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Ärger über defekten Aufzug: „Das Haus ist einem unzumutbaren und teilweise sogar gefährlichen Zustand“

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Von: Lisa Mariella Löw

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Seit Monaten ärgern sich die Bewohner über einen defekten Aufzug in einem Haus in Dietzenbach. Eine Frau im Rollstuhl kann ihre Wohnung nicht mehr ohne Hilfe verlassen.

Dietzenbach – Sechs Stockwerke vollbepackt mit Einkaufstüten und Wasserflaschen zu bewältigen ist schon für gesunde Menschen eine kleine Sporteinheit. Für körperlich beeinträchtigte Bewohner wird dies teilweise zum unüberwindbaren Hindernis. Seit siebzehn Wochen kämpfen die Mieter in der Rodgaustraße in Dietzenbach mit den zahlreichen Treppenstufen in ihrem Etagenhaus.

Vier Monate. Solange ist der Aufzug des Hochhauses bereits defekt. Nachdem der Fahrstuhl aufgrund eines technischen Mangels Anfang September des letzten Jahres stehen blieb, waren die Mieter zunächst zuversichtlich, nicht lange auf das Beförderungsmittel verzichten zu müssen. Schließlich ist ein kaputter Aufzug keine Seltenheit und im Regelfall innerhalb weniger Wochen repariert. Die zuständige Hausverwaltung informierte die Bewohner des Etagenhauses Mitte September darüber, dass sie sich um die Reparatur kümmere. Stolze zehn bis zwölf Wochen veranschlagte sie hierfür. Mittlerweile sind selbst diese drei Monate vergangen – doch der Aufzug ist genauso defekt wie am ersten Tag.

Kaputter Aufzug in Dietzenbach: Viele Mieter sind gehbehindert oder chronisch krank

Das Fatale daran: Viele der Mieter sind gehbehindert oder chronisch krank. Eine ältere Frau soll sich nach einer schwerwiegenden Operation eigentlich schonen, eine andere Frau sitzt im Rollstuhl und kann wegen des defekten Aufzuges ihre Wohnung ohne fremde Hilfe nicht mehr verlassen. Alltägliche Dinge wie einkaufen, zum Arzt gehen und selbst ein kurzer Spaziergang werden durch das notwendig gewordene Treppensteigen erheblich erschwert und für einige Bewohner sogar gänzlich unmöglich.

Das zuständige Unternehmen äußert sich erst auf mehrmaliges Nachfragen vonseiten der Mieter zu der unbefriedigenden Lage: „Der Hausverwaltung musste hinterhertelefoniert werden“, beschwert sich eine Betroffene. „Ohne Mitteilung haben sie einfach ihren Sitz und ihre Telefonnummer geändert.“ Schließlich erfährt sie vom Vermieter, dass die Reparatur nicht nur auf April verschoben, sondern auch als Modernisierungsmaßnahme geplant sei. Das bedeutet: Die Kosten werden anteilig auf die Mieter abgewälzt.

Außerdem müssen die beeinträchtigten Menschen noch vier weitere Monate ohne einen funktionierenden Aufzug leben. „Das Haus ist einem unzumutbaren und teilweise sogar gefährlichen Zustand“, sagt eine andere Betroffene. Da sich die Situation für die Mieter mit jedem Tag weiter erschwert, haben sie zwischenzeitlich auch den Mieterschutzbund und mehrere Rechtsanwälte eingeschaltet.

Dietzenbacher Vermieter: „Suchen Sie sich halt eine andere Wohnung“

Immer wieder kommt es zu Schwierigkeiten mit der Hausverwaltung, etwa wenn die Gehwegplatten zentimeterhoch in die Luft ragen und zur Stolperfalle werden, oder wenn kein warmes Wasser aus dem Hahn kommt. Normalerweise Kleinigkeiten, die eine engagierte Hausverwaltung schnell klären kann. Eine Mieterin schildert, dass sie die Hausverwaltung auf die Unzulänglichkeiten angesprochen hätte. Daraufhin habe man ihr am Telefon geantwortet: „Suchen Sie sich halt eine andere Wohnung.“

Seit Monaten müssen Bewohner der Rodgaustraße auf den Aufzug verzichten.
Seit Monaten müssen Bewohner der Rodgaustraße auf den Aufzug verzichten. © p

Der fehlende Aufzug schränkt auch den Alltag eines Familienvaters, der mit seinen drei Kindern im sechsten Stock des Hauses wohnt, erheblich ein. Ihm ist bewusst, dass er nun Mietminderung beantragen kann: Der Fahrstuhl steht als Leistung im Mietvertrag, die nun seit vier Monaten nicht mehr vom Vermieter ausgeführt wird. Allerdings geht es ihm gar nicht ums Geld: „Ich möchte einfach meine Lebensqualität wieder haben“, sagt er. Indes versuchen viele Mieter, die Hausverwaltung zu erreichen. Doch der zuständige Mitarbeiter sei schwer erreichbar.

Nach wochenlangem Nachhaken unserer Redaktion teilt die Hausverwaltung mit: „Dies ist ein komplexes Thema und leider kann nicht nur eine Reparatur erfolgen.“ Der Aufzug müsse komplett ausgetauscht werden, wofür erst einmal ein Angebot erstellt werden müsse, bevor eine Firma beauftragt werden könne. Wie lange sich dieser Prozess noch hinziehen wird, bleibt weiterhin unklar. (Lisa Mariella Löw)

Zugeparkte Einfahrten, gesperrte Straßenabschnitte, Mülltonnen, die nicht mehr geleert werden: Ärger gab es in Dietzenbach zuletzt auch wegen einer Baustelle. Die Anwohner der Hofheimer Straße litten monatelang unter der Baumaßnahme auf der angrenzenden Heppenheimer Allee.

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