Habeck in Darmstadt: Warum der Wirtschaftsminister so häufig die Wissenschaftsstadt besucht
Robert Habeck (Grüne) verrät, warum er so häufig in Darmstadt ist. Derweil plant sein Gastgeber den ersten „Superblock“ nach spanischem Vorbild.
Darmstadt - Rund 800 Menschen haben am Sonntagmittag das Kongresszentrum Darmstadtium besucht, um den Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu sehen. „Es ist auch ein Grund, für einen Wahlkampf nach Darmstadt zu kommen“, gab Habeck mit Hinblick auf seinen Parteikollegen Michael Kolmer zu, der zu den zehn hiesigen Oberbürgermeisterkandidat:innen zählt.
„Wenn man Parteivorsitzender oder Bundesminister ist, wollen alle, dass man kommt.“ Allerdings habe er Darmstadt in den vergangenen vier bis fünf Jahren auch etwa vier oder fünf Mal besucht. „Ich war also gemessen an der Größe der Republik vergleichsweise häufig hier.“ Der Grund: „Man kommt dahin, wo es Dynamik gibt, wo irgendetwas passiert. Und so habe ich Darmstadt bei meinen Besuchen erlebt.“
Er lobte die „besondere Qualität des Klimaschutzes und der ökologischen Veränderung“ sowie die hier von ihm erfahrenen Lernstunden über die Erforschung der Stadtmobilität der Zukunft.
Habeck setzt Fokus in Darmstadt auch auf Ukraine-Krieg, Klimakrise und die eigene Partei
Im Weiteren konzentrierte sich Habecks Vortrag auf den Überfall Russlands auf die Ukraine, die Klimakrise sowie ein Lob über die Grünen, die sich aus ihrer Geburt als „Partei der Krise“ auch in den aktuellen weltpolitische Herausforderungen als solche bestätigen würden. Zunächst wollte er aber anlässlich des Jahrestags des Anschlags in Hanau „dieser und aller anderen Opfern rassistischer Gewalttaten“ gedenken.

Gastgeber Kolmer bemerkte dazu: „Darmstadt ist in den 1930er Jahren eine Nazihochburg gewesen und ist heute eine Stadt der Offenheit und Toleranz, die wir täglich verteidigen müssen.“ Heute sei für ihn Migration „ein selbstverständlicher Teil dessen, wie wir in Darmstadt leben.“ Und „die Vielfalt der Kulturen begreifen wir als Schatz“, aus der sich die Stadt und ihre Kreativität speisen würden.
Habeck-Gastgeber Kolmer will „ersten Superblock in Hessen“ in Darmstadt ausprobieren
Im Sinne eines Ortes, in dem Menschen Zuflucht und ihr Glück suchten, will Kolmer Darmstadt „abwägend und gut“ weiterentwickeln. Dies gelte gerade für die Wirtschaftspolitik, für die Kolmer seit dem Jahr 2000 als Amtsleiter und seit 2021 als Planungsdezernent verantwortlich ist.
In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Zahl der produzierenden Arbeitskräfte um 40 Prozent gesteigert – das sei der Spitzenplatz in Rhein-Main. Zur Steigerung der Lebensqualität wolle er nicht nur den Darmbach aus der Kanalisation als „blaues Band“ durch die Stadt befreien. Er stellte auch nach dem Vorbild autofreier Straßenblöcke in Barcelona in Aussicht, dass „wir in diesem Jahr den ersten Superblock in Hessen in Darmstadt ausprobieren“. (Sebastian Weißgerber)