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Kinder der Aueschule besuchen Sonderausstellung im Historischen Museum

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Von: Barbara Scholze

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Wie die Bilder laufen lernten: Werner Sodemann weckte mit Aufzeichnungsgeräten aus vergangener Zeit das Interesse der Kinder.
Wie die Bilder laufen lernten: Werner Sodemann weckte mit Aufzeichnungsgeräten aus vergangener Zeit das Interesse der Kinder. © Scholze

Da machen die Buben und Mädchen im Historischen Museum Dietzenbach große Augen: Auch wenn sie einer Generation angehören, in der Streamingdienste gemeint sind, wenn es darum geht, sich „einen guten Film reinzuziehen“, so erliegen sie doch schnell der Faszination von Kamera, Mikrofon, Projektor und Filmspule.

Dietzenbach – Auf den Spuren alter Techniken wandelt im Historischen Museum die Klasse 2d der Aueschule mit Lehrerin Angela Schneider. Dort zeigt zurzeit eine Sonderausstellung mit dem Namen „Von Super 8, dem letzten Filmformat, zum elektronischen Zeitalter“ die rasante Entwicklung hin zu Zeiten der Handy-Filmerei.

Die Ausstellung zusammengestellt hat der Kameramann Werner Sodemann. „Im ersten Film, den ich gesehen habe, als ich so alt war wie ihr, spielte Charlie Chaplin“, erzählt er den Kindern, für die er noch ein bisschen weiter ausholt. Die Bilderhülle des alten Zelluloidstreifens finden die jungen Zuhörer lustig, mit dem Ur-Star des Kinos können sie aber wenig anfangen.

Das ändert sich, als Sodemann ein paar Gerätschaften auspackt. Die Entwicklung der Apparate, mit der Geschehnisse festgehalten werden konnten, habe vor mehr als 100 Jahren begonnen, erzählt er. „Die Menschen wollten unbedingt bewegte Bilder schaffen.“

Sodemann zeigt den Kindern eine sogenannte Wundertrommel, die mit einem Streifen gezeichneter Bilder ausgelegt ist und beim Drehen einen Filmablauf in einem Spiegel ermöglicht. „Jedes Bild ist einzeln gezeichnet, aber durch die Drehung nimmt man eine Bewegung wahr“, erklärt Sodemann.

Später dann seien erste Kameras entwickelt worden, Sodemann selbst erinnert sich an große und schwere Aufnahmegeräte, die auch körperliche Kraft erforderten. „Ich war selbst Kameramann und bin durch die ganze Welt geflogen“, berichtet er den Schülern. Der heute 85-Jährige arbeitete für die Tagesschau und die Hessenschau, drehte Dokumentarfilme und hat als Stadtfilmer große Teile der Historie Dietzenbachs festgehalten. Im Gespräch mit seinen jungen Gästen geht es ihm nun nicht nur darum, die technische Seite der Filmerei zu zeigen, sondern auch die Emotion, die dazu gehört. „Ihr kennt das doch auch“, sagt er, „wenn man dann den Stoff sieht, dann lacht man, man weint und man freut sich.“

Bereits vor zehn Jahren hatte Sodemann dem Museum einen wertvollen Schatz überlassen. Er stiftete einen großen Teil seiner privaten Sammlung als Dauerleihgabe, sodass eine Abteilung für Film- und Kinogeschichte entstehen konnte. Zu sehen sind dort etwa 80 Exponate, der älteste Projektor stammt aus dem Jahr 1923 und funktioniert mit einer Kerze. Rund 56 000 Euro hat die Schau gekostet, die Hälfte zahlte der Hessische Museumsverband, die Stadt beteiligte sich mit einem Investitionskostenzuschuss.

In der nun zeitlich begrenzten Sonderschau geht es unter anderem um die Super-8-Filmtechnik, mit der sich auch große Leinwände bespielen ließen. Eine Kassette diente als Aufnahmemedium, die Projektoren waren mit Halogenlicht ausgestattet. Kurz darauf begann mit VHS-Video 2000, auch im späteren Superformat, wieder eine neue Epoche. Die Kinder von der Aueschule begeistert ein Ausschnitt aus dem Disney-Film „Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett“,. ebenso ein Stück Filmzelluloid, das jeder mitnehmen darf. „Das hänge ich mir übers Bett“, heißt es. (Barbara Scholze)

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