Banken-Ärger: Altbürgermeister kritisiert Schließung von Filiale im Kreis Offenbach
Die angekündigte Schließung der gemeinsamen Filiale der Sparkasse Langen-Seligenstadt und Volksbank Dreieich in Dietzenbach sorgt weiter für Unmut.
Dietzenbach – Nach unserer Berichterstattung meldet sich nun Altbürgermeister Stephan Gieseler (CDU) zu Wort. In seiner Stellungnahme wirft er insbesondere der Sparkasse mangelnde kommunale Kompetenz vor. Aus Gieselers Sicht zeigt sich das unter anderem an fehlender Bürgernähe seitens des Geldinstitutes.
Der Christdemokrat sagt: „Der Sparkasse sollte klar sein, dass ihr Wohlstand auch darauf zurückzuführen ist, dass viele Bewohner auf dem Hexenberg über Jahrzehnte ihr erspartes Geld zu der Bank getragen haben.“ Doch nicht nur diese Kunden würden im Stich gelassen. Die Schließung habe, so ist Gieseler überzeugt, einen weiteren Vertrauensverlust in die Sparkasse Langen-Seligenstadt als regionales Bankhaus zur Konsequenz. Dabei solle sich das Institut fragen, inwiefern eine mögliche Ersparnis von rund 20 000 Euro dies wert sei. Für den einstigen Rathauschef ist die aktuelle Vorgehensweise ein Beleg dafür, dass die Bank, „wenn es zu einer Güterabwägung zwischen kommunalen Interessen und betriebswirtschaftlichen Zahlen kommt“, sich für einen noch höheren Gewinn entscheide.

„Dieser wird wahrscheinlich auch im Jahre 2023 wieder überwiegend in der Bank verbleiben“, kritisiert Gieseler weiter und bezieht sich damit auf den zweiten Grund, der nach seinem Dafürhalten für eine mangelnde kommunale Kompetenz spricht. Der CDUler verdeutlicht, dass die Gewinnbeteiligung der kommunalen Träger, also der Städte, in denen die Sparkasse Langen-Seligenstadt ansässig ist, zu gering sei. Als Beispiel führt er die Bilanz des Jahres 2021 auf. In diesem Zeitraum habe das Institut laut dem Geschäftsbericht einen Ertrag von acht Millionen Euro erwirtschaftet.
Dietzenbach: Bürgermeister Dieter Lang steht in der Kritik
Davon habe es jedoch wieder einmal lediglich 15,6 Prozent an ihre kommunalen Träger ausgeschüttet. 85 Prozent seien zur eigenen Sicherheit im Haus verblieben. „So hat es die Sparkasse erneut geschafft, beim Kapitaleigenanteil zu den Spitzenreitern im Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen zu gehören“, fährt Gieseler mit sarkastischem Unterton fort.
Seine Kritik bezieht sich allerdings nicht ausschließlich auf die Bank. Auch Bürgermeister Dieter Lang (SPD) ist nach Gieselers Meinung als Verwaltungschef und Mitglied des Sparkassen-Verwaltungsrates seiner Verantwortung nicht gerecht geworden. „Dem Vorstand einer Sparkasse kann man fehlendes Fingerspitzengefühl für die Belange eines Ortsteils verzeihen, einem Bürgermeister jedoch nicht“, attackiert er seinen Nachfolger.
Lang müsse klar sein, dass mit dem Verschwinden der Bankfiliale die ohnehin schwache Infrastruktur in diesem Ortsteil weiter geschwächt werde. Dazu sagt der Bürgermeister auf Nachfrage, dass er mit dem Sparkassen-Vorstand über die Standortschließung im Gespräch gewesen sei. Dabei habe man ihm die betriebswirtschaftlichen Gründe, die für diesen Schritt sprechen, dargelegt. Einen Verhandlungsspielraum habe es dabei nicht gegeben.
Bankfiliale in Dietzenbach: „Werbe dafür, dass sich die Sparkasse ihrer kommunalen Wurzeln besinnt“
Lang ist jedoch davon überzeugt, dass mit den drei verbleibenden Geschäftsstellen weiterhin ein gutes Angebot für Sparkassen-Kunden bestehe, dass es so in anderen Kommunen nicht gebe. Weiterhin ist er sich sicher, dass die Bank insbesondere die älteren Menschen auf dem Hexenberg nicht alleine lassen werde.
Stephan Gieseler indessen schließt seine Stellungnahme mit dem Appell ab: „Dringend werbe ich dafür, dass sich die Sparkasse Langen-Seligenstadt ihrer kommunalen Wurzeln besinnt und ihre getroffene Entscheidung zugunsten der Bewohner des Ortsteils Hexenberg überdenkt.“
Bis Redaktionsschluss hat die Sparkasse auf Anfrage unserer Zeitung keine Stellungnahme abgegeben. (Anna Scholze)