Mitglieder äußern sich zur geplatzten Vereinsfusion

Die gescheiterte Fusion der vier Vereine FC Dietzenbach, SC Steinberg, TG und SG Dietzenbach beschäftigt weiterhin die Mitglieder. Dabei ist vor allem Bedauern herauszuhören, man sucht nach den Ursachen für das Scheitern und äußert Hoffnung auf einen neuen Anlauf.
Dietzenbach – „Freude kommt bei dem Abstimmungsergebnis nicht in mir auf“, beschreibt Anja Brücher ihre Gefühle. Sie ist in der Tennisabteilung der TG aktiv und hätte sich eine Verschmelzung der Vereine gewünscht: „Ich sehe in einem Großverein tatsächlich aufgrund der derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklung die Zukunft und erkenne viele Vorteile, die auf der Hand liegen und auch präsentiert wurden.“ Sie glaubt, dass die Pandemie „dazwischen kam“ und es somit der falsche Zeitpunkt für die Abstimmungen über die Fusion war. Vereinsübergreifende Arbeitsgruppen seien mehr als anderthalb Jahre lahmgelegt gewesen, „deshalb konnte man sich nicht weiter annähern und Pläne für ein Miteinander schmieden“. Es seien „zu viele Fragen“ offengeblieben, was dazu geführt habe, dass einige Mitglieder gegen die Verschmelzung stimmten, andere nahmen wegen der Corona-Situation gar nicht erst an den Versammlungen teil. „Lasst uns nicht aufhören, weiter gemeinsam nach vorne zu schauen“, appelliert Brücher.
„Die Vereinsfusion war riskant und das Scheitern absehbar“, glaubt hingegen Uwe Glaum, Abteilungsleiter Langlauf beim SC Steinberg. Von den Verantwortlichen sei unterschätzt worden, „dass es gerade im Vereinsleben auch um Emotionen und langjährig bestehende Bindungen geht“, so Glaum, der auf die teils lange Tradition der Vereine hinweist: „Nicht zuletzt sprechen viele gerne auch von der Vereinsfamilie, wo Name und Wappen die Zugehörigkeit bedeutsam widerspiegeln.“ Die „Traditionalisten, die in Vereinen in vielfacher Hinsicht eine wichtige Stütze bilden“, seien zu wenig mitgenommen worden, kritisiert er. „Auch weitere handwerkliche Fehler gilt es zu benennen: Trotz deutlicher Kritik wurde bis zuletzt beharrlich an einem einheitlichen Beitragssatz für alle Mitglieder festgehalten.“ Abstufungen für Kinder, Jugendliche und Senioren seien nicht vorgesehen gewesen. „Warum hier eine bewährte, solidarisch geprägte Beitragsstruktur mutwillig aufgegeben werden sollte, erschließt sich bis heute nicht. Eintrittsbarrieren für kinderreiche Dietzenbacher Familien wären die Folgen gewesen und bislang treue passive Senioren hätte man durch die drohende Beitragserhöhung vergrault.“ Außerdem kritisiert Glaum eine fehlende Transparenz bei den Finanzen. „Die in der TG-Sitzung geäußerten Bedenken bezüglich der finanziellen Situation des SC Steinberg hätten nicht aufkommen müssen. Mit der notwendigen Offenheit hätte im Vorfeld dargelegt werden können, dass der SC Steinberg im Reigen der vier Vereine über ein ausgesprochen hohes Vereinsvermögen verfügt.“ Glaum spricht sich dagegen aus, bereits im Frühjahr 2022 einen neuen Versuch zur Fusion zu unternehmen: „Jetzt sollte erst einmal selbstkritisch das Geschehene aufgearbeitet und alles daran gesetzt werden, dass sich die Gemüter in den vier Vereinsfamilien wieder beruhigen.“
Auch Rolf Kiess (SG Dietzenbach) kritisiert den Abstimmungszeitpunkt inmitten der Pandemie und spricht ebenfalls von „handwerklichen Fehlern“, die gemacht worden seien. Er beklagt außerdem „eine gewisse Fantasielosigkeit einiger Alt-Vereinsmitglieder“: Diese könnten es sich nicht vorstellen, „dass es jüngeren Dietzenbachern und Neubürgern völlig egal ist, welche Animositäten es zwischen den Vereinen gibt, deren Gründe in grauer Vorzeit liegen“. Er ist überzeugt: „Für die Jungen und Neubürger zählt das Sportangebot, das in einem Großverein attraktiver, flexibler und auch besser sein kann.“ (Von Niels Britsch)