Streit um Städtepartnerschaft: Kurzfristige Absage sorgt für Wirbel
Der Wappenkreisel und die Städtepartnerschaft mit dem chinesischen Kunming sorgen weiter für Unstimmigkeiten in Dietzenbach.
Dietzenbach – Der Wappenkreisel in Dietzenbach ist umgestaltet und eingeweiht worden, doch das umstrittene Kapitel, zu dem es viele Diskussionen, Proteste und Streitereien vor allem bezüglich des Wappens der chinesischen Partnerstadt Kunming gab und immer noch gibt, ist anscheinend noch längst nicht abgeschlossen.
Jüngster Streitpunkt ist die Absage einer Veranstaltung zur Städtepartnerschaft zwischen Dietzenbach und Kunming, die der Verein für internationale Beziehungen zur Wiederbelebung der freundschaftlichen Beziehungen ursprünglich für Samstag, 25. Juni, ab 10 Uhr organisiert und geplant hatte und deren Absage nun erneut für heftige Debatten und unterschiedliche Darstellungen sorgt.
Das Dietzenbacher Capitol hatte die Veranstaltung sehr kurzfristig offiziell abgesagt, die entsprechende Mail erreichte unsere Redaktion am Vormittag des 24. Juni, also einen Tag vorher. Da es in der Vergangenheit schon häufiger Diskussionen und Unmut – unter anderem bei den Grünen – über die Partnerschaft zu einer Stadt im undemokratisch regierten China gegeben hatte, fragte unsere Redaktion damals nach den Gründen für die kurzfristige Absage und erhielt die Antwort, die Veranstaltung habe nicht wie geplant im Großen Saal des Capitols stattfinden können – wie unsere Redaktion später herausfand, war der Raum wohl doppelt belegt worden, ab 16 Uhr sollte dort eine Hochzeit stattfinden.
Stadt Dietzenbach und Norbert Kern widersprechen sich
Für Mitorganisator Norbert Kern, der sich seit Jahren für die Städtepartnerschaft zwischen Kunming und Dietzenbach engagiert, ist die Absage ein Skandal. Er glaubt gar, dass Kritiker der Städtepartnerschaft dahinter steckten: „Wir empfinden das nach wie vor als eine unglaubliche Geschichte und vermuten, dass hier auch Gegner Chinas und der Partnerschaft im Hintergrund agierten, um uns/mich öffentlich zu blamieren“, schreibt er in einer Mail an unsere Redaktion.

Von der Stadt heißt es hingegen auf Anfrage, die Doppelbelegung sei bereits zu Beginn der Woche (also am Montag, 20. Juni) aufgefallen und „direkt mit Herrn Kern kommuniziert“ worden. Zunächst habe man erfolglos versucht, Norbert Kern telefonisch zu erreichen und ihn anschließend per Mail über das Problem informiert. Dabei sei ihm auch ein anderer Raum mit der notwendigen technischen Ausstattung für die Veranstaltung angeboten worden. „Eine Rücksprache beziehungsweise Rückfrage von Herrn Kern dazu gab es nicht mehr“, heißt es aus dem Rathaus. „Er sagte dann seine Veranstaltung erst am Freitag ab, was nicht nötig gewesen wäre.“
Rudolf Scharping wollte nach Dietzenbach kommen
Kern widerspricht hingegen dieser Darstellung und bezichtigt die Stadtverwaltung gar, die Unwahrheit zu sagen: Von der Doppelbelegung des Raumes habe er erst anderthalb Tage vor der geplanten Veranstaltung erfahren, drei Tage zuvor habe es noch ein Gespräch wegen der Bewirtung gegeben. „Die Aussage, uns wäre ein anderer Raum zur Verfügung gestellt worden, ist eine Unverschämtheit.“ Er habe sogar noch versucht, eine Lösung zu finden, und angeboten, anfallende Unkosten – zum Beispiel für zusätzliches Personal – zu übernehmen. „Unsere Veranstaltung endete ohnehin um 13 Uhr, die Hochzeit sollte um 16 Uhr beginnen“, ist er überzeugt, dass beide Termine hätten stattfinden können.
Nachdem Capitol und Lokalbetreiber sich „wenig kooperativ“ gezeigt hätten, „mussten wir absagen“, schildert Kern seine Sicht der Dinge. Prominente Gäste wie der ehemalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping, der chinesische Generalkonsul sowie Landrat Oliver Quilling wurden wieder ausgeladen. Er sei „entsetzt, enttäuscht und auch ein wenig traurig“, so Kern, der in einem Offenen Brief an Stadtrat René Bacher ankündigte, seine Mitwirkung im Verein für internationale Beziehungen zu beenden und sich „weitgehend“ aus seinen Aktivitäten zugunsten Dietzenbachs zurückzuziehen.
Wappenkreisel Dietzenbach: Irritationen nach Spendenaufruf
Doch nicht nur die abgesagte Veranstaltung sorgt für Irritationen: Weil das Stadtwappen Dietzenbachs im Zuge der Umgestaltung versetzt werden musste und der Stadt das nötige Geld dafür fehlte, hatte der Verein Für Dietzenbach angekündigt, die anfallenden Kosten zu übernehmen. Die Stadt ignorierte allerdings das Angebot und startete einen Spendenaufruf, der prompt auf viel Kritik stieß. „Mit dem Spendenaufruf setzt die Stadt einen Beschluss der Stadtverordneten um. Dieser gilt für alle Bürgerinnen und Bürger, auch für Vereine“, begründet die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion das Vorgehen. Der Bürgermeister bewerte das Angebot „als willkommen und löblich“, es werde wie jedes andere berücksichtigt.
Mittlerweile hat die Stadt mitgeteilt, dass die notwendige Summe von 6 877 Euro gesammelt worden ist.