40 000 Personen auf 999 Seiten

Dieburg - „Dieses Buch wird vielen Dieburgern helfen, ihre Familien bis ins 16. Jahrhundert zu verfolgen“: Wer solch ein Versprechen gibt, kann sich entsprechender Aufmerksamkeit in seiner Zielgruppe sicher sein. Von Jens Dörr
So auch Brigitte Olschewski: Die in Frankfurt lebende Frau schaute am Mittwochabend in den restlos besetzten Kammersaal des Fechenbach-Schlosses. Hundert Gäste wohnten der Vorstellung ihres Werks mit dem Titel „Familienbuch Dieburg 1603 - 1900 mit Filiale Klein-Zimmern“ bei - damit war kein Stuhl mehr frei. Neben Bürgermeister Dr. Werner Thomas und einigen weiteren Ehrengästen aus Politik und Kirche waren mit Andreas Stephan auch der Verleger sowie mit Steffen Olschewski der Sohn der Autorin vertreten.
„Sie fragen sich sicher, wie jemand aus Frankfurt auf die Idee kommt, solch ein Buch zu schreiben“, sagte Olschewski bei ihrer Ansprache, um anschließend direkt die Antwort zu geben: Sie habe einen vielfältigen Bezug zur Stadt an der Gersprenz, sei ihr sehr verbunden. Olschewski verbrachte ihre Kindheit, die teils mit dem Zweiten Weltkrieg zusammenfiel, in Dieburg, wurde hier eingeschult und empfing die Heilige Kommunion. Ihre Mutter - aus dem Hause Liller stammend - sei zudem gebürtige Dieburgerin. Als Olschewski 1996 mit der Recherche begann, ahnte sie kaum, dass sie 18 Jahre später ein 999 Seiten umfassendes Werk auf den Markt bringen würde und sich das Internet derart verbreitet haben würde, dass auch sie nicht auf seinen Nutzen als Ergänzung zum Printexemplar verzichten wollte: Dort bewirbt sie das Buch nicht nur mit einigen grundlegenden Informationen, sondern bietet auch ein Namens- und Ortsregister an.
Von Abel und Abraham bis Zündel und Zumboll sind dort die Verweise auf die Seiten verzeichnet, die sich im Buch mit den entsprechenden Namen und Familien befassen. So lohnt es sich vorab, zu kiebitzen, welche Rolle der eigene Name in der Geschichte Dieburgs und der näheren Umgebung spielte und wie die familiären Zusammenhänge aussehen. Der verbreitete Dieburger Name Enders etwa erhält im Register mehr als 100 Querverweise. Auch Sattig lasse auf Dieburg schließen, Löbig auf Münster, nannte Olschewski weitere Beispiele.
Akribische Arbeit
Insgesamt 10.000 Familien und 40.000 Personen dokumentierte sie in fast zwei Jahrzehnten akribischer Arbeit. Die Recherche endete aus Datenschutzgründen im Jahr 1900 - von dem an es für heutige Dieburger allerdings kaum ein Problem sein dürfte, die weiteren 114 Jahre in der Familienlinie weiter zu zeichnen. Olschewski schilderte, woher sie die Daten bekam: aus Kirchenbüchern, Zivilstandsdaten der Stadt Dieburg, Stadtarchiven, Jahrbüchern des Heimatvereins, Steuerlisten, dem Namensbuch des Dieburgers Valentin Karst, dem Häuserbuch für die Jahre 1803 bis 1950 und einigen Unterlagen mehr. Für einige Familien dokumentierte sie damit bis zu 300 Jahre Dieburger Familiengeschichte, zeichnete diese aber auch für Münsterer, Altheimer, Eppertshäuser, Ober-Röder und Urberacher nach. Die Orte gehörten vor 1662 der Pfarrei Dieburg an - womit auch die Taufen erfasst wurden. Obgleich nicht immer alles wunderbar einfach zum Übertragen ins Buch bereitgelegen habe, wie Olschewski Hürden bei ihrer viel Kondition und Geduld erfordernden Arbeit beschrieb: So waren in den Kirchenbüchern zum Beispiel nicht immer die Geburtsorte der Getauften verzeichnet.
Das Buch im A4-Format und festen Einband, das auch Auswandererlisten für Dieburg und Klein-Zimmern sowie die Dieburger Juden ab 1875 verzeichnet, ist zum Preis von 50 Euro erhältlich und kann online unter shop.gendi.de sowie telefonisch unter s 06162 9389809 bestellt werden. Das Namens- und Ortsregister ist am einfachsten über Google und den Suchbegriff „Familienbuch Dieburg“ (anschließend Klick aufs erste Suchergebnis) zu finden.