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„Es gibt einiges zu tun“: Der ADFC will die Stadt fitter für den Fahrradverkehr machen

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Von: Lukas Reus

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An dieser Stelle müssen Radfahrer absteigen: Bernd Dechert, Vorstandsmitglied des ADFC Dietzenbach, will sich mit seinem Verein für mehr durchgängige und sichere Radwege in der Stadt einsetzen.
An dieser Stelle müssen Radfahrer absteigen: Bernd Dechert, Vorstandsmitglied des ADFC Dietzenbach, will sich mit seinem Verein für mehr durchgängige und sichere Radwege in der Stadt einsetzen. © Reus

Ein Fahrradfahrer schlängelt sich um Fußgänger herum und durchquert so den Europaplatz. „Der dürfte hier eigentlich nicht fahren“, sagt Bernd Dechert, „denn der Europaplatz ist nur für Fußgänger.“ Dechert ist seit August vergangenen Jahres im Vorstand des ADFC Dietzenbach. Zusammen mit seinen Vereinskollegen will er in den nächsten Jahren die Kreisstadt fahrradfreundlicher machen. Denn aktuell ist die Stadt vor allem für Autos ausgelegt, so Dechert.

Dietzenbach – Der Europaplatz sei ein gutes Beispiel, warum Fahrradfahren für die meisten Menschen in Dietzenbach unattraktiv sei. Denn der Platz ist für Radler gesperrt, nur Fußgänger dürfen dort entlang. Dennoch: Niemand scheint abzusteigen, alle fahren durch. „Es ist ja mehr als genug Platz, man könnte die Fahrradfahrer mit einem Streifen über den Platz führen“, ist Dechert überzeugt: „Von der Stadt heißt es, dass man so die Fußgänger schützen will, es hält sich aber sowieso niemand dran und so einen zentralen Platz muss man doch mit dem Rad passieren können.“ Es sei einer der Gründe, warum die Kreisstadt beim Fahrradklimatest, den der ADFC im zweijährigen Turnus veröffentlicht, immer wieder schlecht bewertet werde. Nur wenige Meter weiter zeigt Dechert das nächste Problem: Neben der Straße „Am Rathausplatz“ führt eine kleine Holzbrücke über die Bieber. Ein blaues Schild macht hier deutlich, dass sie nur für Fußgänger ist. „Eine Lösung wäre es, wenn man den Weg für Fahrradfahrer freigeben würde, dann dürfen diese die Brücke mit Schrittgeschwindigkeit passieren.“

Denn, um für Radfahrer wirklich attraktiver zu werden, müssten, so Dechert, vor allem drei Dinge geschehen. Erstens, die Fahrradwege müssen durchgängig sein, um einen flüssigen Verkehr zu gewährleisten. Sie müssten zweitens barrierefrei gestaltet und drittens sicher sein. Ziel des ADFC sei es, in den nächsten fünf Jahren die Stadt fahrradfreundlicher zu machen. Dechert vermutet, dass viele auf das Fahrrad umsteigen, wenn die Wege sicherer und klar beschildert wären. Dietzenbach sei eine Autostadt. „Ich fahre ja selbst Auto und will sie auch gar nicht komplett zurückdrängen, aber die Planung muss geändert werden.“

Dabei sehe der ADFC auch einige positive Veränderungen in der Stadt. Die L 3001 ist kürzlich mit Fahrradstreifen ausgestattet worden. Aber im Rest der Stadt „gibt es noch einiges zu tun, da sind wir Lichtjahre davon entfernt so attraktiv für Fahrradfahrer zu sein, wie wir es für Autofahrer sind.“

Das sei nur gemeinsam mit der Stadt möglich. Am Donnerstag habe es wieder ein Treffen des Arbeitskreises Radverkehr gegeben, bei dem Teile des Stadtparlaments mit verschiedenen Institutionen und Vereinen zusammenkommen, um über die Gestaltung des Verkehrs der Zukunft zu reden. „Da müssen wir natürlich auch Geduld haben“, sagt Dechert. Trotzdem wünsche man sich beim ADFC mehr überzeugte Realpolitik. Der kürzlich fertiggestellte Kreisel an der Paul-Brass-Straße sei ein Beleg, dass eszwischen Theorie und Praxis noch große Lücken gebe. „Da hat bei der Planung scheinbar niemand an die Radfahrer gedacht.“

Dass kein Geld in der städtischen Kasse sei, will man beim ADFC nicht gelten lassen. Dechert schielt dabei auf die Stadt Offenbach, die eine ebenfalls schwierige Haushaltslage habe: „Da ist in den vergangenen Jahren sehr viel passiert.“ Nun müsse Dietzenbach nachziehen. Freilich würde ein mehr an Radverkehrswegen Einschränkungen für die Autofahrer bedeuten, „aber wir gewinnen alle dadurch mehr an Lebensqualität, wenn an alle Verkehrteilnehmer gedacht wird.“ (Von Lukas Reus)

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