Darmstadts OB-Wahlsieger Benz: „Damit hat keiner von uns gerechnet“
Darmstadts neuer OB Hanno Benz (SPD) im Interview über seinen deutlichen Sieg bei der OB-Wahl und seine politischen Pläne.
Darmstadt – Nach einem aufregenden Wahlsonntag (2. April) und seinem Sensationserfolg in der OB-Stichwahl in Darmstadt hat der SPD-Politiker Hanno Benz der Frankfurter Rundschau ein erstes Interview gegeben. Dabei geht es auch um die künftige Zusammenarbeit mit den politischen Gegnern.

Darmstadts neuer OB Hanno Benz (SPD): Wechselstimmung vor der Wahl gespürt
Herr Benz, haben Sie am Sonntagabend mit Ihrem Vater noch auf Ihren Sieg angestoßen?
Wir haben im Kreise der Parteifreundinnen und -freunde gefeiert. Selbstverständlich habe ich auch mit meinem Vater gesprochen.
Haben Sie selbst mit der Deutlichkeit Ihres Siegs gerechnet?
Wir haben in den letzten Tagen und Wochen vor der Wahl schon gespürt, dass es eine Wechselstimmung gegeben hat. Insofern haben wir gewusst, dass es ein gutes Ergebnis geben kann. In dieser Deutlichkeit hat aber keiner von uns damit gerechnet.
Wie wollen Sie mit den Dezernenten zusammenarbeiten, die bei der OB-Wahl angetreten sind, aber gegen Sie verloren haben?
Ich denke, das Wahlergebnis hat für alle deutlich gemacht, dass die Themen, die in Darmstadt im Moment diskutiert werden, nicht zur Zufriedenheit der Menschen bearbeitet worden sind. Wir alle – das gilt für mich und für die Kolleginnen und Kollegen im Magistrat – sind verpflichtet, im Sinne und für die Stadt Darmstadt zu arbeiten.
Wie kann das gehen? Indem Sie sich zurücknehmen oder sich die anderen zurücknehmen?
Die Hessische Gemeindeordnung regelt klar, wer die Aufgabenverteilung im Magistrat vornimmt. Wir werden uns daran orientieren.
Sie hatten angekündigt, dass Sie als OB die Dezernate neu zuschneiden wollen – unter anderem das Mobilitätsdezernat Ihres OB-Kontrahenten Michael Kolmer. Ist jetzt damit zu rechnen?
Die Hessische Gemeindeordnung sagt ganz klar, dass der Oberbürgermeister die Geschäftsverteilung des Magistrats vornimmt. Davon werde ich Gebrauch machen. Ich glaube, dass wir das Thema Verkehr deeskalieren müssen. Deswegen finde ich es gut, die Aufgaben einerseits für Klimaschutz und andererseits für Mobilität auf zwei starke Schultern aufzuteilen und das jetzige Superdezernat so zu verteilen, dass sich zwei Dezernenten um diese wichtigen Aufgaben kümmern können.
Zur Person: Darmstadts OB Hanno Benz (SPD)
Hanno Benz, 50, ist der Sohn des früheren Oberbürgermeisters Peter Benz. Er saß ab 2001 für die SPD im Stadtparlament, wurde 2006 Fraktionsvorsitzender und trat nach der Kommunalwahl 2016 sein Stadtverordneten-Mandat nicht mehr an.
Er arbeitet in leitender Position bei der Mainova, hat eine Lebensgefährtin und zwei erwachsene Kinder.
Darmstadts neuer OB Hanno Benz (SPD): „Die Stadt ist die Summe ihrer Stadtteile“
Also Mobilität auf Ihren Schultern?
Ich hatte schon vor der Wahl erklärt, wie ich mir die Verteilung vorstelle. Um die Frage anzugehen, was Paul-Georg Wandrey (CDU) als Mobilitätsfrieden bezeichnet hat, hatte ich angekündigt, ihm die Aufgaben im Mobilitätsdezernat zu übertragen. Über alles Weitere werde ich mir bis zur Amtsübernahme Gedanken machen.
Sie müssen gegen die Koalitionsmehrheit regieren. Ist Ihnen schon signalisiert worden, dass es ein Miteinander geben kann?
Der Gesetzgeber hat solche Situationen durch die Direktwahlen geschaffen. Insofern sind alle Demokraten verpflichtet, zusammenzuarbeiten. Das Votum vom Sonntagabend zeigt, dass es an vielen Stellen Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik gibt. Deshalb bin ich überzeugt davon, dass die Koalition das auch so analysieren und die Zusammenarbeit mit mir suchen wird, so wie ich die Zusammenarbeit mit der Koalition suche.
Was, glauben Sie, waren die Gründe für Ihren Wahlsieg?
Wir haben deutlich machen können, dass wir wieder alle Menschen und die ganze Stadt in den Blick nehmen müssen. Die Stadt ist die Summe ihrer Stadtteile. Das unterscheidet uns von der bisherigen Politik.
Wie wollen Sie sich auf Ihr Amt vorbereiten?
Wir haben etwas mehr als 80 Tage Zeit bis zur Amtsübernahme. Ich werde das mit meiner Partei gründlich vorbereiten. Ich habe heute den amtierenden Oberbürgermeister um einen Termin gebeten, den er leider erst Ende des Monats möglich machen kann. Deshalb werde ich andere Gespräche vorziehen und den Austausch mit den Dezernenten und den Fraktionen suchen.
Das Interview führte Annette Schlegl.