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Ferienprogramm der „Wilden Wiesen“: Teilnehmer haben Mitspracherecht

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Von: Barbara Scholze

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Die fünf Freunde haben gemeinsam ein hochstehendes Holzhaus gebaut.
Die fünf Freunde haben gemeinsam ein hochstehendes Holzhaus gebaut. © scholze

Die Frage nach seiner liebsten Aktivität beantwortet Philipp ganz schnell. Der Achtjährige steuert begeistert auf das hochstehende Holzhaus zu, an dem er gemeinsam mit seinen Kumpels seit Tagen arbeitet. „Schau mal, das haben wir gebaut“, erzählt er stolz. Mithilfe der jeweils eigenen Körpergröße haben die Nachwuchsbauarbeiter auch versucht zu berechnen, wie hoch die kleine Anlage geworden ist.

Dietzenbach –  „Das müssen mindestens drei Meter sein“, lauten die vielleicht nicht ganz so realistischen Überlegungen.

Holzarbeiten sind fester Bestandteil des Sommerferienprogramms auf dem Aktivspielplatz „Wilde Wiese“ entlang der Straße „Am Stiergraben“. Wobei auch dieses Angebot ganz im Sinne des Konzeptes in keiner Weise verpflichtend ist. „Wir versuchen immer herauszuhören, was die Kinder wirklich wollen und wo ihr Bedarf ist“, sagt Paul Heckl, Sozialpädagoge und hauptamtlicher Mitarbeiter der Kinder- und Jugendfarm. Diese freilassende Einstellung, die viel Platz für kindliche Eigeninitiative bietet, gilt nicht nur während der regelmäßigen Öffnungszeiten des Wiesengeländes, sondern viel mehr noch während der dreiwöchigen Ferienspiele. Rund 25 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren kommen dann jede Woche von morgens bis abends auf der Wilden Wiese zusammen, manche sind die komplette Zeit dabei.

„Hier wird niemand gezwungen oder auch nur überredet, bei irgendeiner Aktivität mitzumachen“, bekräftigt Paul Heckl. „Die Kinder sollen ihre Fantasie durchforsten und sie dürfen so viel mitbestimmen, wie es für die gesamte Runde gut und möglich ist.“ So ist schon am Morgen, wenn erst einmal alle begrüßt sind, der erste Teil des Tages dem freien Spiel gewidmet. „Die Jungen und Mädchen freuen sich aufeinander und wollen sich ihre Neuigkeiten erzählen“, weiß Heckl. Um Begegnungen immer wieder möglich zu machen, kommen die Ferienspielteilnehmer mehrfach am Tag zum Kreis zusammen, morgens zu Beginn, in der Mittagszeit und am Abend zur Schlussrunde mit Rückblick. Dabei beachtet das Team besonders das soziale Miteinander. „Bei uns tragen die Kinder, soweit es möglich ist, auch ihre Konflikte, die ja unweigerlich entstehen, selbst aus“, sagt Heckl. Eingegriffen werde nur, wenn es unbedingt notwendig sei. „Aber es ist immer wieder schön zu sehen, wie ein gutes Gruppengefühl wächst und viele Freundschaften entstehen.“ Dazu komme, dass diejenigen, die schon das zwölfte Lebensjahr erreicht haben, auf Wunsch eine Art Helferstatus erhalten können. „Dann gibt es kleine Aufgaben und ein bisschen Verantwortung, auch das gehört zu unserem pädagogischen Konzept“, so Heckl.

Abgesehen von den stets vorhandenen Möglichkeiten, irgendetwas zu bauen, zu buddeln, mit dem Ball zu kicken oder auch nur das ein Hektar große Gelände zu erforschen, gibt es im Rahmen der Ferienspiele eine Menge von Angeboten durch die Teamer. Da werden Armbänder und Ketten gefertigt, so dass niemand auf dem Aktivspielplatz ungeschmückt bleibt, hoch im Trend liegen die gestalterischen Arbeiten mit Speckstein und kaum ein schön geformter Stein bleibt ohne Farbe. Auf Initiative der Ferienkinder ist eine kleine Behelfsbühne entstanden, auf der nach mehreren Proben in Kostüm und voller Schminke die Taten des Räuber Hotzenplotz aufgeführt wurden. Wer so hart arbeitet, dem gebührt natürlich auch ein gutes Essen. Dafür sorgt auf der Wilden Wiese Koch Hagen mit Leckereien mit Namen wie „Gruß aus Italien“ oder „Gutes aus Kräutern“.

„Unser Ziel ist es nicht, dass die Jungen und Mädchen am Ende des Tages müde ins Bett fallen“, betont der Sozialpädagoge. „Vielmehr sollen sie so ausgeglichen wie möglich nachhause kommen.“ Und so ist auch dem achtjährigen Jakob die Zufriedenheit mit seinem Tagwerk anzusehen. „Mir hat das Feuer am besten gefallen, wir hatten einen riesigen Stamm, den konnten wir gar nicht ganz verbrennen.

In der letzten Ferienwoche bietet die „Wilde Wiese“ ein offenes Treffen am Nachmittag, die nächsten Ferienspiele sind für die Herbstferien geplant. (Barbara Scholze)

Infos:

wilde-wiese-dietzenbach.de.

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