbrechen gab es laut dpa keine.

Möbelpacker halten Leiche für Puppe und nehmen sie mit: Spedition nennt Hintergründe

Update vom Dienstag, 26. April, 11.59 Uhr: Der Fall einer durch Möbelpacker abtransportierten Leiche aus einer Wohnung in Darmstadt sorgt für Schlagzeilen in Hessen. Die Männer hatten bei einer Zwangsräumung den leblosen Körper, der an einer Heizung lehnte, für eine Puppe gehalten und mitgenommen.

Erst im Lager sei nach einiger Zeit aufgefallen, dass es sich nicht wie zunächst vermutet um eine bekleidete und lebensgroße Puppe handelte. Gegenüber dem hr erklärt der Leiter der Spedition nun: Nicht Gestank oder Fliegen hätten letztlich dazu geführt, dass die Leiche als solche identifiziert wurde. Stattdessen hätte sich der Körper im Lager mit der Zeit sichtbar verändert.

Möbelpacker verwechseln Leiche in Darmstadt mit Puppe: Todesursache nicht vollständig klar

Inzwischen ist klar: Es handelt sich bei der Leiche um Andreas B. aus Darmstadt. Laut Staatsanwaltschaft kann ein Fremdverschulden als Todesursache ausgeschlossen werden. Die Ermittler gehen von einem Suizid aus, der Zustand der Leiche ließe das aber nicht mehr hundertprozentig feststellen.

Offen bleibt die Frage, wie es zu der folgenschweren Verwechselung kam. Die Möbelpacker waren davon ausgegangen, dass es sich um eine Übungspuppe für Pflegekräfte handelt. Dies, so der Leiter der Spedition gegenüber dem hr, habe die Gerichtsvollzieherin seinen Mitarbeitern gesagt.

Möbelpacker nehmen „Puppe“ in Darmstadt mit – dabei ist es eine Leiche

Erstmeldung vom Montag, 25. April, 15.56 Uhr: Zwei Monate lag die „Puppe“ aus Darmstadt eingelagert, niemand nahm groß Notiz von ihr. Bis sie nach rund zwei Monaten so heftig stank, dass die Mitarbeiter einer Spedition stutzig wurden. Recht schnell wurde klar: Die Möbelpacker hatten sich getäuscht. Die „Puppe“ war eine Leiche.

Wie konnte das passieren? Die skurrile Geschichte beginnt am 9. Februar, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt auf Nachfrage bestätigte. Ein Gerichtsvollzieher hatte angeordnet, die Wohnung von Andreas B. in Darmstadt zu räumen. Der Mann war nicht mehr zahlungsfähig, konnte die Miete für seine Einzimmerwohnung nicht mehr aufbringen.

Darmstadt: Leiche lehnt an Heizkörper – Möbelpacker bemerken nichts

Als der Gerichtsvollzieher mit den Möbelpackern vor der Tür steht, macht ihm niemand die Tür auf. Zu diesem Zeitpunkt konnte B. die Tür auch nicht mehr öffnen. Das wird aber erst zwei Monate später klar.

In Darmstadt wird bei einer Zwangsräumung eine „Puppe“ mitgenommen. Doch das ist ein Irrtum. (Symbolbild)
In Darmstadt wird bei einer Zwangsräumung eine „Puppe“ mitgenommen. Doch das ist ein Irrtum. (Symbolbild) © David Inderlied/dpa/Illustration

Die Möbelpacker machen daraufhin unaufgeregt ihren Job und nahmen auch die „Puppe“ mit. Die Polizei spricht in ihrem Bericht von einer Puppe, „wie man sie von Erste-Hilfe-Kursen kennt“, berichtet die Bild-Zeitung. Sie sei komplett bekleidet gewesen und habe an einem Heizkörper gelehnt. Die Mitarbeiter nahmen die Gestalt mit und lagerten sie ein.

Darmstadt: Leiche nach Obduktion identifiziert

Am 14. April nimmt der Fall dann die irre Wende. Der Gestank lenkt die Aufmerksamkeit in der Spedition auf die „Puppe“. Kurz darauf ist klar, dass es sich um einen menschlichen Körper handelt. Die Obduktion bestätigt: Es ist die Leiche von B. aus Darmstadt.

Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage sagte, könne ein Fremdverschulden ausgeschlossen werden. Die Ermittler gehen von einem Suizid aus, der Zustand der Leiche ließe das aber nicht mehr hundertprozentig feststellen.

Das Verfahren gegen Andreas B. aus Darmstadt wird nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft mutmaßlich eingestellt. Die Mitarbeiter der Spedition werden diesen Einsatz und dessen irre Entwicklung so schnell aber nicht vergessen. (esa)

Zurzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Darmstadt auch wegen eines Giftanschlages an der Technischen Universität.

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