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Forstamtsleiter Melvin Mika legt Konzepte zur Wiederbewaldung vor

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Von: Barbara Scholze

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Infolge des Sturms wurde eine große Fläche im Wald komplett gerodet, weil das Unwetter dort viele Bäume zerstört hatte.
Infolge des Sturms wurde eine große Fläche im Wald komplett gerodet, weil das Unwetter dort viele Bäume zerstört hatte. © Wittekopf

Der Tag ist unvergessen, vor allem angesichts der immer noch aktuellen Nachwirkungen: Am 18. August 2019 ging ein Unwetter mit schrecklichen Zerstörungen über Dietzenbach hinweg.

Dietzenbach – Der sogenannte Downburst, eine Fallbö, richtete Schäden an zahllosen Häusern an und vernichtete ganze Grünanpflanzungen. Als größtes Opfer entpuppte sich jedoch der Wald. Die Bilanz am Ende: Ein gutes Drittel aller Bäume auf der 600 Hektar großen Stadtwaldfläche wurde unwiederbringlich zerstört, auf einer Fläche von 60 Hektar betraf es vor allem den sogenannten Eulerwald zwischen Kreisquerverbindung und Vélizystraße.

Jetzt, drei Jahre später, kann an eine Wiederbewaldung gedacht werden. Entsprechend hat Forstamtsleiter Melvin Mika den Stadtverordneten einen Bericht zur Lage vorgelegt, der im Bauausschuss auf der Tagesordnung stand. Auch hier gab es erst einmal einen traurigen Rückblick: Unter dem Sturm gelitten haben vor allem Buchenbestände, auch Bäume, die mehr als 100 Jahre alt waren, konnten nicht mehr gerettet werden. In der Gesamtbilanz musste der Forst nach dem Sturm rund 13 000 Kubikmeter Holz schlagen. „Das ist die vierfache Menge dessen, was wir sonst innerhalb eines Jahres ernten“, teilte Mika mit. Er betonte aber auch: „Der Wald verändert sich, aber er stirbt nicht.“

Nun also die Frage, wie es weitergehen soll mit der grünen Lunge der Kreisstadt. Allein im Eulerwald soll eine Fläche von 30 Hektar aufgeforstet werden. Hatte bisher die Kiefer den größten Anteil an den Waldpflanzen, gefolgt von Buche und Eiche, stehen Mika und sein Team gerade der Buche im Hinblick auf die Zukunft eher kritisch gegenüber. „Sie ist aufgrund des Klimawandels weniger geeignet als Kiefer oder Eiche“, sagte der Förster. Gelte es also, den Dietzenbacher Stadtwald klimastabil zu entwickeln, komme eher ein höherer Anteil an Eichen infrage. „Sie hat das größte Potenzial“, stellte der Förster fest. Darüber hinaus stehen nach wie vor die Kiefer und heimische Baumarten wie Pappel, Weide und Birke zur Auswahl. Erweitert werden könnte die Palette mit Vogelkirsche, Esskastanie, Schwarzkiefer, Flatterulme, Douglasie und der Großen Küstentanne. Dabei sei bei jedem Baum nicht nur die Klimastabilität zu beachten, sondern auch die Auswirkungen von Schädlingen.

Drei Verfahren zur Wiederbewaldung präsentierte Forstamtsleiter Mika im Ausschuss. Dabei steht die sogenannte Sukzession an erster Stelle. „Das bedeutet, dass wir die Natur einfach machen lassen“, erklärte der Förster. Das sei die kostengünstigste Möglichkeit, bringe aber auch mit sich, dass bevorzugte Bäume sich nicht unbedingt breitmachten. „Es sind also Maßnahmen notwendig, um seltene und gewünschte Baumarten herauszupflegen.“ Infrage komme ebenso die aktive Naturverjüngung, also die Reproduktion der Bäume. Was einiges an Arbeitsaufwand mit sich bringe, muss doch meist der Boden vorbereitet werden, auch Umzäunungen und Pflege kosten Geld. Nicht zuletzt könnten Pflanzungen neue Baumarten etablieren, auch da sei mit hohen Kosten zu rechnen, zum Teil könnten jedoch Förderungen fließen. „Alle drei Verfahren haben ihre Berechtigung, wir werden aber wohl zu einem großen Teil auf Sukzession setzen“, bilanzierte Mika.

Bei allen Veränderungen soll der Wald der Zukunft die Kernfunktionen Ökologie, Ökonomie und Soziales beibehalten. „Wir müssen uns aber dem Klimawandel anpassen, sodass die ökonomische Funktion vielleicht eher an Bedeutung verlieren wird“, sagte Mika. Michael Würz, technischer Betriebsleiter der für den Stadtwald zuständigen Städtischen Betriebe, erinnerte daran, dass nach Vorgaben der Politik die 600 Hektar Gesamtwaldfläche sich finanziell tragen müsse. „Das haben wir bis zum Jahr 2019 auch geschafft.“ Gleichzeitig gab Würz den Stadtverordneten mit auf den Weg: „Wenn sie den Wald jetzt neu entwickeln wollen, brauchen sie Zeit.“ (Barbara Scholze)

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