Ausstellung im Historischen Museum präsentiert Grabfunde aus der Region

Eine spannende und sehenswerte Ausstellung ist unter dem Titel „Mit dem Spaten ins Feld“ derzeit im Historischen Museum Dietzenbach zu sehen. Gezeigt werden bis zum 4. Dezember zahlreiche Grabfunde, die in keltischen Hügel- und Brandgräbern in der Region gefunden wurden.
Dietzenbach – Woher kommen wir? Wer waren unsere Vorfahren, und wie haben sie gelebt? Was können wir aus der Vergangenheit noch lernen? Es sind faszinierende Fragen, mit denen sich die Archäologie beschäftigt. Um Antworten zu finden, müssen die Wissenschaftler in zeitintensiver Kleinarbeit den Boden nach Fundstücken durchsuchen. Waffen, Schmuckstücke, Steintafeln, Speisereste, Knochen oder Keramiken geben Auskunft. Selbst hinter Rußspuren können sich Hinweise verbergen.
Nach den Grabungsarbeiten fängt die eigentliche Arbeit an: Die Funde müssen restauriert und rekonstruiert werden. Und erst wenn alle Fundstücke auf dem Tisch liegen, können die Forscher nach Antworten suchen und die Bedeutung der Funde interpretieren. Dabei fördern sie nicht selten erstaunliche und spannende Geschichten zutage. Nachdem alle Arbeiten abgeschlossen sind, können die Schätze in Museen bestaunt werden.
Auch unsere Region hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich, Lange bevor die Römer ihre Spuren hinterließen, lebten hier die Kelten. Deren Volksstämme besiedelten zwischen 1000 v. Chr. bis zur Zeitenwende die heutigen Länder von Portugal bis Ungarn und Italien bis Großbritannien. Ihnen gemein waren Sprache, materielle Kultur, Bräuche und Glaubensvorstellungen. Ausgrabungen im Kreis Offenbach zeigen, dass die Kelten auch bei uns ihre Spuren hinterließen. Davon zeugen Funde aus keltischen Gräbern der Region, die im Heimatmuseum präsentiert werden.

In ihrem begleitenden Vortrag vermittelt Kreisarchäologin Gesine Weber umfassende Einblicke in die Welt der Kelten im Kreis Offenbach. Dabei sind Spuren unserer Vorfahren auch heute noch zu sehen. So hat man viele Hügelgräber in der sogenannten Koberstadt (Kupferstätte) zwischen Offenthal und Götzenhain entdeckt. Die Gräber aus dem achten Jahrhundert vor Christus befinden sich allesamt im Wald und können heute noch erkundet werden.
Auch in Dietzenbach finden sich Hinweise auf eine keltische Besiedlung. Auf dem Gelände der ehemaligen Russenhütte (Russen wurden die Ziegel genannt, die dort gebrannt wurden) fand man eine große Zahl von Brandgräbern aus der späten Bronze- und frühen Eisenzeit (etwa 1000 v. Chr.). Nach Angaben der Archäologin bestattete man damals die Asche der Toten in Tongefäßen.
Zwischen 1966 und 1984 hat sich eine archäologische Gruppe um Bodendenkmalpfleger Klaus Ulrich regelmäßig am langen Himmelfahrtswochenende in Dietzenbach getroffen und schwerpunktmäßig am Bestattungsplatz „Rödlingsweg“ gegraben. Hier wurden vollständige Keramikgefäße und Gewandfibeln gefunden.
Ein besonderer Fund ist die im Heimatmuseum ausgestellte „tierköpfige Rassel“. Die Bedeutung dieser Tonfigur ist allerdings bis heute umstritten. Neben vielen weiteren Gegenständen wie Armringen, die in einem Frauengrab an der „Gelnhäuser Postenstraße“ gefunden wurden, kann auch ein Eisenschwert bewundert werden, das in Windecken gefunden wurde.
Die jüngsten Ausgrabungen befinden sich in der Umgebung von Seligenstadt. Dort hat man im Winter 2021/22 auf dem Neubaugebiet „Westring“ Metallfunde gemacht. Eine geophysikalische Untersuchung förderte viele mannlange, rechteckige Gruben zutage, deren Bedeutung nicht geklärt ist. „Vielleicht war es ein großer Lagerplatz für Vorräte, um eine große Wanderung vorzubereiten, ein Brandplatz oder ein Platz für rituelle Bräuche“, sagt Weber. (Burghard Wittekopf)
Die Ausstellung ist sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Gruppen können sie auch nach Vereinbarung unter z 06074 417 42 montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr besuchen. Am Samstag, 22. Oktober, gibt es eine Führung zu den Ausgrabungsstätten Rödlingsweg und dem Dietzenbacher Geschichtspfad. Infos: heimatverein-dietzenbach.de.
