„Wir sind entsetzt“: Dietzenbacher Helen-Keller-Schule soll geschlossen werden

Die Vorgehensweise von Kreis und Schulamt sorgt an der Helen-Keller-Schule in Dietzenbach für Entsetzten. Die Einrichtung soll geschlossen werden.
Dietzenbach - Für die Helen-Keller-Schule (HKS) in Dietzenbach erstrahlte noch im vergangenen Jahr ein Hoffnungsschimmer am politischen Firmament. Dieser droht nun zu erlöschen. Denn der Kreis plant, die Bildungseinrichtung mit einer Schule in Dreieich zusammenzulegen.
Die Stadtverordnetenversammlung hatte den Magistrat im Juni 2021 damit beauftragt, alles daran zu setzen, dass die Förderschule von ihrem Interimsgebäude in der Voltastraße auf ihr altes Grundstück in der Etruskerstraße zurückkehren kann. Nun aber plant der Kreis Offenbach, den Standort aufzulösen. Nach dem Entwurf des Schulentwicklungsplanes 2022 soll die HKS in zwei Jahren mit der Georg-Büchner- Schule in Dreieich, die gleichermaßen den Förderschwerpunkt „Lernen“ hat, zusammengelegt werden.
Kreis Offenbach: Lehrkräfte der HKS in Dietzenbach über Entschluss des Kreises entsetzt
Eine Entscheidung, die das Kollegium, Direktor Berthold Geist und den Förderverein der HKS völlig unerwartet trifft. „Wir sind über die Vorgehensweise des Kreises und des Schulamtes entsetzt“, betont Geist. Niemand habe mit ihnen gesprochen und sie in die Planung mit einbezogen. Der Beschluss empöre die Lehrkräfte insbesondere deshalb, da er den Eindruck hinterlasse, dass keinerlei Rücksicht auf die Bedürfnisse der Schüler genommen werde und der Einsatz der Pädagogen keine Wertschätzung erfahre. Schließlich hätten diese alles daran gesetzt, in dem Interimsgebäude eine angemessene Lernatmosphäre zu schaffen.
Ähnlich sieht das auch Ulrik Alex, die als Vorsitzende des Fördervereins stellvertretend für die Mitglieder sowie die Lehrerschaft eine Stellungnahme abgegeben hat. Sie erinnert ebenso daran, was die Schulgemeinschaft alles an Widrigkeiten auf sich genommen hat. „Der Ansporn war dabei die Hoffnung, in eine neue Schule am gleichen Standort neben der Heinrich-Mann-Schule und mit einer immerhin noch intakten Turnhalle zurückkehren zu können“, fährt sie fort. Alex moniert weiterhin, dass, sobald der Plan des Kreises umgesetzt wird, die Mädchen und Jungen einen Schulweg zurücklegen müssten, den sie, beziehungsweise ihre Eltern, sich nicht ausgesucht hätten.
HKS-Schule Dietzenbach: Schulleiter sieht Bildungseinrichtungen bereits herausgefordert
Auch Berthold Geist bewertet die Fahrt nach Dreieich kritisch und verweist darauf, dass seine Schüler es ohnehin nicht einfach hätten und viele von ihnen zudem aus sozial schwierigen Verhältnissen kämen. Daher sei es möglich, dass sich einige Familien für den unkomplizierten Weg entschieden und ihre Kinder auf die übrigen Dietzenbacher Schulen schickten. Doch: „Die Bildungseinrichtungen sind ohnehin schon durch die stetig hinzukommenden Aufgaben herausgefordert“, gibt Geist zu bedenken. Wenn nun noch weitere Schüler mit Förderbedarf hinzukämen, steigere das Arbeitspensum zusätzlich.
Eine Argumentation, die Landrat Oliver Quilling (CDU) nicht für sich stehen lassen möchte. Schließlich bestehe ein gesetzlicher Auftrag, nach dem Förderschüler an Regelschulen unterrichtet werden sollen. Unterstützung bei ihrer Inklusion sollen die Bildungseinrichtungen dabei durch weitere, speziell dafür ausgebildete Pädagogen erhalten. Die inklusive Beschulung sei gleichzeitig der Grund, weshalb der Kreis zu der Überlegung gekommen sei, die Schulen zu vereinen. „Da immer mehr Kinder an Regelschulen gehen, sinkt in den Förderschulen die Anzahl der Schüler“, sagt Quilling.
Kreis Offenbach: Stadt Dietzenbach unterstützt HKS
Leiter Geist indessen bestreitet, dass das Interesse an Bildungseinrichtungen wie der seinigen abnehme. „Sicherlich kommt es zu Schwankungen. Doch es ist nicht so, dass sich die Zahl um die Hälfte reduziert, so dass eine Schulschließung gerechtfertigt ist“, macht er deutlich.
Unterstützung bei seinem Bestreben, die HKS zu erhalten, bekommt der Rektor von der Stadt Dietzenbach. „Seitens der Kreisstadt wird ein Neubau in der Etruskerstraße bevorzugt“, heißt es auf Nachfrage aus dem Rathaus. Die Stadt sehe es als sinnvoll an, das Gelände so zu bebauen, dass zusätzlich eine Grundschule mit inklusivem Angebot dort wieder angesiedelt werde. Der Schulentwicklungsplan 2018 zeige, dass der Bedarf dafür vorhanden sei. Zudem teilt die Kommune mit, dass sie eine Stellungnahme einreichen und sich für den Verbleib der HKS in Dietzenbach einsetzen wolle. (Anna Scholze)