Nachhaltige Mode: 15-jähriger Schüler gründet eigenes Unternehmen

Ein 15-Jähriger aus Dietzenbach im Landkreis Offenbach nutzt die Corona-Zeit, um sein eigenes Modelabel zu gründen. Dabei ist ihm besonders das Thema Nachhaltigkeit wichtig.
Dietzenbach – Homeschooling, Lockdown und ein abgesagtes Praktikum: Auch die Welt des 15-jährigen Jeremy Appel steht seit mehreren Monaten Kopf. Doch einfach nur abhängen und die Spielkonsole zum Glühen bringen, war für ihn keine Option. Er griff sich Stifte und Block und arbeitete an der Zeichnung eines Roboters weiter, die er bereits mit zwölf Jahren begonnen hatte.
Aus dem anfänglichen Zeitvertreib wurde schnell die Initialzündung für sein eigenes Modelabel „MiP Fashion“. „Während der Corona-Pandemie habe ich mich an den Roboter zurückerinnert und habe überlegt, was man daraus machen kann“, erzählt der Ernst-Reuter-Schüler. So entstand das Design für sein eigenes Unternehmen. Die Buchstabenkombination MiP habe jedoch keine besondere Bedeutung, sondern sei ein Kunstname. Denn Appel ist überzeugt: „Nicht alles braucht eine tiefere Bedeutung.“ Es sei im Gegenteil viel interessanter zu beobachten, was die Menschen aus dem Namen machten und wie dieser ihre Kreativität anregte.
Schüler aus Dietzenbach gründet eigenes Modelabel – und bringt sich selbst Buchhaltung bei
Doch bevor Jeremy Appel mit seinem Streetfashion-Label an den Markt gehen konnte, brauchte er das notwendige Know-how. Die Modewelt war für ihn schließlich unbekanntes Terrain. „Ich musste etwa lernen, wie man das Design richtig formatiert und vektorisiert, damit es später auf Kleidung gedruckt werden kann“, erzählt der Jungdesigner.
Dazu brachte er sich mittels YouTube die Funktionen von Photoshop bei und setzte sich später auch mit dem Grafik- und Zeichenprogramm Adobe Illustrator auseinander. „Außerdem habe ich mir erste Einblicke in die Erstellung von Internetseiten und in das Thema Buchhaltung verschafft“, fährt Jeremy Appel fort. Schließlich wolle er über alles Bescheid wissen, was sein Label betrifft.
Die Herstellung der Pullover und T-Shirts und somit seiner ersten Kollektion hat er indessen in die Hände einer Produktionsfirma gegeben. „Ich habe mit dem Produzenten jedoch genau abgesprochen, wie ich mir meine Kleidung vorstelle“, macht der Neuntklässler deutlich.
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Nachhaltiges Modelabel: Schüler aus Dietzenbach will ein Zeichen gegen Fast Fashion setzen
Dabei sei ihm neben einer guten Qualität vor allem das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig gewesen. „Ich will den Menschen zeigen, dass wir nichts kaufen müssen, was uns und unserem Planeten schadet“, erklärt er seine Firmenphilosophie. Schließlich gebe es auch Alternativen zur sogenannten Fast Fashion. Also zur Mode, die schnell und zu niedrigen Preisen in die Geschäfte kommt. Dafür jedoch auch unter schlechten Bedingungen hergestellt wird. „Meine Produkte entsprechen mit den Siegeln von Oeko-Tex und Eve Vegan hingegen den höchsten Standards in Sachen Nachhaltigkeit“, betont Jeremy.
Während für die Herstellung eines normalen Baumwoll-T-Shirts 2500 Liter Wasser benötigt werden, brauche man für die Produktion seiner Shirts hingegen nur 100 Liter. Sie bestünden vollständig aus biologischer Baumwolle. Die Pullover hingegen setzten sich aus 85 Prozent der Naturfaser und zu 15 Prozent aus recyceltem Polyester zusammen. „Von beiden Produkten gibt es jeweils nur 100 Stück“, sagt der Nachwuchsunternehmer. Er habe sich dazu entschieden, nur limitierte Kollektionen herauszubringen.
Nachhaltiges Modelabel „MiP Fashion“
Erhältlich sind die T-Shirts und Pullover von „MiP Fashion“ auf mipfashion.com sowie dem Geschäft Panorama in Neu-Isenburg.
Kreis Offenbach: Jeremy Appel aus Dietzenbach will mit seiner Kleidung Kindern aus Krisengebieten helfen
Doch nur der Verkauf genügte Appel nicht. „Mir war es wichtig, etwas zurückzugeben“, macht Jeremy deutlich. Deshalb habe er sich mit der Skateboardlegende Titus Dittmann in Verbindung gesetzt. Der Gründer des gleichnamigen Unternehmens für Skateboards und entsprechende Kleidung hat mit „skate-aid“ eine Initiative gegründet, die es Kindern aus Krisengebieten ermöglicht, sich auf den Boards auszutoben.
Dittmann indessen zeigte sich von der Idee des Nachwuchstalents begeistert und willigte in eine Kooperation ein. „Deshalb gehen zehn Prozent von jedem verkauften Shirt und Pullover an skate-aid“, sagt Jeremy, der die Modemarke nur mit gelegentlicher Unterstützung seiner Eltern und seinen eigenen Ersparnissen gegründet hat. Es sei cool, dass bisher alles so problemlos funktioniert habe. Gleichzeitig sei es aber auch ein merkwürdiges Gefühl. (Anna Scholze)
Bereits im vergangenen Jahr war Umweltschutz ein wichtiges Thema bei den Jugendlichen in Dietzenbach. Im Rahmen eines Umweltprojekts pflanzten sie mehrere Bäume ein.