Energieverbrauch gestiegen

In Zeiten großer Ungewissheit um eine verlässliche Versorgung mit Energie kommt Dietzenbach ein bereits länger verabredetes Projekt zugute, das der Fachbereich Bau und Kultur an Land gezogen hat.
Dietzenbach – Wie Fachbereichsleiterin Sandra Homberg im aktuellen Bauausschuss berichtete, soll gegen Ende des Sommers eine Erkundungsbohrung Ergebnisse zur eventuellen Nutzung von Geothermie in der Stadt liefern. Vorgesehen für den Test ist ein Areal südlich der Grenzstraße in der Nähe der Gewächshäuser der Stadtgärtnerei.
Wie Homberg erinnerte, ist ab dem Jahr 2025 der Neueinbau von Öl- und Gasheizungen verboten. Grund genug, sich an einem Pilotprojekt des Landes Hessen zu beteiligen. Die Landesenergie-Agentur Hessen erkundet in mehreren Kommunen das Potenzial der Geothermie. Sämtliche Kosten trägt das Land, eine Verpflichtung, die Wärmebeschaffung später einzusetzen, gibt es nicht.
Im Anschluss an die Untersuchung werden „Steckbriefe“ erstellt, die Stadt und Bürger bei der Planung einer geothermischen Anlage nutzen könnten. Darin enthalten sind Aussagen zur geologischen und hydrogeologischen Beschaffenheit des Untergrunds, zu Risiken und zu den grundsätzlichen geothermischen Potenzialen wie Wärmeleitfähigkeit und Temperatur. „In einem gewissen Radius sind die Erkenntnisse auch auf angrenzende Gebiete ausweitbar“, kündigte die Fachbereichsleiterin an. Ebenso konnten die Stadtverordneten einen Bericht der Klimaschutzmanagerin Sigita Urdze zur Kenntnis nehmen.
Im vergangenen August hat sie ein Projekt mit dem sperrigen Namen „Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes mit Klimaschutzmanagement der Kreisstadt Dietzenbach – Erstvorhaben“, abgekürzt KSI, gestartet. Finanziert wird das Vorhaben vom Bundesumweltministerium. Zur Unterstützung hat die Stadt ein externes Dienstleistungsbüro engagiert. Es soll dabei helfen, die Energie- und Treibhausgasbilanz der Stadt aufzulisten sowie Potenziale und Szenarien zu entwickeln.
Die ersten Erkenntnisse: Im Zeitraum von 2015 bis 2020 zeigt sich, dass der Energieverbrauch in der Kreisstadt insgesamt stagniert, sogar geringfügig gestiegen ist. Aufgeführt ist ein Verbrauch von 522 Gigawattstunden (GWh) im Jahr 2015 und 531 GWh fünf Jahre später. „Der Großteil dieses Verbrauchs stammte mit 44,1 Prozent von privaten Haushalten“, heißt es in dem Bericht der Klimaschutzmanagerin. Zum Rest trägt unter anderem die Industrie 20 Prozent bei, der Verkehr 18,5 und die Verwaltung 2,3 Prozent. Eingeflossen in die Berechnungen waren Daten der Energieversorger, aus dem Schornsteinfeger- und Forstbereich sowie dem Öffentlichen Nahverkehr. Infos gab es ebenso aus den städtischen Gebäuden und dem Fuhrpark.
Bis das KSI dann steht, soll es ein Maßnahmenplan richten. Vorgesehen ist, die Mitarbeiter der Verwaltung zu befragen, Workshops zu organisieren und Veranstaltungsreihen für Bürger anzubieten. Noch im Frühjahr sollen Magistratsmitglieder und Stadtverordnete zusammenkommen, für die Bürger sind Veranstaltungen von Juni bis September geplant. Darüber hinaus hat die Klimaschutzmanagerin Fördermittelanträge eingereicht und unterstützende Maßnahmen beantragt.
Kleinere konkrete Schritte waren etwa auch eine Arbeitsgruppe „Klima-Detektive“ an der Astrid-Lindgren-Schule, wo die Schüler erkundeten, was es mit dem Klimawandel eigentlich auf sich hat. „Dabei war mir wichtig, dass die Schüler von sich aus Ideen entwickeln und nicht etwa vorgesetzt bekommen“, sagt Urdze. Bei einem Bildungsnachmittag im Boxprojekt ging es unter anderem ganz praktisch darum, zu reparieren, statt wegzuwerfen, und beim Essen auch auf Resteverwertung zu achten. (Barbara Scholze)