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Mozarts „Zauberflöte“ am Staatstheater Darmstadt mit Kinderchor

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Unter der Fuchtel der Kinder: Tamino (hier David Lee, Mitte) und der Kinderkammerchor in der Darmstädter „Zauberflöte“ J  Foto: Stephan Ernst / Staatstheater
Unter der Fuchtel der Kinder: Tamino (hier David Lee, Mitte) und der Kinderkammerchor in der Darmstädter „Zauberflöte“. © Stephan Ernst/Staatstheater

Darmstadt - Nanu, was machen die kessen Kinder auf der Bühne? In Darmstadts „Zauberflöte“ interpretieren Intendant Karsten Wiegand und Regisseur Dirk Schmeding Mozarts Oper als Coming-of-Age-Geschichte. Von Stefan Michalzik

Am Ende ist das Stück in seiner vermeintlichen Kruditität ziemlich gut getroffen. In den ersten Momenten sieht das allerdings aus wie eine Oper für Kinder. Ein Kinderchor reiht sich vor dem Orchestergraben auf und „dirigiert“ gemeinschaftlich das Orchester. Per Abstimmung fragen die altklugen Kinder die Zuschauer, wer sich eine Inszenierung mit historischen Kostümen und einem schönen Bühnenbild wünscht. Viele Hände gehen hoch. Die Kinder sind kess, das ist durchaus amüsant. Dennoch ahnt man, dass es glücklicherweise nicht so weitergehen wird. Es tritt bald ein „richtiger“ Dirigent auf.

Den Initiationsritus in „Die Zauberflöte“ von Mozart und Librettist Emanuel Schikaneder interpretiert Intendant Karsten Wiegand mit Regiepartner Dirk Schmeding am Darmstädter Staatstheater vor allem im ersten Akt als jenen des Jugendlichen an der Schwelle zum Dasein als Erwachsener: Auf der Bühne muss ein Kind allein gegen die äußeren Mächte bestehen, derweil ihm die erwachsene Stimme aus dem Off auf die Lippen synchronisiert wird.

Die plakative Bildsprache (Bühne: Bärbl Hohmann, Kostüme: Andrea Fisser) ist Musical-ähnlich. Seitlich ist ein Theatermodell mit Videokamera aufgebaut. Von dort gehen die Kulissenbilder aus, die auf die Bühne projiziert werden. Eine Wende deutet sich im Chorfinale des ersten Aktes an; historische Kostüme bestimmen die Szenerie hernach im Reich von Sarastro, dem Herrscher des Sonnentempels.

Mozarts letzte Oper ist die buntscheckigste der Operngeschichte, dabei ist sie mit viel Witz strukturiert. Wiegand und Schmeding nehmen sie in ihrer schlüssigen Deutung genau beim Wort, mit Blick auch auf ihre Volkstheaterposse. Fremdsprachige Sänger sprechen für eine Szene in ihrer Landessprache. Der mit einem schlank-agilen Bass aufwartende Johannes Seokhoon Moon als Sarastro redet endlos auf Koreanisch – was mit einem banalen Satz übersetzt wird. Das wirkt keineswegs albern. In der Arie der Pamina (Sopranistin Cathrin Lange) sorgt die Kamera für ein Großbild mit den Mädchen des Kinderkammerchors, der nach anfänglichem Auftritt nur noch dezent in Erscheinung tritt.

Das gesanglich hervorragende Ensemble besticht durch spielerischen Esprit. Der komödiantische Angelpunkt der Aufführung ist Bariton David Pichlmaier mit einer geschmeidig-pointierten Umtriebigkeit. Der klar konturierte, nie auftrumpfende Mozartklang des Dirigenten Michael Nündel wirkt einnehmend frisch, auch ohne die Ruppigkeiten à la Originalklang. Mit lyrischem Schmelz wie auch Kern gibt Tenor João Terleira den Tamino; liedhaft ist der Vortrag der Sopranistin Olivia Yang als Papagena. Ein glühend-furioser Bravourauftritt gilt der grandiosen Danae Kontora als grauhaarig new-wave-artige Königin der Nacht.

Weitere Aufführungen am 1., 13., 23., und 26. Dezember.

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