„In meinen Teilen sollen sich Frauen wohlfühlen“: Dietzenbacherin gründet eigene Modemarke

Mode, in der Frauen sich wohlfühlen und die mit Vorurteilen aufräumt: Das ist das Ziel, das die Dietzenbacherin Cansenem Boydak mit ihrer Kleidung verfolgt.
Dietzenbach – Mode war immer Teil ihres Lebens. Zeichnungen von ausgefallenen Stilen versah Cansenem Boydak schon als Grundschülerin mit ihren Initialen. Und genau diese macht sie nun zum Logo ihrer eigenen Modemarke.
Die Kurven der Buchstaben spiegeln dabei die Weiblichkeit wider, die die 33-Jährige mit ihren Stücken in Szene setzen will – stets unter dem Aspekt, sich „weiblich und stark zu fühlen“, wie die Schöpferin erläutert. „In meinen Teilen sollen sich Frauen wohlfühlen“, betont sie. So habe so gut wie jede Frau ihre Problemzonen; deswegen achte sie bei den Entwürfen darauf, dass die Stücke kaschieren und gleichzeitig jeder Figurform schmeicheln. Damit sich jede Frau angesprochen fühlt. Die Skizzen dazu zeichnet sie – wie damals – selbst und lässt sie anschließend anfertigen. Ausgefallene Formen und Schnitte mag sie dabei am liebsten.
„Leder ist einfach immer schick“: Modedesignerin aus Dietzenbach gründet eigene Marke
Selbst beschreibt Boydak ihre Mode als Boutique-Style und setzt auf hochwertiges, elastisches Kunstleder. „Leder ist einfach immer schick“, findet Boydak. Ihre Einflüsse? „Einfach alles, was mir gefällt“, sagt sie. Zwar überwiegt der Einschlag der Gothic-Richtung und Akzente der Warrior-Thematik (dt. „Kriegerin). Doch greift sie aus verschiedensten Richtungen Details auf, die dann in der Summe etwas Neues, Eigenes ergeben.
Cansenem Boydak erzählt: „In der Schule bin ich als Punk oder als Hip-Hopperin herumgelaufen“ Einen festgelegten Stil habe sie nicht verfolgt. Vielmehr hat sich dieser täglich verändert. „Wenn man mich heute sieht, erwarten das die wenigsten“, vermutet sie. Doch genau darin besteht ihr Spiel, genau dort beginnt ihre Kunst. „Man sagt, Kleider machen Leute – aber ich sehe das anders.“
Dietzenbacherin will mit eigener Modemarke Vorurteile aufbrechen
Die Kulturanthropologin erläutert: „Menschen denken oft in Schubladen.“ Ihnen zu zeigen, dass hinter der Schale vielleicht ein Kern steckt, den man auf den ersten Blick nicht vermutet, ist das, was Boydak motiviert. „Gegen Vorurteile habe ich schon immer rebelliert – man muss den Menschen nur ein Spiegel sein“, findet sie.
An Mode fasziniert sie seit jeher, dass sie so wandelbar ist – und man sich selbst damit wandeln kann. Ihr Credo: Selbst wie ein Kunstwerk auszusehen und dabei selbst Teil der Kunst zu sein. So bestimme zwar die Kleidung nicht, wer sich dahinter verbirgt, aber helfe dabei, sich auszudrücken.
Einnahmen aus Dietzenbacher Modemarke fließen teilweise an Hilfsprojekte
„Mit meinem wissenschaftlichen Hintergrund wird es auch ein bisschen politisch bei mir“, verrät die Dietzenbacherin. Besonders Kinder und Tiere stellt sie dabei in den Fokus; so will sie etwa einen Teil ihrer Einnahmen, die sie über den Verkauf ihrer Teile generiert, Hilfsprojekten zukommen lassen.
Diesen Schnittpunkt zwischen ihrer Ausbildung, der Kulturanthropologie, und ihrer Leidenschaft, der Mode, nutzt Boydak für „diejenigen, die keine Stimme haben.“ „Da werde ich ganz laut“, betont sie. So schließt sie sich etwa der Kritik an, die vor kurzem die französische Luxusmarke Balenciaga einstecken musste. In einer Werbekampagne wurden Kinder mit Kuscheltieren in Bondage-Kleidung abgelichtet. Die Gründerin findet: „Kinder zu instrumentalisieren, geht gar nicht.“ Sie besitzt Schuhe dieser Marke, aber „die werde ich verbrennen“.
„Mode war schon immer ein Teil von mir“: Frau aus Dietzenbach gründet eigene Modemarke
Klare Kante zu zeigen, zeichnet Cansenem Boydak aus. Als aufrichtige Person sei es in der Modebranche jedoch nicht leicht. Dennoch bleibt sie sich treu, ist bodenständig. Auch wenn sie beruflich inzwischen viel an anderen Orten unterwegs ist, stattet sie ihrer Heimatstadt Dietzenbach immer wieder einen Besuch ab.
Geduld und Beständigkeit, sagt sie, ist der Schlüssel zum Erfolg. Das habe die anfänglichen Kritzeleien aus der Grundschule zu einer Modemarke gemacht, die in diesem Jahr offiziell den Verkauf starten wird. „Mode war schon immer ein Teil von mir“, begründet sie den Schritt, sich vor zwei Jahren für diesen Weg entschieden zu haben.
Werbung auf Instagram für Modemarke aus Dietzenbach
Schon als Studentin habe sie darauf geachtet, mehrere Eisen im Feuer zu haben. Und wofür man glüht, das sollte man verfolgen. „Gott hat uns die Vorstellungskraft gegeben – also hat er uns auch die Fähigkeit verliehen, diese Vorstellungen umzusetzen.“
In den vergangenen Monaten hat Cansenem Boydak vorwiegend über ihr Netzwerk und über ihr Instagram-Profil auf ihre Marke aufmerksam gemacht. Und das nicht ohne Konsequenzen: Sie wird in diesem Jahr erstmals auf einem Fashion-Event ihre erste Kollektion präsentieren. Und ganz bodenständig verkündet sie: „In der ersten Reihe werden meine Familie und Freunde sitzen, das ist mir wichtig.“ (Lisa Schmedemann)
Sozial engagiert in ihrer Heimatstadt Dietzenbach ist auch Medina Musafer, die im Bildungshaus als Quartiersmanagerin arbeitet. Sie unterstützt Kinder und Erwachsene bei ihren alltäglichen Problemen.