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Dietzenbacher Schulleiter bewerten das Corona-Aufholprogramm „Löwenstark“

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Von: Anna Scholze

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Eine Lehrerin schreibt Buchstaben in Groß- und Kleinschreibung an die Tafel
Das Corona-Aufholprogramm „Löwenstark“ des Landes Hessen steht in der Kritik. Die Leiter der Dietzenbacher Grundschulen haben unterschiedliche Sichtweisen. © Axel Heimken/dpa

Das Corona-Aufholprogramm „Löwenstark“ des Landes Hessen wird von den Schulleitern in Dietzenbach gelobt. Sie finden aber auch kritische Worte.

Dietzenbach – Das Corona-Aufholprogramm „Löwenstark“ des Landes Hessen steht in der Kritik. Laut Medienberichten verfehlt das Programm sein Ziel. Fragt man jedoch an Dietzenbacher Schulen nach, fällt die Bewertung differenzierter aus. „Wir konnten durch das Förderprogramm etwa Theater- und Gewaltpräventionsprojekte bezahlen“, sagt Bettina Houari Fah, Leiterin der Regenbogenschule. Auf diese Weise habe sie anderes als sonst kein Geld von den Eltern einsammeln müssen. Für Hourai Fah ist das angesichts der wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine große Erleichterung. Auch hätte die Schule zusätzliches Material bestellen können, um die Schüler im Erlernen der deutschen Sprache oder in Mathematik zu fördern.

Ähnlich bewerten Verena Hofmann, Leiterin der Astrid-Lindgren-Schule (ALS) und Berthold Geist, Direktor der Helen-Keller-Schule (HKS) das Förderprogramm. Beide wissen die finanzielle Freiheit, die „Löwenstark“ den Schulen verschafft hat, zu schätzen. Das Team der ALS hat das bereitgestellte Geld etwa für die Förderung der sozialen und kulturellen Kompetenzen der Grundschüler genutzt. Fähigkeiten, die es insbesondere durch die pandemiebedingte Isolation zu schulen gilt.

An der HKS wurde die Finanzspritze im Rahmen des „Kompetenzfeststellungsverfahren“ verwendet. Dabei werden die Schwächen und Stärken von Schülern aus den oberen Jahrgangsstufen getestet, erklärt Geist. „Wir haben mit dem Geld von ,Löwenstark‘ die kostspieligen Schulungen der Lehrer finanziert, die hierzu notwendig sind.“ Außerdem sei das entsprechende Material damit bezahlt worden.

Weiterhin war es Geist wie auch Hans Peter Löw, Leiter der Heinrich-Mann-Schule (HMS), durch das Förderprogramm möglich, das Gehalt einer Lehrkraft zu bezahlen, die sich mit den pandemiebedingten inhaltlichen Defiziten auseinandergesetzt hat. „Wir hatten eine Kollegin, die sich um die Förderung in den Fächern Deutsch und Mathe gekümmert hat“, berichtet der HKS-Leiter. Mittlerweile sei sie jedoch an der Schule anderweitig beschäftigt und stehe im Zusammenhang mit „Löwenstark“ nicht mehr zur Verfügung.

An der HMS hingegen konnte durch die zusätzliche Kraft ein Konzept für einen offenen Treff entwickelt werden, informiert Löw. Auch dort dreht sich alles um den Ausgleich von Lücken im Schulstoff. Dass seine Schule jemanden für die Aufgabe gefunden hat, wertet Löw angesichts des Personalmangels auf dem Bildungssektor jedoch als „Glücksfall“. Nicht umsonst würden in den Bundesländern derzeit verschiedene Maßnahmen ergriffen, um dem Problem entgegenzuwirken.

Aufgrund der fehlenden Lehrkräfte sieht ALS-Leiterin Verena Hofmann die Zielsetzung, mit dem Löwenstark-Programm die Schülerinnen und Schüler auch inhaltlich fördern zu wollen, als schwierig an. Schließlich bringe das Fördergeld wenig, wenn es nicht genügend ausgebildete Lehrkräfte gebe.

Und aus den Schilderungen von Regenbogen-Schulleiterin Houari-Fah zeigt sich, dass gerade an den Grundschulen die Situation problematisch ist. So sei es aus ihrer Sicht ein Fehler gewesen, an den Universitäten den Studiengang mit einem Numerus clausus (N.c.) zu belegen. „Die wenigsten mit einem guten NC entscheiden sich dafür, an eine Grundschule zu gehen“, macht sie ihren Standpunkt weiter deutlich.

Als weitere Ursache für die Flaute auf dem Arbeitsmarkt macht Houari Fah die Tatsache aus, dass das Land Hessen erst kürzlich die Entscheidung getroffen hat, die Besoldungsstufe von „A12“ auf „A13“ anzuheben. Bislang war dies nur Lehrern aus weiterführenden Schulen vorbehalten. Dabei belegten Grundschullehrer an der Uni die gleichen Seminare wie ihre Kollegen, die später ans Gymnasium gingen. Es gebe also keinen Grund, sie schlechter zu bezahlen.

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