Anwohner verärgert über unangekündigte Rodung: „Kahlschlag mit Brachialgewalt“

Für viel Aufregung sorgt aktuell eine Rodungsaktion im Dietzenbacher Wald: Hessen Forst hat eine an den Stadtteil Steinberg angrenzende Fläche abgeholzt.
Dietzenbach – „Minute für Minute fallen Bäume, auch gesunde Bäume sind dabei“, ärgert sich Friederike Mühleck. Sie ist beim Naturschutzbund Dietzenbach (Nabu) aktiv und spricht von einem „Kahlschlag mit Brachialgewalt“. Die Anwohner seien vorab über die Rodung der etwa einen halben Hektar großen Fläche – ungefähr die Größe eines Fußballfeldes – nicht informiert worden: „Es war richtig gefährlich, denn das Gebiet war nicht abgesperrt“, berichtet Peter Mühleck. „Es war ja perfektes Wetter und hier am Waldrand gehen viele Menschen gerne spazieren.“
Auch Richard Losch ist verärgert, denn er befürchtet, dass die Forstarbeiten nach den Regenfällen der letzten Tage Schäden auf den Radwegen im Wald hinterlassen haben könnten. „Die haben wie die Vandalen gehaust“, empört er sich. Man könne dies an der Zerstörung noch gesunder Buchen sehen. Neuanpflanzungen und viele kleine Bäumchen seien von dem schweren Gerät plattgemacht worden.
Spontane Rodung bei Dietzenbach im Kreis Offenbach: Stadt entschuldigt sich
Aus dem Dietzenbacher Rathaus heißt es, die Baumfällungen seien von der Stadt geplant und genehmigt gewesen. Aus organisatorischen Gründen habe man kurzfristig das Waldstück zwei Wochen früher als ursprünglich vorgesehen roden können, weswegen es nicht mehr möglich gewesen sei, die Anwohner rechtzeitig zu informieren. „Wir bitten, dies zu entschuldigen.“
Bei den gefällten Bäumen handele es sich um Fichten, die wegen der trockenen Sommer in den vergangenen Jahren und Borkenkäferbefall abgestorben seien. Um die Fläche wieder aufforsten zu können, seien etwa 80 der toten Nadelbäume abgeholzt worden.
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„Wald der Zukunft“: Rodung im Kreis Offenbach war laut Stadt dringend notwendig
Wegen der Gefahr umstürzender Bäume oder herabfallender Äste habe man in dem Waldgebiet schon vorher mehrfach Verkehrssicherungsmaßnahmen treffen müssen. „Durch die Nähe zur Wohnbebauung und aufgrund der hohen Frequenz von Besuchern auf den Waldwegen haben wir dort aus Aspekten der Sicherheit reagieren müssen”, begründet Bürgermeister Dieter Lang die Notwendigkeit der Rodungen.
Deshalb sei auch ein sogenannter Harvester – eine große Maschine, die zur Holzernte benutzt wird – zum Einsatz gekommen, da es für die Forstleute zu gefährlich wäre, die toten Bäume zu fällen. „Vor Beginn der Brut- und Setzzeit – diese beginnt Anfang März – müssen solche Maßnahmen abgeschlossen sein“, informiert Lang .
Auf der gerodeten Waldfläche sollen nun Stieleichen und Hainbuchen, am Waldrand Kirschen und Salweiden angepflanzt werden. „Die Auswahl der Bäume ist klimaresistenter und wird hoffentlich den Wald der Zukunft prägen”, heißt es dazu von HessenForst. „Bei den Fällarbeiten wurden keine Wegebeschädigungen verursacht“, beteuert die Forstbehörde außerdem. (Von Burghard Wittekopf und Niels Britsch)
Kürzlich hatte es in Heusenstamm im Kreis Offenbach Ärger gegeben, weil der Wald irreparabel geschädigt worden sein soll – durch flächendeckende Rodung von Bäumen mit Sturmschäden, Borkenkäfer- oder Pilzbefall.