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„Widerliche Gleichgültigkeit“: Ärger über zerstörtes Getreidefeld in Dietzenbach

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Von: Niels Britsch

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Zerstörtes Getreide im Weizenfeld: Wegen eines Bauvorhabens wurde vorab bei Grabungen der Boden untersucht, dabei wurden Siedlungsspuren entdeckt.
Zerstörtes Getreide im Weizenfeld: Wegen eines Bauvorhabens wurde vorab bei Grabungen der Boden untersucht, dabei wurden Siedlungsspuren entdeckt. © p

Bei archäologische Grabungen wird in Dietzenbach ein Feld in Mitleidenschaft gezogen. Nun äußern sich die verantwortlichen Behörden.

Dietzenbach – Richard Losch ist empört. In einem Feld zwischen Schmittgraben und der Gottlieb-Daimler-Straße in Dietzenbach (Kreis Offenbach) hat er einen großen Graben entdeckt, der sich quer durch das Getreide zieht. Diese „Zerstörung von Grundnahrungsmittel“ kann er nicht nachvollziehen.

„Gerade jetzt, wo viele hungern, weil sie keinen Weizen bekommen können“. Er fragt, warum kurz vor der Ernte des Getreides ein Teil des Feldes zerstört wurde? Einen Übeltäter hat unser Leser auch schon ausgemacht: „Wie uninteressiert kann eine Behörde denn noch sein? Das ist eine widerliche Gleichgültigkeit gegenüber den gegenwärtigen Problemen.“

Zerstörtes Feld in Dietzenbach: Kreis Offenbach kennt Verantwortliche

Doch was hat es mit der Schneise der Verwüstung auf sich? Wer ist dafür verantwortlich? Bei der Stadt Dietzenbach verweist man auf den Kreis. Dort teilt eine Sprecherin mit, dass der Kreis Offenbach nicht immer über alle Bauprojekte informiert sei, da nicht sämtliche in Betracht kommenden Maßnahmen von der Bauaufsicht des Kreises abgesegnet werden müssten. „Wenn zum Beispiel auf einem privaten Grundstück Leitungen zur Bewässerung verlegt werden, sind diese genehmigungsfrei.“

Doch weil bei einem Graben derartigen Ausmaßes durch ein Feld auch naturschutzrechtliche Aspekte eine Rolle spielten könnten, fragt die Sprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion lieber noch einmal bei der zuständigen Abteilung im Kreishaus nach – und siehe da: „Im Vorfeld des Neubaus der Pro Arbeit hat das Landesamt für Denkmalpflege dort Grabungen unternommen“, heißt es aus dem Kreishaus. Solche Arbeiten seien üblich, für den Zeitpunkt der Grabungen sei indes nicht der Kreis verantwortlich, verweist die Sprecherin auf die Zuständigkeit des Landesamts für Denkmalpflege (LfD).

Kreis Offenbach plant Neubau für Pro Arbeit in Dietzenbach

Dort bestätigt man die Arbeiten, die notwendig geworden seien, weil im näheren Umfeld „Bodendenkmäler aus verschiedenen Epochen“ existierten, erläutert eine Sprecherin. Bei den Grabungen seien Siedlungsspuren entdeckt worden, „welche zum jetzigen Stand zeitlich noch nicht eingeordnet werden können“, heißt es aus dem LfD weiter. Verantwortlich für die Untersuchungen sei eine archäologische Fachfirma, die vom „sogenannten Verursacher der Bautätigkeit beauftragt wurde“ – also in diesem Fall das Jobcenter (Pro Arbeit) des Kreises Offenbach.

Bleibt die Frage, ob es notwendig war, das Feld zu zerstören. „Den Zeitpunkt der Durchführung des geforderten archäologischen Gutachtens bestimmen nicht wir als Denkmalfachbehörde“, teilt die LfD-Sprecherin mit. Dies sei immer eine Frage des konkreten Planungsstandes und dessen Zeitplan. „Folglich können wir die Frage des Zeitpunktes nicht beantworten.“

Landesamts für Denkmalpflege: Bauträger für Absprachen verantwortlich

„Betretungsrechte, landwirtschaftliche Nutzung, Naturschutz, aber auch Maßnahmen zur Gefahrenabwehr wie Kampfmittel und Leitungsverläufe müssen selbstverständlich im Vorfeld geklärt sein“, erläutert sie das übliche Vorgehen. „Dies ist ebenso Aufgabe des Vorhabenträgers beziehungsweise des beauftragten Planungsbüros im Rahmen der Gesamtplanung.“

Den Unmut von Richard Losch können die Erklärungen der Behörden nicht besänftigen: „Wenn es um eine Denkmal-Erforschung geht, wäre es ja überhaupt nicht notwendig gewesen, die Teil-Zerstörung eines Weizen- und Gersten-Feldes vor der Ernte zu machen, denn das vermutete Denkmal liegt wohl seit Jahrhunderten an der Stelle und hätte auch noch drei Monate auf eine Entdeckung gewartet.“ (Niels Britsch)

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