Bedarf an Schulsozialarbeit ist auch wegen Corona gestiegen

Die Corona-Pandemie hat vielfach Effekte auf die Gesellschaft. An Schulen in Dietzenbach ist der Bedarf an Sozialarbeit gestiegen.
Dietzenbach – Die heutige Kreisstadt war Vorreiter und hält den hohen Standard noch immer: Bereits im Jahr 1988 startete an der Aueschule die erste Schulsozialarbeit. Inzwischen bietet Dietzenbach an allen fünf Grundschulen, den beiden weiterführenden Bildungseinrichtungen und der Förderschule konsequent diese Unterstützung für Kinder und Jugendliche an, die auch Lehrern und Eltern zugutekommt. Einen ausführlichen Bericht zur aktuellen Situation der Schulsozialarbeit gab Martina Riebling, Sachgebietsleiterin Schule, im Sozialausschuss.
Die Ansprechpartner in den Schulen seien immer da, „wenn euch mal alles zu viel wird, wenn Eltern oder Lehrer stressen und ihr reden möchtet“, verspricht ein Flyer. „Wir arbeiten mit den Klassen, aber auch in Gruppen und bei Bedarf mit einzelnen Schülern“, erläutert Riebling. Immer nach dem Prinzip „Konstruktive Konfliktbearbeitung“.
Dabei geht es darum, Kompetenzen zu vermitteln, persönliche oder soziale Probleme zu lösen und vor allem gewaltfrei zu bewältigen. Das Beratungsangebot ist stets freiwillig, nicht verpflichtend und bleibt ausdrücklich im geschützten Raum. „Der Grundsatz der Vertraulichkeit ist wichtig“, sagt die Sachgebietsleiterin.
Dietzenbach bei Offenbach: Bedarf an langfristige Einzelfallberatung durch Corona gestiegen
Suchen die Kinder oder Jugendlichen Rat bei der Schulsozialarbeit oder bittet einen Lehrer darum, genauer hinzuschauen, stehen oft schwierige Lebens- und Wohnsituationen, auffälliges Sozialverhalten, Beziehungsprobleme und psychische Belastungen bis hin zu Angststörungen und Depressionen im Mittelpunkt. Einen großen Anteil der Arbeit macht die Streitschlichterausbildung der dritten Klassen aus, mit Übungen zu Lösungen von Konflikten.
„Derzeit stellen wir aber auch, sicher mitverursacht durch die Corona-Pandemie, einen höheren Bedarf an langfristiger Einzelfallberatung fest“, teilt Riebling mit. Zunehmend gehe es um häusliche Konflikte, auch um Trennung und Scheidung. Was bedeute, dass die Elternarbeit stärker in die Schulsozialarbeit einzubinden sei.
Dietzenbach: Sozialarbeit war auch während der Corona-Pandemie präsent
Trotz der Pandemie seien die Schulsozialarbeiter fast durchgehend an den Schulen präsent gewesen. „Wir haben per Schul-Messenger und Videokonferenzen mit den Schülern kommuniziert“, berichtet Riebling. Auch Distanz- und Wechselunterricht hätten gezeigt, wie sehr die persönlichen Kontakte fehlen.
„Wir vermissen die Einblicke in das Elternhaus und die Peergroups, vieles muss sich nun erst wieder neu finden“, so die Sozialarbeiterin. Aktuell zeichneten sich erste Trends ab. So gehe es etwa um „Schulabsentismus“, einige Schülerinnen und Schüler seien nicht mehr erreichbar. „Wobei das bei den Betroffenen auch oft eine Verschärfung von Problemen ist, die vorher schon da waren.“
Dietzenbach bei Offenbach: Kinder sind froh wieder in der Schule sein zu können
In der letzten Zeit erreichten das Team nun Rückmeldungen, wie froh die Kinder seien, wieder in der Schule zu sein. Das kann auch Jochen Schepp, Leiter der Sterntalerschule nur bestätigen. Hinsichtlich der Schulsozialarbeit betont er: „Wir sind im Grunde darauf angewiesen.“ Das Angebot bilde eine Brücke zum Elternhaus und helfe den Kindern bei mancher Verunsicherung. „Besonders für unsere Grundschüler ist es wichtig, dass sich die Kontakte von der ersten Klasse an entwickeln und so bei Bedarf schon eine gewisse Vertrautheit herrscht.“
Dieser Aspekt der Kontinuität hat auch für Georg Köhler, Leiter der weiterführenden Ernst-Reuter-Schule (ERS), bedeutendes Gewicht. „Die Schulsozialarbeiter können unter anderem durch ihre Schweigepflicht gut ein Vertrauensverhältnis aufbauen“, sagt er. Gerade bei den Schülern mit besonderen Sorgen und Nöten sei es wichtig, diese Verlässlichkeit langfristig zu pflegen. „Deshalb ist es bedeutend, dass wir die Schulsozialarbeit durchgehend anbieten können.“
Bei Offenbach: Stadt Dietzenbach finanziert das Team
Im Wissen darum, dass die Finanzierung seitens der Stadt eine freiwillige Leistung ist, sagt Köhler: „Wir können nur immer wieder sagen, dass wir für diese Möglichkeit sehr dankbar sind.“ Zumal die ERS kreisweit die Schule mit den meisten Inklusionskindern sei. „Es ist selbstverständlich, dass die Schulsozialarbeit fest in das Inklusionsteam eingebunden ist.“
Aktuell umfasst das Team der Schulsozialarbeit elf Sozialarbeiter und eine Kollegin im Anerkennungsjahr, Träger ist die Stadt. Ein Kooperationsvertrag mit dem Kreis regelt die Zusammenarbeit, finanziert wird das Angebot jeweils zur Hälfte von Stadt und Kreis. (Barbara Scholze)