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Knöllchen-Ärger in Dietzenbach: Paketdienst-Unternehmer beklagt „gezielte Jagd“

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Von: Niels Britsch

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In Dietzenbach anscheinend besonders eifrig und erfolgreich: Ordnungshüter beim Knöllchen verteilen.
In Dietzenbach anscheinend besonders eifrig und erfolgreich: Ordnungshüter beim Knöllchen verteilen. © dpa

Ein Paketdienst-Unternehmer beklagt in Dietzenbach eine „gezielte Jagd“ des Ordnungsamtes auf seine Lieferfahrer, die für Amazon Waren verteilen.

Dietzenbach – Es sind harte und für die Kreisstadt Dietzenbach wenig schmeichelhafte Aussagen, die von Serhat Acar kommen: Seine Mitarbeiter lieferten inzwischen lieber im berüchtigten Frankfurter Bahnhofsviertel aus als in Dietzenbach, sagt der Geschäftsführer eines Versandunternehmens. Grund sei nicht etwa eine besonders hohe Straßenkriminalität oder eine offene Drogenszene (wie der Vergleich mit dem Brennpunktquartier in Frankfurt nahelegen würde), sondern der allzugroße Eifer, mit dem städtische Ordnungshüter ihrer Pflicht nachgingen.

„Meine Mitarbeiter fühlen sich regelrecht verfolgt“, beklagt der Unternehmer, dessen Firma für Amazon Waren ausliefert. Allein in den vergangenen anderthalb Monaten hätten die Fahrer mindestens zehn Strafzettel mit einem Bußgeld von je 50 Euro erhalten. Post über weitere Bescheide stehe noch aus.

Laut Schilderung von Acar erhielten seine Angestellten unter anderem Verwarnungen, weil sie das Fahrzeug „nicht platzsparend abgestellt“ oder keine Parkscheibe ausgelegt hätten. „Wenn ich meine Mitarbeiter anweisen würde, für jeden kurzen Halt die Parkscheibe auszulegen, könnte ich den Laden schließen“, schimpft er. Denn bei mehreren hundert Auslieferungen sei das ein großer zeitlicher Mehraufwand, rechnet er vor.

Dietzenbach: Zwei Strafzettel in einer halben Stunde

Einem wegfahrenden Lieferwagen sei der Ordnungshüter gar hinter gerannt, um noch das Beweisfoto machen zu können, schildert er die Situation. Ein Mitarbeiter habe innerhalb einer halben Stunde gleich zwei Strafzettel kassiert. Dabei bestreitet Acar gar nicht, dass es sich – rein rechtlich – um Verstöße handelte, doch aufgrund der Fülle und Häufigkeit der Verwarnungen vermutet er, dass seine Auslieferer gezielt verfolgt werden.

Normalerweise müssten seine Fahrer ihre Bußgelder selber zahlen, „aber wenn ich die Dietzenbacher Strafen umlege, habe ich bald keine Mitarbeiter mehr“, beklagt der Unternehmer. In keiner anderen Stadt oder Gemeinde gebe es ein derartiges Problem. Dabei bestreitet Acar gar nicht, dass es sich – rein rechtlich – um Verstöße handelt. Dennoch wünscht er sich ein wenig mehr Empathie für die Zusteller, die täglich mehrere hundert Dietzenbacher Haushalte belieferten. Aktuell sei die Lage deshalb sehr angespannt. „Meine Mitarbeiter fühlen sich schikaniert und genötigt.“

Stadt Dietzenbach weist Vorwürfe zurück

Acar hofft auf eine langfristige Lösung des Problems, ihm gehe es dabei nicht um die bisher verteilten Strafzettel, betont er. Seine Versuche, mit der Stadt in Kontakt zu treten, seien bisher allerdings erfolglos geblieben. Er verweist auf ein Zitat von Markus Hockling, Fachbereichsleiter Sicherheit und Ordnung in der Kreisstadt, der dem stadteigenen Dietzenbach-Magazin sagte, man müsse bei den Aufgaben der Stadtpolizei „Prioritäten festlegen“. Ob in Dietzenbach die Verfolgung von Lieferdiensten zu diesen Prioritäten gehöre, will Acar wissen. Kurios: Der Unternehmer berichtet, aus dem Rathaus habe er lediglich den Tipp erhalten, dass die Fahrer ihre Wagen lieber mit Warnblinklicht auf die Straße stellen sollten, als irregulär einen Parkplatz zu benutzen.

Bei der Stadt weist man indes den Vorwurf zurück, es werde gezielt Jagd auf Lieferfahrer gemacht: Die Durchsetzung der Straßenverkehrsordnung erfolge immer unter dem Grundsatz der Gleichbehandlung aller Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, heißt es. Für verschiedene Berufsgruppen seien in der Straßenverkehrsordnung zwar auch Ausnahmegenehmigungen möglich, so gebe es den regionalen Handwerkerparkausweis oder unter anderem Ausnahmen für soziale Dienste, für Lieferdienste sei jedoch eine solche Ausnahmeregelung nicht vorgesehen. „Die Überwachung des ruhenden Verkehrs erfolgt im gesamten Stadtgebiet. Vorgaben, Quoten oder Prämien gibt es nicht“, so die Auskunft. (Niels Britsch)

Es ist nicht das erste Mal, dass Ordnungshüter in Dietzenbach für Gesprächsstoff sorgen: Ein Mitarbeiter ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Für negative Schlagzeilen sorgte in Dietzenbach auch schon ein Falschparker, der ausrastete und einen Mitarbeiter des Ordnungsamtes attackierte.

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