Hunde-Training für den guten Zweck in Dietzenbach
Das Mantrailing ist Teil des Angebots der Dietzenbacher Hundeschule. Der Erlös der jährlichen Spendenaktion wird gespendet.
Dietzenbach – Kaum hat Jörg Meinhold das kleine Schraubglas geöffnet, prescht Balou auch schon los. Der Mischling hat eine Fährte aufgenommen und soll eine vermeintlich vermisste Person aufspüren – im Hundesport wird das „Mantrailing“ genannt. Die Personensuche ist Teil des Angebots der Hundeschule „Coaching4Dogs“ (Paul-Brass-Straße 5), das sowohl Halter als auch Hund fordert. Einmal im Jahr, am ersten Januarsonntag, macht Inhaberin Sabine Leenen daraus eine Spendensammelaktion. Diesmal geht der Erlös an die Tierherberge Egelsbach.
Balou hat inzwischen sein Frauchen Sabine Schmitt Richtung Polizeistation gezogen. An der Einmündung zur Borngasse hält er kurz inne, entschließt sich jedoch rasch dazu, der Darmstädter Straße weiter zu folgen. Ein kurzer Blick die Treppe unterhalb der Ordnungshüter hinab, dann geht es weiter.

Hunde in Diezenbach erschnüffeln Person für Spendenaktion
Meinhold, ausgebildeter Mantrailing-Trainer, erläutert: „An solchem Verhalten erkennt man die Fortgeschrittenen.“ Die Hunde folgen einer Duftspur und dadurch der Route, die die gesuchte Person zurückgelegt hat. Der Blick nach unten oder oben, etwa in Tiefgaragen oder auf Bäume, wird erst gelehrt, wenn der Hund schon Grundkenntnisse hat.
Entschlossen führt Balou sein Frauchen am Ausscheller und am Trinkborn vorbei, an der Lindenstraße zögert er kurz und wittert. „Durch eine bestimmte Haltung zeigen die Hunde an, ob eine Richtung infrage kommt oder nicht“, so der Trainer. Dabei komme es dann auf den Halter an, die Körpersprache der Spürnase richtig zu deuten. Schließlich verständigen sich Hund und Frauchen darauf, den Weg Richtung Klagemauer einzuschlagen. Das abschüssige Gelände sowie die vorbeifahrenden Autos verwirbeln die Duftfährte, wodurch der Schwierigkeitsgrad steigt. Doch endlich – an der Treppe zum Lindenweg steht die gesuchte Person mit einem Leckerli bereit. Vor etwa einem Jahr hat Balou eine Lähmung der Hinterläufe entwickelt, seither „hängt“ er im Rollstuhl. Frauchen Sabine Schmitt erzählt: „Das hält ihn aber nicht auf, er ist immer noch sehr aktiv.“
Spendenaktion in Diezenbach: „Das ist richtig Arbeit für den Hund“
40 Teilnehmer sind auf verschiedenen Routen rund um den Treffpunkt auf dem Parkdeck an der Darmstädter Straße unterwegs. Trails für Anfänger haben eine Länge von 250 Metern, fortgeschrittene Spürnasen legen 400 bis 600 Meter zurück. „Das ist richtig Arbeit für den Hund, das Schnüffeln ist körperlich anstrengend“, weiß die Offenthalerin Yvonne Bölke. Seit anderthalb Jahren betreibt sie mit ihrer Hündin Kali Mantrailing, um den Australian Shepard auszulasten. Auch Sohn Noah findet das Versteckspiel spannend. „Das ist wie bei Polizeihunden“, beschreibt der Zehnjährige, während er darauf wartet, selbst entdeckt zu werden. „Vorhin habe ich nur kurz in ein Glas gefasst, um meinen Geruch zu hinterlassen“, erzählt er.
Doch nicht nur für die Personensuche können ausgebildete Mantrailer eingesetzt werden. Auch der Individualgeruch anderer Hunde kann verfolgt werden. Solche Suchstaffeln kommen zum Jahreswechsel zum Einsatz, wenn durch Böller verschreckte Hunde gefunden werden müssen. Solche Anfragen erhält Sabine Leenen oft schon einige Tage vor Silvester, wenn die ersten Kracher losgehen, und leitet sie an die entsprechenden Stellen weiter. „Es kommt auch vor, dass Hunde aus dem heimischen Garten abhauen, um sich zu verstecken“, berichtet die Hundetrainerin. Sie würde ein Böllerverbot zum Wohl der Tiere sehr begrüßen. Durch die Traumata, die Hunde zu Neujahr erleiden, hat sie das Datum ihrer Sammelaktionen bewusst nicht in die ersten Januartage gelegt. Zwar seien die meisten Vierbeiner nach spätestens einer Woche wieder entspannt, doch habe sie schon Fälle betreut, in denen Anfang Februar noch Verhaltensstörungen festzustellen waren.
Hunde-Trainig für den guten Zweck in Diezenbach: „Wir sind komplett spendenfinanziert“
Doch die vierbeinigen Teilnehmer sind zur Sammelaktion in bester Form. Die Zweibeiner genießen ein Büffet aus Kuchen und Glühwein, während sie mit Janine Kraft von der Tierherberge Egelsbach ins Gespräch kommen. „Wir sind komplett spendenfinanziert“, sagt sie. Und die Pacht des Geländes sowie die Versorgung von rund 40 Hunden, teilweise aus dem Tierschutz, will gesichert sein. Da ist die Freude umso größer, als Leenen am Ende der Veranstaltung die Summe von 1169 Euro überreichen kann. „Das ist ein neuer Rekord“, schwärmt die Inhaberin, deren Spendenziele stets einen Hundebezug haben. Das ist nicht die einzige gute Arbeit, die in Diezenbach geleistet wird, erst vor kurzem waren auch Streetworker dort im Spessartviertel unterwegs. (Lisa Schmedemann)