Plötzliches Halteverbot sorgt für Ärger und Probleme

In einer Straße in Dietzenbach herrscht plötzlich Halteverbot. Für den Vater eines gehbehinderten Kindes ist das ein ärgerliches Problem.
Dietzenbach – Frank Steinheimer traute seinen Augen nicht. In der Schulstraße, in der er seit 20 Jahren lebt, herrscht auf der Seite seines Hauses unvermutet und ab sofort absolutes Halteverbot. „Die Stadt hat uns Anwohner nicht darüber informiert“, sagt er verärgert.
Ohne Vorwarnung seien die Schilder, die vorher angaben, dass sich das Halteverbot auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt, abmontiert worden. Nun dürfe man nicht mal mehr zum Ausladen anhalten. Für die Familie Steinheimer ist das besonders schwierig. Schließlich ist einer ihrer Söhne zu 100 Prozent gehbehindert. Bisher konnte ihm direkt an der Einfahrt zum Haus geholfen werden, um etwa aus dem Auto in seinen Rollstuhl zu gelangen. Im Innenhof ist das hingegen nicht möglich, da neben dem Aufzug, der für den jungen Mann eingerichtet wurde, kaum noch Platz bleibt, wie Steinheimer auch in den sozialen Medien schildert.
Plötzliches Halteverbot in Dietzenbach: Ausnahme für Familie von gehbehindertem
Hinzukommt: „Der uns aufgrund seines Behinderungsgrades zustehende Parkplatz befindet sich in der angrenzenden Ostendstraße“, erklärt Steinheimer. Die Stadt habe ihnen die Stellfläche zugewiesen, da die Parksituation in der Schulstraße seit jeher problematisch sei. Häufig müssten sich ein gerufener Krankenwagen oder die Feuerwehr zunächst den Weg freiräumen. Deshalb habe er auch volles Verständnis dafür, dass die Stadt hier Handlungsbedarf gesehen habe. Und dennoch: „Ich bin davon überzeugt, dass ein Parkverbot gereicht hätte“, macht Steinheimer deutlich. Dieses ermögliche zumindest, dass man innerhalb von drei Minuten etwa Einkäufe ausladen könne.
Dem Familienvater ist es immerhin gelungen, eine Lösung für seinen Sohn zu erreichen. „Auf meine Beschwerde hin hat sich Bürgermeister Dieter Lang telefonisch bei mir gemeldet“, erzählt Steinheimer. Und dieser habe veranlasst, dass er für das Ein- und Aussteigen seines Kindes eine Sondergenehmigung erhalte. „Dafür bin ich ihm auch dankbar“, betont er. Trotzdem habe er für die Vorgehensweise keinerlei Verständnis. „Indem man die Schilder zur Zeitbegrenzung abmontiert hat, ohne darüber zu informieren, hat man in der Verwaltung den Weg des geringsten Widerstandes gewählt“, macht der Vater seinem Ärger weiter Luft. Aber keine Kommunikation sei eben auch eine Form der Kommunikation.
Dietzenbach: Stadt verteidigt plötzliches Halteverbot
Vonseiten der Stadt heißt es hierzu: „Vorherige Anlieger-Informationen strebt die Verwaltung grundsätzlich an.“ Aufgrund der notwendigen Maßnahmen und der Einschätzung von „Gefahr in Verzug“ durch die Straßenverkehrsbehörde, habe man die Zusatzbeschilderung kurzfristig demontiert, sodass jetzt ein generelles Halteverbot ausgeschildert ist. Schließlich müsse die Behörde zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung verschiedene Straßen in der Kreisstadt überprüfen und gegebenenfalls Maßnahmen nach der Straßenverkehrsordnung anordnen. So verweist auch die Stadt auf die problematische Situation der Schulstraße, etwa für die Feuerwehr. Hinsichtlich der neuen Verkehrsregelung vor Ort heißt es von den Verantwortlichen im Rathaus weiter: „Abschließend ist festzuhalten, dass Stellplätze für Wohneinheiten grundsätzlich auf dem privaten Grundstück nachgewiesen werden müssen.“ Dies sei insbesondere bei Neu- oder Umbauten ein Bestandteil der Baugenehmigung. (Anna Scholze)
Erst vor Kurzem sorgte eine Welle an Strafzetteln für Abzocke-Vorwürfe und Park-Ärger in Dietzenbach.