Zoff um Neubaugebiet: Anwohner wütend – „Haben keine Sonne mehr“

In Dietzenbach bei Offenbach gibt es Zoff um das Neubaugebiet „Hainäcker“. Anwohner in der Grenzstraße sorgen sich wegen neuer Bauten.
Dietzenbach – Wohnraum in der Kreisstadt ist heiß begehrt, das wissen alle Beteiligten. Indes hadern Eigentümer und Mieter der Immobilien an der Grenzstraße damit, dass ihnen das Baugebiet „Die Hainäcker – südlich der Grenzstraße“ direkt vor die Nase gesetzt werden soll. Nun haben sie eine Bürgerinitiative gegründet, um Gehör zu finden.
„Jeder von uns hat pünktlich im letzten Herbst eine Stellungnahme zu den Plänen abgegeben und wir haben mehrfach das Gespräch gesucht, aber bis heute leider ergebnislos“, monieren sie die bisherige Vorgehensweise. Auf einem Areal von rund 12. 000 Quadratmetern soll auf der Grünfläche von der jetzigen Bebauung an der Grenzstraße aus in Richtung Kreisquerverbindung eine reine Wohnbaufläche von rund 9000 Quadratmetern entstehen. Bauträger ist die MB-Massiv-Bau GmbH, die zur Werkmann-Gruppe gehört. Im November 2019 hatte die Stadtverordnetenversammlung (SVV) bereits einen Aufstellungsbeschluss festgelegt, damit ein Bebauungsplan für das Gebiet erstellt werden konnte.
Dietzenbach bei Offenbach: Bürger sorgen sich um Verkehrssituation
Gemäß der vorgeschriebenen Verfahren wurden anschließend die Träger der öffentlichen Belange gehört und die Anwohner konnten sich äußern. Mit den Ergänzungen, die als maßgeblich befunden wurden, soll nun in der kommenden SVV-Sitzung am Freitag, 28. Mai, die Offenlage, mit der die Öffentlichkeit am Planungsprozess beteiligt wird, beschlossen werden. Ebenso steht im Bauausschuss am Mittwoch das Thema auf der Agenda.
Gebaut werden soll eine Mischung aus Gebäudetypen für verschiedene Bevölkerungsgruppen: ein Mehrfamilienhaus mit neun Wohnungen, vier Mehrfamilienhäuser mit je fünf Wohnungen, sechs Atriumhäuser, zwölf Reihenhäuser und acht Doppelhäuser. Sorgen macht den Anwohnern nun etwa die Verkehrssituation. Ein U-förmiges Wegenetz von der Grenzstraße ausgehend soll entstehen, die Hauptzufahrt ist aus Richtung Westen von der Schillerstraße her geplant.
Neubaugebiet „Hainäcker“ bei Offenbach: Höhe der Bebauung problematisch
Zugrunde liegt den Plänen eine Untersuchung aus dem Jahr 2015, die eine Nutzung von 340 Fahrzeugen pro Tag verzeichnet. „Die Belastung ist heute aber viel größer, vor allem auch aufgrund des vermehrten Lieferverkehrs“, stellt das Team der Bürgerinitiative fest. Bereits jetzt sei der Verkehr in dem Quartier am Anschlag, jeder, der den benachbarten Bauhof aufsuche oder in den anliegenden Geschäften einkaufe, wisse das. Auch eventuelle Halteverbote würden da nichts retten. „Darüber hinaus werden Stellplätze fehlen und wir müssen mit viel mehr Lärm rechnen“, sagen die Anwohner.
Ein weiteres Problem liege in der Höhe der neuen Bebauung. „Bei uns war bei neun Metern Schluss, jetzt gibt es die Erlaubnis, 9,50 Meter hoch zu bauen, dabei sind Solaranlagen, Aufzüge oder Lüftungsanlagen noch gar nicht berücksichtigt.“ Tatsächlich steht in der Planungsvorlage: „Lediglich die Aussicht der angrenzenden Wohnbebauung an der Grenzstraße wird deutlich gemindert.“ Für die neuen Häuser gilt dagegen: „Dank der Dachterrassen entstehen zusätzliche Freiflächen, die einen weiten Blick auf die angrenzende Landschaft ermöglichen.“ Die vorgesehene Gebäudehöhe werde eine „Adressbildung“ hinsichtlich der städtebaulichen Wirkung sein. Einwand der Anwohner: „Wir haben keine Sonne mehr, keinen Ausblick und schauen nur noch auf eine geschlossene und hohe Wand.“
Grenzstraßen Bewohner in Dietzenbach bei Offenbach: Unerfreulicher Blick auf Umweltschutz
Ebenso unerfreulich gestaltet sich gemäß der Grenzstraßen-Bewohner der Blick auf den Natur- und Umweltschutz. Da die Pläne auf einem sogenannten beschleunigten Verfahren beruhen, wird unter anderem von einer Umweltprüfung abgesehen, es wurde aber ein Umweltfachbeitrag erstellt. Dieser räumt ein, dass sich in dem Gebiet Strukturen finden, die als Brut- und Nahrungsraum geeignet sind. Mit dem Turmfalken ist eine streng geschützte Art nachgewiesen, betroffen sind weitere Vogelpopulationen, ebenso wie Fledermausarten, Reptilien wie die Zauneidechse und Schmetterlinge.
Allerdings heißt es in der Schlussfolgerung: Verbotstatbestände seien ausgeschlossen, die Turmfalken könnten etwa auf das Umfeld ausweichen oder in Kästen an den neu entstehenden Häusern angesiedelt werden. „Wir mussten bereits zusehen, wie Bäume gefällt wurden und die Brombeerhecke mit ihren vielen Brutstätten ist komplett weggehäckselt“, heißt es seitens der Anwohner. Das sei umso trauriger, als dass wenig Begrünung geplant sei und dafür eine große Fläche des Stadtgebietes jetzt wieder versiegelt werde. (Barbara Scholze)
Schon bei der Abstimmung der Stadtverordneten über die Pläne der MB-Massiv-Bau GmbH im Jahr 2019 stieß das Vorhaben in Dietzenbach bei Offenbach auf wenig Zustimmung.