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Dietzenbacher Tanzgarde wurde vor 44 Jahren gegründet

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Von: Lisa Schmedemann

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Das Prinzenpaar Michaela I. (Mitte) und Sascha I. (Zweiter von links) wird die Regentschaft für eine weitere Kampagne übernehmen.
Das Prinzenpaar Michaela I. (Mitte) und Sascha I. (Zweiter von links) wird die Regentschaft für eine weitere Kampagne übernehmen. © Schmedemann

Dass sich zu dieser Jahreszeit eigentlich die bunten Züge durch die Gassen schlängeln und Bonbons fliegen würden, lächeln Narren müde weg. Zwar war die Hoffnung für das närrische Volk im November groß, doch die Realität lässt das dreifach donnernde Helau ein weiteres Mal verstummen. Narrengott Jokus mag zwar die Macht über die Lachmuskeln und die Fastnacht haben, doch gegen Omikron geht er in die Knie.

Dietzenbach - Für die 1978 gegründete 1. Dietzenbacher Tanzgarde ist das jedoch eine gute Gelegenheit, um in wohligen Erinnerungen zu schwelgen. Der Anlass der Memoiren sind nicht etwa bessere Zeiten, sondern das 44. närrische Jubiläum des Dietzenbacher Karnevalvereins.

Während der Verein heute ein Monopol darstellt, ist er das vor 44 Jahren nicht gewesen. Im Gegenteil: Als Irene Endel, Jutta Haseneder und Heidi Knecht 1978 ihr Ansinnen äußerten, eine Tanzgarde gründen zu wollen, seien sie zunächst belächelt worden. Zwar gab es den ein oder anderen Verein, doch die drei Frauen waren der Meinung, es ginge noch mehr in Sachen Fassenacht. Seitdem die zehn Gardemädels noch im selben Jahr eine Kampagneneröffnung auf die Tanzbeine stellten und im folgenden Frühjahr schließlich der Verein samt Vorstand gegründet worden ist, nimmt die Geschichte ihren Lauf – und sie zeigt, dass Totgesagte länger leben.

1981 konnte mit Ulrike I. und Peter I. das erste Prinzenpaar gekrönt werden, der erste Rathaussturm erfolgte 1984 durch Lilli I. und Manfred I., die den damaligen Bürgermeister Friedrich Keller für einige Tage entmachteten. Seither wurden verschiedene Gebäude gestürmt, erinnert sich der Vorsitzende Holger Arnold. Sowohl das „neue“ Rathaus in der Stadtmitte (Europaplatz) als auch das Alte Rathaus in der Altstadt (Frankfurter Straße) fielen unter die Regentschaft der Narren. Auch das Wirtshaus „Zur Linde“ (Darmstädter Straße) ist von den Narren besetzt worden.

In den Jahren habe sich besonders der Umzug durch die Dietzenbacher Gassen zu einem beschaulichen Spektakel gemausert. Arnold, der 1998 in den Verein eingetreten ist und seit 2009 die Führung innehat, erläutert: „Die Route des Fastnachtsumzugs haben wir immer mal wieder angepasst.“ So endete der Zug an der „Linde“ oder führte auch einmal durch die Stadtmitte, um das Rathaus am Europaplatz zu erreichen. Inzwischen hat sich das Konzept etabliert, das Event der Machtübernahme von der Aufstellung für den Fastnachtszug zu trennen. Der Aufwand, mit der gesamten Zugnummernzahl vom Rathaus bis in die Frankfurter Straße zu marschieren, sei zu groß. „Dazu müssten wir die Offenbacher Straße sperren, das geht eben nicht so einfach“, meint der Vizevorsitzende Rolf von Kiesling.

Inzwischen hat sich die Zahl der Zugnummern auf rund 25 eingependelt. Die Vorsitzenden blicken mit Stolz darauf, seien sie doch diejenigen, die „den Fastnachtsschalter umlegen“ und somit für Karnevalsstimmung in der Kreisstadt sorgen müssen. Der Lindwurm lebt von weiteren Dietzenbacher Vereinen und weiteren Institutionen wie Kindergärten, die Fußtruppen und Wagen stellen. Auch private Gruppen bereichern das Schauspiel – und das Publikum am Wegesrand ohnehin. „Es gab mal einen Rückgang, weil es neue TÜV-Auflagen gegeben hat“, erinnert sich Arnold. Auch das ein oder andere Wetterereignis – sei es Sturm, Starkregen oder Schnee – haben den Umzug vielleicht beeinflusst, doch die Freude daran bei keinem Teilnehmer geschmälert.

Die Zahl der Vereinsmitglieder wiederum ist auf rund 180 gestiegen, die Tanzgruppen, von denen es mittlerweile sieben Stück in verschiedenen Altersklassen gibt, erfahren regelmäßig Zulauf. Die „Große Sitzung“ füllt längst nicht mehr nur den Saal der „Linde“, sondern das ganze Capitol. „Besonders stolz sind wir aber auch auf den Kinderfasching“, sagt der Vorsitzende. Dieser habe sich zu einer festen Größe für Nachwuchsnarren etabliert. Arnold kündigt an: „Das wollen wir auch mit unserer Weiberfastnacht noch schaffen.“

Doch all das Schwelgen ändert nichts, alle Veranstaltungen der Tanzgarde der aktuellen Kampagne sind abgesagt. Und das närrische Jubiläum? Das ist noch nicht ganz verloren. „Wir hoffen, dass wir im Sommer eine Möglichkeit haben, ein bisschen zu feiern“, verrät Rolf von Kiesling. Doch die Planung befinde sich noch in den Kinderschuhen. Freuen würde es die amtierende Prinzessin Michaela I., die selbst in der Tanzgruppe „Die Gewitterhexen“ und als Trainerin der „Crazy Blue Cats“ aktiv ist. Jost meint: „Es wäre so schön, wenn unsere Tanzmädels auftreten könnten – ihnen fehlt die Bühne.“

Derweil hat sie sich zusammen mit ihrem Prinzgemahl Sascha I. bereits darauf vorbereitet, einen zweiten Anlauf zu starten und die Regentschaft für eine weitere Kampagne weiterzuführen. Auch wenn das Narrenherz derzeit schwer wiegt, sieht es Sascha Dreger pragmatisch: „Nach der Kampagne ist vor der Kampagne.“ (Von Lisa Schmedemann)

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