Auf dem Gelände der Alten Stadtgärtnerei wird das Erdwärmepotenzial ermittelt

Der Klimawandel und die weltpolitischen Ereignisse machen es deutlich: In Sachen Heizen steht der Zeiger auf erneuerbare Energien. Dabei gibt es verschiedene Alternativen zu Öl und Gas. Eine davon ist die Geothermie – oder in anderen Worten: das Heizen mit Erdwärme.
Dietzenbach – Eine Methode, die etwa in entstehenden Quartieren der Kreisstadt wie den Rosengärten und den Hainäckern Anwendung finden kann. So findet derzeit auf dem Gelände der Alten Stadtgärtnerei (Grenzstraße 47) eine Erkundungsbohrung statt, die Aufschluss über das Erdwärmepotenzial der Region geben soll. Dabei ist Dietzenbach aktuell im Landkreis Offenbach die einzige Kommune, die eine solche Bohrung beauftragt hat. Durchgeführt wird das Projekt vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Zusammenarbeit mit der Landesenergieagentur Hessen (LEA). Letztere ist es auch, unter deren Aufsicht sich aktuell ein Bohrgerät 100 Meter in die Tiefe arbeitet. Hat es seine Pflicht getan, wird eine Erdwärmesonde in das Loch eingesetzt. In die verbleibenden Hohlräume kommt ein Gemisch aus Zement und Bentonit, das für einen hohen Wärmeaustausch zwischen Sonde und Erdreich sorgen soll. Schließlich wird in rund zwei Wochen ein „Thermal-Response-Test“ durchgeführt. Mit den daraus gewonnen Daten sowie der Untersuchung von Gesteinsproben kann die HLNUG dann das Erdwärmepotenzial bestimmen.
Außerdem lässt die Tatsache, dass die Erkundungsbohrung in einem Wasserschutzgebiet stattfindet, weitere Schlüsse zu, was es in solch einem sensiblen Bereich zukünftig bei der Installation von Geothermieanlagen zu berücksichtigen gilt, wie die LEA mitteilt. Zu finden sind diese sowie die übrigen Erkenntnisse auf der Internetseite des Landesamtes. Sie sollen zukünftigen Bauherren die Planung einer Anlage erleichtern. Denn fehlt etwa die Bestimmung des Potenzials, müssen sie sich auf Schätzungen verlassen. Das kann jedoch dazu führen, wie der HLNUG-Geologe Sven Rumohr bei einem Vororttermin erklärt, dass die Anlage am Ende zu klein oder zu groß und damit zu teuer wird. Ziel des Projektes ist es somit, neben der Erkenntnis über das Standortpotenzial den Menschen auch die Unsicherheit hinsichtlich der Geothermie zu nehmen, wie die Vertreter der HLNUG und LEA betonen.
Konkrete Aussagen, inwiefern das Ergebnis der Erkundungsbohrung Schlüsse über die Effizienz der Geothermie am Standort zulässt, wollten die Projektverantwortlichen allerdings noch nicht treffen. Das lasse sich, wie Rumohr, begründet, nicht pauschal beantworten. Denn die Effizienz hänge zum einen von dem Erdwärmepotenzial vor Ort und zum anderen vom Wärmebedarf des jeweiligen Hauses ab. So habe das Stadtgebiet Frankfurt etwa eine geringe Wärmeleitfähigkeit, dafür seien dort jedoch die Temperaturen höher als in anderen Gebieten. Es müsse also weniger geheizt werden als beispielsweise im Vogelsberg. „Ich kenne kein Projekt, das abgebrochen wurde wegen eines zu schlechten Potenzials“, ist Rumohr bestrebt, etwaige Bedenken aus dem Weg zu räumen. Gegebenenfalls bohre man bis zu 20 Meter tiefer, um eine bessere Leitfähigkeit zu erzielen.
Gleichzeitig dürfe man den Menschen jedoch nicht zu viel versprechen. „Es ist keine günstige Technik“, so der Geologe weiter. Dafür lohne sich die Investition auf lange Sicht, was die Energiekosten angehe. Zumal Geothermieanlagen gefördert werde, wie vonseiten der LEA ergänzt wird. (Von Anna Scholze)