Müll bringt Tiere in Gefahr: Landwirte ärgern sich über Stadt

Das Müllproblem in Dietzenbach nimmt immer weiter zu. Lag der Unrat bisher hauptsächlich auf Privatparkplätzen, ist er nun auch auf öffentlichem Grund zu finden.
Dietzenbach – Zudem haben sich die Hinterlassenschaften der Umweltsünder mittlerweile hinter der Baumreihe verteilt und liegen so auch auf der Wiese, auf der bisher der Zirkus Barus stand. So sind dort etwa Ölkanister zu finden, die teilweise offen sind. Doch das ist längst nicht alles: Die Sauereien werden vom Wind inzwischen auch auf die angrenzenden Felder geweht.
Für die Pferde des Reitstalls Heberer etwa kann das lebensbedrohlich sein. „Wenn wir das Gras später mähen, um daraus Heu zu machen, sehen wir den Dreck nicht mehr und pressen ihn so in die Ballen mit ein“, sagt Ludwig Heberer verärgert. Die Tiere bekämen davon Koliken oder sogar einen Darmverschluss. Um das zu verhindern, haben er und sein Sohn Thorsten Heberer gemeinsam mit weiteren Leuten den Müll auf der 40.000 Quadratmeter großen Wiese eingesammelt. „Da die Stadt sich dafür ohnehin nicht in der Verantwortung sieht, haben wir die Sache selbst in die Hand genommen“, so der junge Landwirt.
Wertstoffhof in Dietzenbach nimmt Müll nicht an
Endgültig fassungslos sind die Heberers allerdings, als sie das Eingesammelte beim städtischen Wertstoffhof abgeben wollen. „Uns wurde gesagt, wir könnten den Unrat nicht abgeben, da wir ihn nicht angemeldet haben“, macht Thorsten Heberer seinem Ärger Luft. Dass die Stadt angesichts der Vermüllung in Dietzenbach nun auch noch ihre freiwilligen Helfer vergraule, dafür habe er keinerlei Verständnis.
Auch insgesamt erachtet der Bauer das Verhalten der Stadt hinsichtlich der Verschmutzung in der Voltastraße für beschämend. „In der Verwaltung werden einfach die Augen vor dem Problem verschlossen“, so Heberer. So habe er die illegale Ablagerung bereits zuvor mehrmals über den Mängelmelder gemeldet. Doch er habe weder eine Rückmeldung erhalten, noch sei etwas passiert. Auch Leser hatten unserer Redaktion in der Vergangenheit immer wieder Bilder des stetig wachsenden Müllhaufens geschickt.
Städtische Betriebe Dietzenbach dürfen Privatgelände nicht reinigen
Heberer kann nur mit dem Kopf schütteln, wenn es um die Aussage der Stadt geht, sie könne den Müll nicht beseitigen, weil dieser sich auf Privatgelände befinde. Das ist aus Sicht des Mechanikers für Land- und Baumaschinentechnik, der bei den Kommunalen Betrieben Rödermark arbeitet, eine Ausrede. „Bei uns würde es so etwas nicht geben. Unser Chef hätte schon längst den Auftrag erteilt, den Müll wegzuräumen“, ist er sich sicher.
Laut Jan Pfaffe, stellvertretender Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft bei den Städtischen Betrieben Dietzenbach, ist das jedoch nicht möglich. Er beteuert, dass dem Team die Ablagerung ebenso ein Dorn im Auge sei. Zudem könne er verstehen, dass es bei der Öffentlichkeit auf Unverständnis stoße, wenn die Eigenbetriebe diese nicht einfach entsorgten. Allerdings: Der allergrößte Teil des dort abgeladenen Mülls liege nun einmal auf Privatgelände und da könne man nicht einfach etwas entfernen und entsorgen – auch wenn es noch so logisch wäre. Schließlich würden sich die Mitarbeiter der Stadt des unerlaubten Betretens schuldig machen, wenn sie dort tätig würden.
Dietzenbach (Kreis Offenbach): Keine Umweltgefährdung
„Selbst wenn das niemand anzeigt, steht doch die Frage im Raum: Wer bezahlt die Entsorgung?“, so Pfaffe weiter. Die Städtischen Betriebe hätten keinen Auftrag und somit würden die Dietzenbacher auf den Kosten sitzen bleiben. Weiterhin macht Pfaffe deutlich, dass man mit dem Wegräumen auf dem privaten Areal einen Präzedenzfall schaffe, der dazu führen könne, dass auch andere ihren Müll etwa im Vorgarten abkippten und sich darauf verließen, dass die Stadt ihn kostenfrei abhole.
Vom Kreis Offenbach heißt es hingegen, da es sich bei dem an die Voltastraße angrenzenden Areal um ein Wasserschutzgebiet handle, sei vor Kurzem eine Überprüfung durchgeführt worden. Dabei habe man jedoch keine gefährdenden Stoffe feststellen können. (Niels Britsch)