Bericht über Kommunalisierung der Dietzenbacher Volkshochschule im Sozialausschuss präsentiert

Weg vom Verein und hin zur Stadt: Möglicherweise steht die Dietzenbacher Volkshochschule (Vhs) vor großen Veränderungen.
Dietzenbach - Wie einem Bericht für die kommende Stadtverordnetenversammlung am Freitag, 23. September, zu entnehmen ist, soll der bisherige Trägerverein der Bildungseinrichtung aufgelöst und die Vhs von der Stadt übernommen werden. Das könnte den Fortbestand sichern, sehen die derzeit Verantwortlichen doch keine Zukunftsperspektive mehr. Die Arbeit sei im Ehrenamt nicht mehr zu leisten, teilte Gudrun Rahn, Vorsitzende des Vhs-Vereins, im Sozialausschuss mit.
Volkshochschule in Dietzenbach: Verein kann Aufgaben nicht mehr bewältigen
Nicht nur, dass es an Kandidaten für die Vereinsarbeit mangele, auch die Komplexität der Aufgaben nehme ständig zu. 1969 wurde die Vhs in der Trägerschaft des Vereins gegründet, der aktuell etwa 100 Mitglieder zählt. Der Vorstand entwickelt die Kursangebote und entscheidet über Personal und Haushalt. Das sei heute nicht mehr üblich, die meisten Volkshochschulen im Kreis befänden sich in städtischer Trägerschaft, sagten nun die Beteiligten.
„Wir planen entsprechend, in der Mitgliederversammlung im kommenden Jahr darum zu bitten, den Verein aufzulösen“, kündigte Rahn an. Indes müsse die Volkshochschule als Institution erhalten bleiben, sodass die Bitte an die Stadt ergehe, im Rahmen einer Kommunalisierung die Trägerschaft zu übernehmen. „Sie würden ein gutes Unternehmen erhalten“, sagte Rahn.
Volkshochschule in Dietzenbach: Entscheidung muss bis Ende getroffen werden
Wie den Bericht zu entnehmen ist, haben zwei Besprechungstermine zwischen Vertretern der Vhs und der Stadtverwaltung bereits stattgefunden. Bürgermeister Dieter Lang (SPD) betonte, die jetzige Vorlage sei lediglich zur Kenntnisnahme und solle in eine anschließende Beschlussvorlage münden. Eine Übernahme durch die Stadt mit der Integration der Volkshochschule in einen der Fachbereiche komme eventuell erst zum Januar 2024 infrage. Indes sagte Petra Lück, langjährige ehemalige Leiterin der Dietzenbacher Vhs: „Wir brauchen bis Ende des Jahres eine Entscheidung, dann können wir die Einzelheiten festlegen.“
Überrascht von der Zeitschiene des möglicherweise anstehenden Projektes zeigte sich unter anderem Thomas Goniwiecha (CDU). „Ich bin ein bisschen geschockt, dass diese Idee so plötzlich auftaucht“, monierte er. Ein Plan für die weitere Handlungsweise sei dringend notwendig, ebenso wie eine komplette Übersicht der Kosten. Bengü Karakuz (SPD) wies allerdings darauf hin, dass die meisten Informationen bereits in dem vorliegenden Bericht enthalten seien.
Volkshochschule in Dietzenbach macht mehr als eine halbe Million Euro Umsatz
Bei den dort veröffentlichten Zahlen heißt es etwa, der Jahresumsatz der Vhs betrage rund 520 000 Euro, der größte Teil umfasse die Kursleitungshonorare, die jedoch über die Kursgebühren gedeckt seien. Der Rest werde ebenfalls mit Angeboten erwirtschaftet, wobei alleine die staatlich finanzierten Integrationskurse rund 140 000 Euro erbrächten. Übrig bleibe am Schluss ein Zuschuss von rund 44 000 Euro durch Stadt und Kreis. „Das ist im Vergleich mit anderen Volkshochschulen ein geringer Betrag“, heißt es. Darüber hinaus verfüge die Vhs über Rücklagen, derzeit in Höhe von rund 140 000 Euro .
Neben der „stabilen Finanzlage“ biete die Vhs mit schlanken Prozessen und einem effizienten Personaleinsatz die besten Voraussetzungen für eine Kommunalisierung, betonten die in der Sitzung anwesenden Vereinsvertreter samt Geschäftsführer Marc Urlen. Die Stadt habe viele Vorteile, unter anderem enge Vernetzungen und die Gelegenheit, Einfluss auf die Ausrichtung der Bildungseinrichtung zu erhalten. Geschaffen werde mit der Übernahme eine stabile Basis für die Einrichtung und eine sichere Situation für die Mitarbeiter. Neben dem Geschäftsführer sind derzeit drei Verwaltungskräfte mit insgesamt 80 Wochenstunden bei der Vhs beschäftigt.
75 Prozent der Personalkosten trägt der Kreis Offenbach, den Rest die Dietzenbacher Einrichtung. „Es besteht die Zusage durch die Volkshochschule des Kreises, dass diese Regelung nach einer möglichen Kommunalisierung der Vhs Dietzenbach fortbestehen kann“, heißt es im Bericht. Ungeklärt sei noch die Zukunft der Hausaufgabenhilfe in der Dietrich-Bonhoeffer-Schule und des Jugendtreffs in der Wilhelm-Leuschner-Straße. „Sie sind eigene Einheiten und werden komplett über Zuschüsse finanziert.“ (Von Barbara Scholze)