Unterstützung für Teams in Kindertagesstätten: Stadt Dietzenbach stellt „fachfremdes“ Personal ein

Auch an den Kindertagesstätten geht die Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber. „Neben der pädagogischen Arbeit hat sich auch der Aufwand durch die Infektionslage stark erhöht. Dies liegt unter anderem an den verstärkten Hygieneauflagen, dem gestiegenen Kommunikationsbedarf mit den Eltern sowie der Notwendigkeit, die Struktur und Dienstpläne an die sich schnell ändernde Lage anzupassen“, fasst die Stadt die Problematik in einer Pressemitteilung zusammen. Deswegen erhalten die städtischen Kindertagesstätten nun Unterstützung durch bezahlte Helfer: „Die Kreisstadt Dietzenbach hat bisher 21 Personen für diese Unterstützungstätigkeit gewinnen können und zwei weitere sind derzeit im Verfahren“, teilt die Verwaltung weiter mit.
Dietzenbach – Im Zusammenhang mit den Corona-Verordnungen und einer Änderung des Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuchs wurde es möglich, „fachfremde“ Personen zur Mitarbeit in der Kita befristet einzustellen. „Für jede der elf Einrichtungen konnte mindestens eine Unterstützerkraft eingestellt werden“, erklärt der Erste Stadtrat Dr. Dieter Lang. Fast alle der sogenannten Alltagshelfer haben nach Auskunft der Stadt bereits Erfahrung in der Arbeit mit Kindern. Einige seien beispielsweise bereits als Schulbegleitung oder Elternlotsin aktiv. Andere wiederum seien Studierende der Sozialen Arbeit oder absolvierten ein pädagogisches Studium im Ausland.
„Ich bin froh, dass wir hoch motivierte und engagierte Menschen gewinnen konnten“, zeigt sich Lang zufrieden. Wegen des Fachkräftemangels und der natürlichen Fluktuation seien mehr als 200 Stellen derzeit unbesetzt.
Hinter vielen Helfern stecke eine persönliche Geschichte, die nicht selten auch eine „Corona-Komponente“ habe, berichtet die Stadt, und stellt Moritz Rützel und Sven Kohl vor: „Seit Dezember sind sie Alltagshelfer. Beide sind in der Kita 9 eingesetzt und fühlen sich dort sehr wohl und willkommen. Derzeit sind sie die einzigen Männer in diesem Format.“ Sven Kohl habe die letzten Jahre als Senior Art Director gearbeitet, unter anderem in Projekten für die Bildungswirtschaft. Dank seiner Lebenserfahrung und seines Einfallsreichtums bringe der 55-Jährige viel mit. „Das Spiel mit der Kreativität und der Fantasie macht mir unheimlichen Spaß, Kinder sind freier, weniger verkopft und stecken voller Ideen“, sagt Kohl. „Hier verbirgt sich ein großes Potenzial.“. Die unendliche Neugierde der Kinder zu sehen, auf unzählige Fragen einzugehen und Antworten zu finden, mache die Arbeit in der Kita abwechslungsreich und spannend. Als junger Mann hat Kohl knapp zwei Jahre lang in einer integrativen Schule im sozialen Bereich gearbeitet.
Moritz Rützel ist 19 Jahre alt und wäre eigentlich derzeit gar nicht in Deutschland. „Ursprünglich war ein Auslandsjahr in Australien nach dem Abitur geplant, alles war schon vorbereitet“, sagt der Dietzenbacher. Doch die Pandemie hat diese Idee vorerst zerschlagen. Also hilft Rützel kurzerhand in der Kinderbetreuung aus. „Die Atmosphäre in der Kita ist echt gut und die Arbeit mit den Kindern ist klasse. Ich bin davon überzeugt, dass die Erfahrungen in der Kita-Arbeit meine Persönlichkeitsentwicklung positiv beeinflussen werden.“ Er habe schon viel Neues gelernt, auch durch die Kinder. „Ich weiß jetzt, was bei den Kids angesagt ist“, sagt er lächelnd. „Ich bin aber auch froh, dass ich noch gut mit den Superhelden aus meiner Kindheit punkten kann. Denn die stehen immer noch hoch im Kurs der Drei bis Sechsjährigen.“
Wie es konkret nach der Befristung für beide weitergeht, steht noch nicht fest. Einige der aktuellen Alltagshelfer jedoch haben sich schon festgelegt und werden ab dem nächsten Schuljahr die berufsbegleitende Ausbildung zur Erzieherin bei der Kreisstadt beginnen. (nb)