Corinna Schäfer leistet mit ihrem Verein humanitäre Hilfe in Krisengebieten

Für Corinna Schäfer ist es eine Selbstverständlichkeit, Menschen in Krisengebieten zu unterstützen. Gemeinsam mit anderen gründete die einstige Dietzenbacherin, die heute in Berlin lebt, Cadus. Geboren wurde der Verein für humanitäre Hilfe aus der Idee von Mitgründer Sebastian Jünemann heraus, die Missstände in der Kommunikation mit den Menschen in Krisengebieten zu beheben. „Uns ist es wichtig, Betroffene aktiv in unsere Projekte einzubinden“, macht Schäfer das Vereinscredo deutlich. Und so sind Mitglieder und Freiwillige vor allem in Syrien, im Irak und mittlerweile auch in der Ukraine mit medizinischen Projekten im Einsatz.
Dietzenbach - Auch Schäfer selbst ist schon an jene Orte gereist, an denen Leid und Zerstörung herrscht. Neben den islamisch geprägten Ländern gehörte auch das Flüchtlingscamp Kara Tepe 2 auf der ostägäischen Insel Lesbos zu ihren Einsatzorten. „Es ist sehr frustrierend zu sehen, dass die Verhältnisse, so wie sie dort sind, eigentlich nicht sein müssten, sondern eher politisch gewollt sind“, sagt die studierte Sozialarbeiterin, die mittlerweile in einer von drei Geschäftsführerpositionen ist. Doch bei all den schrecklichen Bildern habe es ihr viel gegeben, die Menschen unterstützen zu können. Allerdings: In Ländern wie Syrien und dem Irak müsse man sich immer bewusst sein, welchem Risiko man sich aussetze.
Trotz aller Unwägbarkeiten empfindet Schäfer es als Privileg, derart tätig sein zu können. „In Deutschland sind wir in einer Situation, in der wir es uns leisten können, ein Ehrenamt auszuüben“, begründet sie ihre Einstellung. Das sei für jemanden, der etwa in Syrien für den Lebensunterhalt seiner Familie aufkommen müsse, nicht möglich.
Immer im Bewusstsein der Bedeutung ihrer Arbeit, scheute sich Schäfer nicht, in den umkämpften Gebieten die Leitung und somit die Verantwortung für die jeweiligen Cadus-Teams zu übernehmen. „Dabei gilt es jeden Morgen, die Sicherheitslage zu evaluieren“, berichtet sie. Schließlich muss etwa in dem Ort Al-Hol im Nordosten Syriens, in der das größte Geflüchteten-Camp des Landes steht, gewährleistet sein, dass die Helfer unbeschadet von der Unterkunft in das von Cadus betriebene Feldkrankenhaus kommen.
Zusätzlich zu den lebenswichtigen Aufgaben blieb es für Corinna Schäfer als Teamleiterin nicht aus, sich der vielen administrativen Aufgaben anzunehmen. „Es gibt einige Richtlinien, die es bei einem Einsatz in Krisengebieten zu beachten gilt“, sagt Schäfer, deren letzter Einsatz Anfang des Jahres 2021 war. Man könne viel falsch machen, wenn man unvorbereitet sei und nicht schaue, in welche Situation man sich begebe.
Seit Anfang 2020 ruht ihre Aufmerksamkeit auf der Geschäftsführung der Cadus-Hauptniederlassung in Berlin. „Ich bin hier für alle Festangestellten unseres Vereins verantwortlich“, sagt die ehemalige Heinrich-Mann-Schülerin. Außerdem müsse sie die Finanzen im Blick behalten. Dabei seien neben der Förderung durch das Auswärtige Amt die Spenden von Privatpersonen ein wesentliches Element für die Arbeit des Vereins. Mit diesem Geld habe zum Beispiel ein Ambulanzwagen für die Ukraine finanziert werden können. Inzwischen ist der Verein Cadus mit vier Wagen in dem vom Krieg gebeutelten Land unterwegs. Gemeinsam mit acht weiteren Organisationen, deren Einsätze der Verein koordiniert, bringt er schwer verletzte Menschen in Sicherheit. „Wir bringen sie aus dem Osten des Landes über mehrere Stationen bis nach Polen“, erklärt Corinna Schäfer. Ukrainische Ambulanzen dürften die Patienten nicht mehr außer Landes bringen. Um die weitere Versorgung der Verletzten kümmere sich dann der Bund. Außerdem hat Cadus bereits mehrere alte Lastwagen zu mobilen Krankenhäusern umgebaut und in Syrien sowie im Irak Menschen zu Ersthelfern ausgebildet. Mittlerweile jedoch ist die Arbeit des Vereins schwerer planbar geworden, wie Schäfer erzählt. Denn während die Leute zu Beginn des Krieges in der Ukraine noch sehr spendeten, habe das inzwischen aufgrund der Inflation und der Zukunftsängste nachgelassen. (Von Anna Scholze)
Infos im Internet
cadus.org/de/