Neuer Name, gleicher Akteur im Spessartviertel

Die Kontroverse um die fünf Hochhäuser im Spessartviertel geht in die nächste Runde. Es gibt zwar eine neue Verwaltungsfirma, aber mit einem bekannten Akteur.
Dietzenbach – Neuer Name, gleicher Akteur: In der aktuellen Erbbauberechtigtenversammlung der fünf Hochhäuser im östlichen Spessartviertel haben die Teilnehmer und Vollmachtsgeber eine neue Verwaltungsfirma gewählt. Damit ist die vom Gericht jährlich gerügte „Immobilienverwaltung Rosenpark GmbH“ erst einmal Geschichte. Nicht jedoch die handelnden Personen.
Geschäftsführer der nun eingesetzten „Immobilienverwaltung FFM GmbH“ ist Marcel Haufschild, über Jahre eifriger Hintermann schon bei der Rosenpark GmbH. Gerade ihn hatte das Gericht zuletzt „aufgrund seiner Verflechtungen“ mit dafür verantwortlich gemacht, dass Verwalter-Wahlen ungültig waren. Hatte Haufschild doch einen Sitz im Verwaltungsbeirat und arbeitete zugleich für ein monatliches Einkommen als Berater der Rosenpark-Hausverwaltung. Nun also hat er als Geschäftsführer des neuen Unternehmens gleich komplett die Fäden in die Hand genommen.
Dietzenbach: Methode „Namenswechsel“ im Spessartviertel nicht das erste Mal angewendet
Teilgenommen an der Versammlung im September hatten 43 Eigentümer, viele weiter hatten Vollmachten unterschrieben, so dass ihr Votum ebenfalls in die Abstimmungen einging, heißt es in einem Protokoll. Vorausgegangen war der Sitzung einmal mehr ein Schauspiel mit Kleinkrimi-Charakter: Wegen einer angeblichen schriftlichen Morddrohung gegen einen Mitarbeiter des Hotels, in dem die Zusammenkunft stattfand, wurde Dieter Bracht, Eigentümer, stetiger Kritiker und ehemaliger Verwalter, per einstweiliger Anordnung von der Teilnahme ausgeschlossen. Er habe die Erbbauberechtigtenversammlung verhindern wollen, heißt es. Mit Bracht zusammen flossen Stimmen nicht ein, für die er die Vollmacht hatte.
Dabei ist die Methode „Namenswechsel“ nicht zum ersten Mal benutzt worden, wenn es um die Geschicke der fünf Hochhäuser mit insgesamt 1019 Wohnungen geht. Ihren ersten Auftritt hatte die „Immobilienverwaltung Rosenpark“, als sie im März 2017 namentlich die damals eingesetzte „Adam Liegenschaftsverwaltung“ unvermutet ablöste. Dabei wurde der Geschäftsführer Sven Adam, der als Treuhänder für Marcel Haufschild agierte, durch Alexander Minch ersetzt. Vorausgegangen war ein Streit zwischen Adam und Haufschild, angeblich sogar mit heftigen körperlichen Auseinandersetzungen.
Hochhäuser im Spessartviertel: Klage über gefälschte Vollmachten und überteuerte Versicherungen
Seitdem wurde jede Wahl der Rosenpark GmbH vom Amtsgericht Offenbach für ungültig erklärt, zuletzt per Entscheid vom Juli 2021. Konsequenzen gab es indes bisher nicht. Obwohl vom Gericht neben der Beteiligung von Haufschild unter anderem moniert wurde, dass die Verwaltung „unstreitig“ in erheblichem Umfang Geld zulasten der Gemeinschaft ausgegeben habe. Es mangele an den notwendigen Beschlüssen, was eine „grobe Verfehlung“ darstelle. Unter anderem darauf weist auch Bracht, den die bisherige Verwaltung als „Unruhestifter“ bezeichnet, seit Jahren regelmäßig hin.
Er beklagt etwa gefälschte Vollmachten bei den Versammlungen, überteuerte Versicherungen, viel zu hohe Kosten für Hausmeister und Reinigung. Dazu sei eine Sonderumlage in Höhe von 500.000 Euro gekommen. Notwendig sei sie zur Tilgung von Schulden von annähernd einer Million Euro, die bei Stadtwerken, Städtischen Betrieben und Energieversorgung Dietzenbach für Abfallentsorgung, Frisch- und Abwasser sowie Fernwärme aufgelaufen sind.
Dietzenbach: Chaotische Zustände im Spessartviertel wegen Energiekrise?
Gerade im Bereich der Energiekosten macht sich auch Kristof Felsoe große Sorgen. Seit zehn Jahren ist er Eigentümer einer Wohnung im Spessartviertel. „Ich habe einen guten Mieter, aber das ist auch schon alles, was dort positiv ist“, erzählt er. Gerade die Auflistung der Nebenkosten stelle ihn regelmäßig vor große Herausforderungen. „Es liegen keine belastbaren Daten vor und so kann ich meinem Mieter auch keine rechtssichere Abrechnung und keine vorausschauende Anpassung bieten“, klagt er. Seit Jahren werde lediglich nach dem Wirtschaftsplan gehandelt, „aber was passiert, wenn der geändert werden muss?“
Gerade angesichts der derzeitigen Lage auf dem Energiemarkt befürchtet der Eigentümer chaotische Zustände für die Zukunft. „Es wird vor allem die Menschen treffen, die sich hohe Nachzahlungen nicht leisten können.“ Immerhin wurden bei der letzten Versammlung die Jahresabrechnungen 2019 und 2020 beschlossen. Von der neuen Verwaltungsfirma hat Felsoe bisher aber noch nichts gehört. Nun überlegt er, seine Wohnung zu verkaufen. Dabei betont er: „Es geht mir nicht um einen eventuellen Gewinn, aber was sich dort abspielt, ist einfach nicht zu ertragen.“ Indes teilt die Rosenpark GmbH zum Abschied mit: „Wir wünschen der neuen Hausverwaltung alles Gute und Durchhaltevermögen im sozialen Brennpunkt Dietzenbach.“ (Barbara Scholze)