Schulgarten für Weltall-Samen: Gemeinsames Projekt von Heinrich-Mann- und Regenbogenschule

Um das Wechselspiel von Theorie und Praxis geht es demnächst im Schulgarten auf dem Hof der Regenbogenschule. Eingebettet in den Sachkundeunterricht sollen die Kinder lernen, dass Blumen oder Kartoffeln in der Erde wachsen und nicht in der Fabrik. Zu den „Deutschen Aktionstagen der Nachhaltigkeit“ legte auch Landrat Oliver Quilling Hand an den Spaten.
Dietzenbach – Im Moment steht auf dem kleinen Areal statt der fünf geplanten Beete noch das, was Benedikt Pietsch als „Gestrüpp“ bezeichnet. Gemeint sind die klassischen Zierpflanzen vor öffentlichen Gebäuden, die kaum der Pflege bedürfen und so wenig im Auge des Betrachters hängen bleiben wie die Architektur dahinter.
Pietsch und seine Kollegin Petra Carbon unterrichten an der Heinrich-Mann-Schule (HMS) mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer und unterstützen den neuen Schulgarten federführend. Carbon erzählt, wie sich die Idee entwickelte, als sie mit Regenbogen-Schulleiterin Bettina Houari Fah in deren Büro Kaffee trank. Demnach soll jede Klassenstufe ihr eigenes Beet bekommen.
Die beiden Lehrkräfte haben von der HMS den Leiter Hans Peter Löw und zwei Schüler aus der siebten Klasse mitgebracht, Chiara Grella und Tim Völker. Sie engagieren sich für den Wildbienengarten auf dem Gelände ihrer Schule. Denn ein Ziel ist, dass zum Thema Beet bewanderte Schüler aus der vierten Klasse der Regenbogenschule eine Patenschaft für die Erstklässler übernehmen. Weil sich die Geschichte aber erst entwickeln muss, kümmern sich derweil Siebtklässler von der Gesamtschule um die Erstklässler.
Am Rande erzählt der Biologielehrer Benedikt Pietsch von einem Projekt an der Mann-Schule, was sich letztlich mit den Beeten der Regenbogenschule verbinden lässt. Denn die HMS hält Kontakt zum deutschen Kosmonauten Alexander Gerst und der Internationalen Raumstation ISS. Während seines zweiten Aufenthalts im Weltall über 196 Tage in 2018 nahm Gerst zwei Kilogramm Wildblumensamen mit, um zu beobachten, welchen Einfluss die erhöhte Strahlung und die Schwerelosigkeit auf die Samen ausüben. Die HMS gehört zu den Schulen, die das Experiment auswerteten. Aus derselben Samenmischung war ein Teil auf der Erde geblieben, der andere 28 Wochen durchs Weltall geflogen. Im Anschluss säte man beide aus. Pietsch erklärt, der Grund sei noch nicht erforscht, „aber der Samen aus der partiellen Schwerelosigkeit wuchs viel besser als der aus dem permanenten Gravitationseinfluss“.
Zwei Männer vom Baumarkt Globus laden derweil die bestellte Blumenerde und die Bretter für den Bau der Beete aus dem Transporter. In Zukunft wird Hausmeister Richard Wendland ein Auge auf das haben, was hier wachsen soll. Bettina Houari Fah, die seit 16 Jahren die Grundschule am Theodor-Heuss-Ring leitet, erklärt, die fünf Beete folgten jährlich demselben Plan für die Anpflanzung: Die erste Klasse setzt Tulpenzwiebeln, die zweite Frühkartoffeln, die dritte sorgt für das Wachstum von Erbsen und Ringelblumen und die vierte sät Salat aus, der im Winter wächst. Im fünften Beet sollen Kräuter gedeihen.
Landrat Oliver Quilling erklärt, die Beete seien vorbildhaft, „wir müssen weg von den Betonspielplätzen vor den Hochhäusern“. (Von Stefan Mangold)