Banken-Ärger im Kreis Offenbach: Sparkasse und Volksbank schließen Filiale
Sparkasse und Volksbank schließen ihre gemeinsame Geschäftsstelle auf dem Hexenberg in Dietzenbach. Kunden müssen nun auf Filialen in der Altstadt ausweichen.
Dietzenbach – Jan Richter hat kein Verständnis für die Entscheidung der Sparkasse Langen Seligenstadt. In einem Brief teilt die Bank ihm mit, dass die Selbstbedienungs-Filiale in der Alsfelder Straße auf dem Hexenberg im April geschlossen werden soll. Der Grund seien rückläufige Besucherzahlen. Richter empfindet es jedoch als armselig, solch eine kleine Filiale zu schließen.
Schließlich könnten die Geschäftsräume mit den drei Geräten nicht soviel Geld kosten, zumal sich die Sparkasse diese mit der Volksbank Dreieich teilt. In einem Antwortschreiben auf Richters Beschwerde bittet das Kreditinstitut jedoch tatsächlich um Verständnis, dass man die betriebswirtschaftlichen Faktoren berücksichtigen müsse, wie der Bankkunde schildert.
Dietzenbach: Die nächste Anlaufstelle der Sparkasse ist 1,5 Kilometer weg
Er selbst jedoch fragt sich, wie insbesondere die älteren Menschen, die auf dem Hexenberg wohnen, künftig ihre Bankgeschäfte tätigen sollen. „Ich sehe viele Senioren, die sich in der Bank noch ganz klassisch ihre Kontoauszüge ausdrucken“, schildert Richter. Falle diese Möglichkeit in der Alsfelder Straße weg, müssten die Kunden bis in die Altstadt. Die nächste Anlaufstelle der Sparkasse ist also rund 1,5 Kilometer weg.
Dass das insbesondere für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ein Problem ist, weiß auch Helmut Helfrich. Der Dietzenbacher wohnt ebenfalls auf dem Hexenberg und ist aufgrund seiner 100-prozentigen Behinderung stark eingeschränkt. Wie berichtet, ist die SB-Filiale die einzige Anlaufstelle, die er noch selbstständig erreichen kann. Wird diese nun ebenfalls geschlossen, ist Helfrich, wie einige andere Bewohner des Viertels, auf fremde Hilfe angewiesen.
„In Dietzenbach gibt es dann nur noch zwei Geschäftsstellen der Sparkasse“
Für Jan Richter ist die angekündigte Schließung zudem ein Zeichen, dass der Service in der Kreisstadt immer weiter zurück geht. „In Dietzenbach gibt es dann nur noch zwei Geschäftsstellen der Sparkasse“, sagt er. Das sei schwach. Zumal er mittlerweile fünf Euro Kontoführungsgebühren im Monat zahle und keinen persönlichen Service in Anspruch nehme. „Das heißt, ich zahle den Großteil meiner Gebühren im erweiterten Sinne unter anderem für diese Filiale“, argumentiert er.

Sparkasse und Volksbank hingegen betonen, dass der Kunde im Mittelpunkt steht, sie jedoch bereits seit Jahren einen Rückgang bei der Auslastung der Geschäftsstelle feststellten. Aus diesem Grund habe man sich bereits im Jahr 2007 dazu entschieden, den Standort gemeinsam zu betreiben, erläutert Eric Pammler. „Dennoch mussten wir weiter sinkende Zahlen beobachten“, fährt der Volksbank-Sprecher fort. So seien die Transaktionen in einem Zeitraum von 2018 bis 2022 um 28 Prozent zurückgegangen. Sparkassen-Sprecher Markus Post spricht hingegen von einer Abnahme von über 30 Prozent seit 2016.
„In jüngster Zeit kamen pro Stunde nur noch zwei bis drei Kunden der Sparkasse und der Volksbank in die Geschäftsräumlichkeiten“, fügt er hinzu. Gründe für das schwindende Interesse sehen beide Vertreter in den gewachsenen digitalen Angeboten der Banken sowie in der Nutzung von Giro- oder Kreditkarte.
Dietzenbach: Banken-Mitarbeiter kommen bei Bedarf zu den Kunden nach Hause
Auf die Frage, welche Alternativen es für ältere Menschen geben wird, entgegnen Pammler und Post, dass diese sich bereits heute oft per Telefon beraten ließen. Außerdem kommen Mitarbeiter beider Banken bei Bedarf zu den Kunden nach Hause. Darüber hinaus weisen die Sprecher darauf hin, dass die Möglichkeit zur persönlichen Ansprache in den jeweiligen Filialen in der Altstadt auch weiterhin gegeben sei. (Anna Scholze)
Mit den Stimmen der Koalition aus CDU und SPD verabschiedet der Kreistag des Kreises Offenbach den Haushalt für das Jahr 2023. Grüne, Linke, FDP und Freie Wähler lehnen den Entwurf ab, die AfD enthält sich.