Stadt entwickelt Betreuungsangebot für ukrainische Kinder

Es ist ein Konzept, von dem die Mütter und Kinder, die aus der Ukraine nach Dietzenbach geflohen sind, gleichermaßen profitieren: Seit rund zwei Wochen können die Mädchen und Jungen in die sogenannte integrationskursbegleitende Kinderbetreuung gehen.
Dietzenbach – Dass man sich für diesen sperrigen Namen entschieden hat, habe durchaus einen Grund, sagt Liliya Wölfle aus dem Fachbereich Soziale Dienste zu Beginn ihrer Präsentation in der Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses am Dienstag. Denn: Die Betreuung passe sich an die Zeiten der Integrationskurse der Mütter an. Da die Frauen meist alleine geflohen sind, seien sie auf Unterstützung angewiesen, damit sie die Kurse besuchen können. Hinzu kommt, dass die Kinder aus der Ukraine einen Anspruch auf Betreuung haben. Aufgrund von langen Wartelisten können sie derzeit jedoch nicht in den städtischen Kitas aufgenommen werden.
In der eigens gegründeten Gruppe kommen aktuell 14 junge Geflüchtete im Alter zwischen zweieinhalb und sechs Jahren regelmäßig zusammen. Untergebracht sind sie im Erdgeschoss der Seniorenwohnanlage in der Marktstraße. Betreut werden die Kinder, in der laut Wölfle noch Platz für sechs Neuzugänge ist, von zwei pädagogischen Fachkräften aus der Ukraine.
Dabei sei ein fester Tagesablauf ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes. „Das gibt den Kindern Halt“, so die städtische Mitarbeiterin weiter. Schließlich seien viele von ihnen traumatisiert, beziehungsweise beeinträchtigt. Auch wenn die meisten Kinder die Kriegshandlungen nicht direkt miterleben mussten, so hätten sie dennoch die Sirenen gehört, ihr Zuhause verloren und ihre Väter zurücklassen müssen.
Damit die Mädchen und Jungen das Erlebte leichter verarbeiten können, wird ihnen am Vormittag zudem die Möglichkeit geboten, sich über ihre Kriegs- und Fluchterfahrungen auszutauschen. All jene, denen es schwerfällt über ihre Gefühle zu sprechen, können ihre Emotionen mithilfe von künstlerischen Aktivitäten zum Ausdruck bringen.
Doch auch das Erlernen der deutschen Sprache gehört zu dem von der Stadt entwickelten Betreuungskonzept dazu. Eine der pädagogischen Fachkräfte habe in der Ukraine Germanistik auf Lehramt studiert, berichtet Wölfle während der Ausschusssitzung. „Es ist auch ein Wunsch der Mütter, dass ihre Kinder Deutsch lernen.“ Das sei etwa mit der Hoffnung verbunden, dass die Kleinen irgendwann in eine der städtischen Kitas gehen können.
Zum Abschluss ihrer Präsentation zog Wölfle dann noch eine erste Bilanz des Betreuungsangebotes. Zu den aktuellen Herausforderungen zähle etwa, dass die Stadt auf eine endgültige Bewilligung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) warte. Die Verzögerung hinge jedoch insbesondere damit zusammen, dass das BAMF, ähnlich wie andere Behörden derzeit, ein hohes Arbeitspensum zu bewältigen habe. Eine weitere Schwierigkeit, vor der die Stadt aktuell stehe, sei die Altersstruktur der Gruppe. Denn mit zweieinhalb Jahren hätten Kinder schließlich andere Bedürfnisse als mit sechs Jahren.
Positiv hervorzuheben sei indessen, dass eine tägliche Kinderbetreuung umgesetzt werden könne. Und: „Andere Kommunen wundern sich, wie es uns gelungen ist, die Betreuung so schnell auf die Beine zu stellen“, erzählt Wölfle mit Stolz.
Entsprechend viele Anfragen würden gestellt, ob auch Kinder, die nicht in Dietzenbach leben, aufgenommen werden könnten. Derzeit ließe man es sich jedoch noch offen, wie mit diesen Gesuchen umgegangen wird. Insgesamt aber könne man durchaus sagen, dass es sich bei der „Integrationskursbegleitenden Kinderbetreuung“ um ein Dietzenbacher Modell handle, schloss Wölfle. (Anna Scholze)