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Imkerverein Maingau feiert 100-Jähriges und blickt auf Geschichte zurück

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Von: Lisa Schmedemann

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Günter Keim (rechts) und seine Stellvertreterin Karin Wagner bilden die Spitze des Imkervereins Maingau, der sein 100-jähriges Bestehen feiert.
Günter Keim (rechts) und seine Stellvertreterin Karin Wagner bilden die Spitze des Imkervereins Maingau, der sein 100-jähriges Bestehen feiert. © Schmedemann

Schon in der Steinzeit wussten die Menschen das flüssige Gold zu schätzen, heutzutage wird Honig sogar als „Superfood“ bezeichnet: Honig ist damals wie heute in aller Munde. Seit 2017 steigt das Interesse an der Imkerei, doch diese will gelernt sein. Für Fragen, zum Austausch oder sogar zur Ausbildung steht der Imkerverein Maingau zur Verfügung – seit nun 100 Jahren.

Dietzenbach - Dieses Jubiläum feiern die Hobbyimker auf dem Gelände des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) am Stadtpark mit geselligem Beisammensein, kühlen Getränken und einer Zaubershow. Der Vorsitzende Günter Keim nimmt dies zum Anlass, über die vergangenen Jahre zu resümieren: Gegründet wurde der Verein 1922 von Bieneninteressierten aus Dietzenbach und Ober-Roden. „Es gab noch kein Internet, nur die monatliche Bienenzeitung“, sagt Keim und schlägt die Brücke zum wichtigsten Aspekt: der Informationsaustausch unter Gleichgesinnten. Auch wenn heute die technischen Mittel zur Verfügung stehen, sei dieser nicht zu ersetzen.

Alten Protokollen könne man entnehmen, dass in den Fünfzigerjahren dieselben Themen wie heute besprochen worden sind, etwa die Nützlichkeit von Vögeln oder der Einsatz von Spritzmitteln. Keim, dessen Urgroßvater Jakob ein Gründungsmitglied gewesen war, berichtet: „Es gab nach dem Krieg eine Aktion der Amerikaner, bei der der ganze Wingertsberg aus der Luft gespritzt worden ist.“ Da die Bienen damals das Gift gegen Apfelbaumschädlinge ebenfalls nicht vertrugen, brachten die Imker ihre Völker in Nachbarkommunen.

Bemerkenswert findet der Vorsitzende, dass der Verein die Gleichschaltung im Dritten Reich überstanden hat. So hatten die Mitglieder eine Umbenennung zur „Ortsfachgruppe“ hinnehmen müssen, zudem verlor der Vorstand seine Befugnisse. Nach dem Kriegsende konnte der „Imkerverein Ober-Roden, Dietzenbach, Rodgau und Umgebung“ seine Tätigkeiten wiederaufnehmen. Damals auffällig: Er bestand fast zu hundert Prozent aus Männern. Die Vizevorsitzende Karin Wagner betont: „Heute sind wir immerhin bei fast 30 Prozent Frauenanteil.“ Ein guter Weg, findet die 63-Jährige.

Die Biologin ist seit 2009 als Imkerin dabei. Damals besuchte sie einen Neuimker-Kurs, den die „alten Hasen“ auf dem Gelände des OGV regelmäßig anbieten. Die Nachwuchs-Kurse, die der ehemalige Vorsitzende Erhard Henz (verstorben in 2010) eingeführt hat, sicherten das Fortbestehen des Vereins. Das Erfolgsmodell bildet jährlich etwa 15 bis 20 Neuimker aus, wovon viele sowohl dem Hobby als auch dem Verein treu bleiben. Daneben trieb Henz die Digitalisierung voran und ließ eine Homepage erstellen, womit die Namensänderung in „Imkerverein Maingau“ einherging.

Neben der Ausbildung von Nachwuchsimkern betreiben die Mitglieder einen weiteren Schwerpunkt: die Königinnenvermehrung. Der Imkerverein Maingau setzt auf die Bienenart Carnica, da diese als besonders sanftmütig gilt. In den vierziger Jahren musste man sich in Acht nehmen, wenn Honig geschleudert werden sollte. Denn aggressive Bienenvölker machten die Arbeit nicht nur für die Imker unangenehm, sie zogen auch die Nachbarn, Mensch wie Tier, in Mitleidenschaft. Doch immerhin gab’s ein Glas Honig zur Wiedergutmachung.

Jenes Glas ist es, das viele Menschen als „Belohnung“ für das Imkerhobby sehen. Keim wünscht sich unterdessen mehr Wertschätzung aus der Bevölkerung. „Wir leisten ja schließlich etwas für die Allgemeinheit, indem unsere Bienenvölker bestäuben“, nennt er als Grund. (Von Lisa Schmedemann)

Infos im Internet

imkerverein-maingau.net

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