Bürger sollen Kreisel an der Rodgaustraße benennen

Er schaffte es in die öffentliche Diskussion, noch bevor er überhaupt existierte: Die Rede ist von dem Kreisel, der aktuell im Zuge der fahrradfreundlichen Umgestaltung der L 3001 an der Kreuzung Offenbacher Straße/Rodgaustraße entstanden ist. Der Ausländerbeirat (ALB) beantragte bereits im Juni vergangenen Jahres das Rund „Helete-Kreisel“ zu nennen.
Dietzenbach - Diesen Namen trug die Stadt Dützbag in der Türkei vor der Gebietsreform. Von dort kommen viele der türkischstämmigen Dietzenbacher, wie der ALB seinen Antrag damals begründete. Das Ansinnen sorgte unter den Stadtverordneten allerdings für eine emotionale Debatte. War doch insbesondere die CDU der Überzeugung, dass es für Unmut sorgen könnte, wenn die Verkehrsinsel nur eine der vielen Dietzenbacher Gruppierung repräsentieren würde. Auch die ALB-Vorsitzende Saliha El Achak gestand damals ein, dass der Beirat wohl noch einiges an Vorarbeit leisten müsse. Also wurde der Antrag geschoben.
Nun, da die Verkehrsinsel, wenn auch zunächst nur als Provisorium, errichtet ist, scheint der einstige politische Sturm, der gar eine Kampfabstimmung befürchten ließ, zu einem lauen Lüftchen herabgestiegen zu sein. Hört man doch von verschiedenen Seiten, dass die Suche nach einem geeigneten Namen ins Stocken geraten ist.
Selbst der ALB teilt mit, dass man sich noch keine tiefer gehenden Gedanken über das Thema gemacht habe. Das im Juni anstehende „Fest ohne Grenzen“ habe zu viele Ressourcen gebunden. Die CDU hingegen spricht sich weiterhin dafür aus, keine Gruppierung zu bevorzugen und hält einen Ideenwettbewerb für den Namen, an dem sich jeder Bürger beteiligen kann, für den besten Ansatz. „Auf diese Weise nehmen wir die Dietzenbacher mit und setzen ihnen nichts vor“, betont etwa der Parteivorsitzende Christoph Mikuschek, der die Christdemokraten im Bauausschuss vertritt. Zustimmung erhält er dabei von der SPD. „Es sollte ein Wettbewerb sein, dessen grobe Vorgabe es ist, dass die vorgeschlagenen Ideen etwas Verbindendes und Integratives haben“, schildert Fraktionsvorsitzender Ahmed Idrees seine Idee.
Kritisch auch hinsichtlich der Gestaltung des Kreisels zeigen sich indessen FDP und FW-UDS. „Ich will zunächst einmal schauen, wie sich die Insel auf den Verkehr auswirkt, und habe deshalb noch keine gefestigte Meinung zur Namensgebung“, sagt etwa Jens Hinichsen von der FW- UDS. So halte er es etwa für bedenklich, dass die Fahrradspur kurz vor dem Kreisel in die Autospur übergehe. Ähnlich sieht das auch Ahmed Idrees: „Es gilt zu überprüfen, inwiefern der rote Streifen kurz vor der Kreiseleinfahrt wieder weggenommen werden kann und den Verkehrsteilnehmern stattdessen rechtzeitig signalisiert wird, dass die beiden Fahrbahnen zu einer Spur werden.“ Sven Hartmann, FDP-Fraktionsvorsitzender, gibt indessen zu bedenken, dass Rad- und Autofahrer im Kreisel selbst gleichberechtigt sind und die Verkehrsführung nach den Aussagen des Planungsbüros Habermehl und Follmann den Vorgaben entspreche. Allerdings glaubt auch Hartmann, dass die Einfahrt, insbesondere für unsichere Radler problematisch sein könnte.
Aus Sicht von Christdemokrat Christoph Mikuschek besteht jedoch auch an einer ganz anderen Stelle des neu gestalteten Streckenabschnitts der L 3001 ein erhöhtes Unfallrisiko. „Die Autofahrer können nicht rechtzeitig sehen, ob jemand die Straße über den Zebrastreifen quert, der während der Baustelle provisorisch eingerichtet wurde“, begründet er seine Befürchtung. Durch die Hecken rechts und links sei die Stelle unübersichtlich. „Da es am Kreisel an der Rodgaustraße mittlerweile wieder einen Fußgängerüberweg gibt, verstehe ich ohnehin nicht, wieso das Provisorium immer noch besteht“, fährt Mikuschek fort.
Immerhin sind Autofahrer, die vom Wappenkreisel kommen, durch die Bauarbeiten an der dahinter befindlichen Bushaltestelle gezwungen, 30 Kilometer pro Stunde zu fahren anstatt der sonst erlaubten 50. Zudem lässt sich beobachten, dass einige Fahrzeuglenker – wohl aus Sorge, jemanden zu verletzen – die Geschwindigkeit zusätzlich herabsenken. (Von Anna Scholze)