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Diebe stehlen 800 Kilogramm schwere Kirchenglocke vom Friedhof

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Von: Anna Scholze

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Insgesamt drei Stahlklangglocken haben Handwerker 2008 im Kirchturm der Christus-Gemeinde abmontiert. Eine davon stand bis vor Kurzem auf dem Friedhofsgelände und wurde nun gestohlen.
Insgesamt drei Stahlklangglocken haben Handwerker 2008 im Kirchturm der Christus-Gemeinde abmontiert. Eine davon stand bis vor Kurzem auf dem Friedhofsgelände und wurde nun gestohlen. © Archiv Scholze

In Dietzenbach kam es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zu einem ungewöhnlichen Diebstahl. Die Täter fuhren mit einem Lastwagen oder einem größeren Fahrzeug gegen das Eingangstor des Friedhofs, wie die Polizei mitteilt.

Dietzenbach - Dabei riss das Tor aus dem Zement der Mauer und die Diebe hatten freien Zugang zum Gelände. Von dort stahlen sie die etwa 800 Kilogramm schwere Stahlklangglocke, die einst der evangelischen Christus-Gemeinde gehörte. Nach Aussagen der Stadt verschwand die historische Glocke im Zeitraum von Dienstagnachmittag, 16 Uhr, und Mittwochmorgen, 9 Uhr.

Wie die Langfinger das Kirchengeläut abmontiert haben, kann die Polizei bisher noch nicht sagen. Auch ist derzeit noch unklar, ob es bei dem Raub etwa um den vergleichsweise niedrigen materiellen Wert oder um die historische Bedeutung der Beute ging. Die Beamten vermuten, dass zum Transport des schweren Diebesgutes ein LKW genutzt wurde.

Bürgermeister Dieter Lang geht indessen davon aus, dass bei dem Verbrechen Profis am Werk waren. Schließlich setzte dieses voraus, dass die Räuber ihre Tat gut geplant haben und das nötige Equipment zur Hand hatten. Für den Fall, dass sie die Glocke einschmelzen wollen, sei zudem eine entsprechende Infrastruktur nötig. „Die Tat ist an Dreistigkeit, Skrupellosigkeit und seelischer Verrohrung kaum zu überbieten“, sagt der Rathauschef empört.

Angeschafft hatte die evangelische Gemeinde die Glocke sowie zwei weitere im Jahr 1921. Mangels Geld entschied man sich damals für Klangstahl. Ersetzt wurden damit die Vorgängerglocken, die 1917 während des Ersten Weltkrieges als Materialspende zum Einschmelzen abgegeben werden musste. Das Klangstahlgeläut überstand indessen den Zweiten Weltkrieg. Gegossen wurde es in der Glockengießerei Schilling und Lattermann in Apolda.

Bis zum Jahr 2008 hing das Geläut übereinander im Turm und tönte gemäß seiner stählernen Umschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“

Vor 13 Jahren wagte die Christus-Gemeinde dann einen großen Schritt und schaffte nach einer intensiven Spendenaktion neue Bronzeglocken an. Die drei alten Stahlkörper standen nicht zum Verkauf, sondern bereichern seit dem Austausch wesentliche Standorte in der Stadt. Sie fanden Heimat vor dem Glockenturm der Christuskirche, im Hof des Heimatmuseums und auf dem Friedhof. Aufgrund der historischen Bedeutung hatten die Städtischen Betriebe damals extra ein Fundament anfertigen lassen, um die 100 Jahre alte Glocke entsprechend ausstellen zu können.

Der Technische Betriebsleiter des stadteigenen Unternehmens, Michael Würz, und Bürgermeister Dieter Lang hoffen, dass die Ermittlungen der Polizei zur Ergreifung der Täter führen. Auch ist die Hoffnung groß, dass die Glocke aufgrund ihres hohen historischen und verhältnismäßig geringeren materiellen Wertes wieder auftaucht.

Lang und Würz bitten zudem die Bevölkerung um Hinweise. Denn sie sind sich sicher, dass solch eine große Glocke nicht geräuschlos verladen und abtransportiert werden könne.

Der Rathauschef setzt zudem eine Belohnung in Höhe von 500 Euro für sachdienliche Hinweise aus, die zur Ergreifung der Täter führen. Zeugen melden sich bei der Dietzenbacher Polizeistation unter z 06074 837-0 oder bei der Ordnungsbehörde der Kreisstadt unter der Telefonnummer 06074 373 333 oder per Mail an stadtpolizei@dietzenbach.de. (Von Anna Scholze)

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