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Corona-Regeln, fehlende Mediziner: Frustration bei Dietzenbacher Ärzten

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Von: Anna Scholze

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Die Ärzteversorgung in der Kreisstadt ist gut. Auf die Notdienstzentrale will aber niemand verzichten müssen. Der ärztliche Bereitschaftsdienst, auch als Notdienstzentrale bekannt, gehört wie die benachbarte Radiologische Praxis zum Ärztezentrum an der Babenhäuser Straße.
Hausarzt Dr. Reinhold Jerwan wollte den Ärztlichen Bereitschaftsdienst zur Entlastung seiner Kollegen an einem weiteren Tag in der Woche öffnen. © cz

In Dietzenbach stehen die Ärzte unter Druck – nicht nur wegen Corona. Die Kassenärztliche Vereinigung spricht von einer „problematischen Situation“.

Dietzenbach – Von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KV) ist der Hausarzt Dr. Reinhold Jerwan-Keim erst einmal enttäuscht. Er hatte sich an die Vereinigung gewandt, um eine Entlastung für sich und seine Kollegen zu erreichen. Aufgrund fehlender Allgemeinmediziner stehen die praktizierenden Ärzte in der Kreisstadt unter erheblichem Druck.

In ihrem Auftrag hatte Jerwan-Keim daher die KV in einem Brief darum gebeten, die Räume des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes in der Babenhäuser Straße an zusätzlichen Tagen öffnen zu dürfen. „Meine Überlegung war, dass wir den Bereitschaftsdienst an einem Wochentag öffnen und die Dietzenbacher Hausärzte gemeinsam mit einer Medizinischen Fachangestellten dort abwechselnd einen Dienst übernehmen“, erklärt der Mediziner.

Ärzte in Dietzenbach unter Druck: Patienten haben nur wenig Verständnis

Die anderen Praxen könnten in der Zeit schließen und hätten so die Möglichkeit, einmal durchzuatmen. Doch die KV habe ihm in einer lapidar verfassten Antwort eine Absage erteilt. „Das Personal muss darunter leiden“, macht Jerwan-Keim seinem Ärger weiter Luft. Denn es seien insbesondere auch die Medizinischen Fachangestellten, die an ihrer Belastungsgrenze seien. „Dabei bezahlen wir Ärzte die Kassenärztliche Vereinigung, die angeblich für uns da ist“, kritisiert er weiter.

Hinzukomme, dass auch einige Patienten für die aktuelle Situation nur wenig Verständnis hätten. Denn aufgrund des hohen Andrangs in seiner Praxis käme es immer wieder zu Verzögerungen bei den Terminen. „Bei uns reicht die Schlange der Wartenden teilweise bis in den Hof“, berichtet Dietzenbachs dienstältester Arzt. Das sei gerade bei den nun kälter werdenden Temperaturen keine angenehme Sache. „Doch aufgrund der Corona-Maßnahmen dürfen wir nicht mehr Menschen in die Praxis lassen“, erklärt Jerwan-Keim.

Dietzenbach: Kassenärztlichen Vereinigung antwortet

Von der Kassenärztlichen Vereinigung heißt es auf Nachfrage indessen, dass die Öffnungen des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes gesetzlich festgeschrieben seien und sich nicht nach Belieben anpassen ließen. Zudem sei die Abrechnung für einen zusätzlichen Tag, so wie ihn Dr. Jerwan vorschlage, nicht so einfach zu bewerkstelligen. „Wir wissen um die problematische Situation der Allgemeinmediziner“, sagt KV-Sprecher Alexander Kowalski. Dies sei nicht allein in Dietzenbach so. „Auch wir würden es uns anders wünschen“, beteuert Kowalski.

Immerhin hat sich nun ein Lichtblick aufgetan. Die Allgemeinmediziner Aisha Rahman und Faisal Detho, die bereits drei Praxen in Obertshausen betreiben, haben sich dazu entschlossen, eine weitere Niederlassung in der Kreisstadt zu eröffnen. Diese ist seit November in den Räumen der plötzlich verstorbenen Ärztin Beate Schulz zu finden. „Wir haben in Obertshausen bereits einen großen Stamm an Patientinnen und Patienten aus Dietzenbach“, erläutert Dr. Faisal Detho.

Dietzenbach: Neue Arztpraxis an der Bahnhofstraße

In der neuen Niederlassung eingesetzt wird die Ärztin Christine Miltenberg. Sie kennt die Menschen aus der Kreisstadt, die bisher in die Nachbarkommune gekommen sind, bereits gut. Auf diese Weise erhoffen sich Aisha Rahman und Faisal Detho, für Kontinuität bei den Patienten zu sorgen. Geöffnet hat die Praxis an der Bahnhofstraße montags von 8 bis 14, dienstags von 14 bis 18 und mittwochs bis freitags von 8 bis 13 Uhr. (Anna Scholze)

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