Dietzenbacher Tanzgarde startet mit Krönung in die fünfte Jahreszeit

Lange ist es her, dass man ein unbeschwertes „dreifach donnerndes Dietzebach Helau“ vernehmen konnte. Leicht getrübt war es zwar, doch das laue Gefühl war angesichts dessen, dass die Narren überhaupt wieder in eine Kampagne starten durften, nur Nebensache. Die Dietzenbacher Tanzgarde feierte nun die fünfte Jahreszeit – mit Helau, Hochadel und Hygienevorschriften.
Dietzenbach - Dabei hatte die Suche nach einer geeigneten Lokalität für viel Denkarbeit unter der Narrenkappe gesorgt. Anstatt am üblichen Ort, dem Europahaus, zu residieren, wurde diesmal unter Beachtung von 2G in der Aula der Ernst-Reuter-Schule gefeiert. „Das blaue Bändchen an eurem Handgelenk dient der Kontrolle, das ist nicht ‚all inclusive’ an der Bar“, witzelt der Vorsitzende Holger Arnold auf der Bühne. Bei der Übergabe von Urkunden verzichtet er darauf, den Jubilaren zu nahe zu kommen. „Das ist eben eine Kampagne ohne Küsschen, da müssen wir durch“, meint der Narr.
Die Coronapandemie bleibt an diesem Abend ein steter Begleiter, indem sie ihren Teil zu den Reden beiträgt, die in fröhlicher Büttenmanier vorgetragen werden. Dennoch: Gerade beim Klatschen scheint das Publikum noch etwas eingerostet zu sein. Zwar werden die Tanzgruppen mit Freude auf der Bühne empfangen und verabschiedet, aber die Ausdauer beim Applaus fehlt. Auch kleinere technische Pannen stehen – unfreiwillig – auf dem Programm. „Aber das macht es gerade irgendwie sympathisch“, findet Besucherin Sabine Goeser. Zu einigen Raketen mit Klatschen und Trampeln lässt sich das Publikum schließlich doch hinreißen. Corona wirkt sich nicht nur auf die Stimmung aus, auch materiell macht es sich bemerkbar. „Es gab Lieferschwierigkeiten bei den Orden“, sagt Arnold und hält eine Alternative aus Pappe in die Luft. „Den ersetzen wir noch – versprochen.“
Nichtsdestotrotz steht der Spaß im Mittelpunkt: Die Tänze der großen und kleinen Gardisten geben einen Vorgeschmack auf das, was die Besucher der großen Sitzung am 15. Januar im Capitol erwartet. Zwischen all dem Bangen, dass diese Corona-Kampagne bis Aschermittwoch normal laufen kann, haben zwei Narren besonders große Hoffnung. Sie werden bereits auf der Bühne vom amtierenden Prinzenpaar Kerstin Küppers und Marthin Kothe erwartet: Mit breitem Grinsen und ihm royalen Dress betreten Michaela Jost und der Mitarbeiter der Offenbach Post Sascha Dreger als neues Prinzenpaar die Bühne. Nach Übergabe der Insignien ergreifen die neuen Amtsinhaber das Wort: „Endlich kann man wieder lachen – Freude haben, Blödsinn machen.“ Und mit einem kräftigen Helau begrüßen die Dietzenbacher ihre neuen Regenten.
Auch der Hofstaat war schnell gefunden: Mit Rolf von Kiesling als Hofmarschall, Saskia Winkler als Zofe und Cinto Occhipinti als Hofnarr sind die beiden in bester adeliger Gesellschaft. „Die beiden Herren waren selbst schon einmal Prinzen und Saskia war Kinderprinzessin“, erläutert Dreger, Seine Tollität Sascha I. „Angemessen für das Jubiläum“, fügt er hinzu und bezieht sich damit auf die vier mal elf Jahre, die die 1978 gegründete Tanzgarde feiert.
Der Hofmarschall und Vizevorsitzende Rolf von Kiesling ist zufrieden. „Wir hatten ein paar Hürden zu nehmen, aber sind wirklich froh, dass wir nun in diesem Rahmen feiern durften.“ Vorsitzender Arnold ergänzt: „Es gibt eben einen Unterschied zwischen Fastnacht feiern und Party machen.“ Solange sich alle Narren daran halten, ist die Vorfreude auf die große Sitzung am 15. Januar immens. Karten gibt es ab sofort unter 0177 2621496. (Von Lisa Schmedemann)