Inhaberwechsel zum Jubiläum: Michael Schäfer übergibt seinen Laden

Augenoptikermeister Michael Schäfer übergibt nach 30 Jahren die Verantwortung für das Dietzenbacher Geschäft an seinen Nachfolger. Für seine Kunden wird er aber weiter da sein.
Dietzenbach – „Als wir damals eröffnet haben, gab es das Trottoir noch gar nicht.“ Der Augenoptikermeister Michael Schäfer blickt durch das Schaufenster auf die Werner-Hilpert-Straße. Dort hat der 67-Jährige vor 30 Jahren seinen Laden „Augenoptik Schäfer am Rathaus“ eröffnet. Nun lehnt er sich zurück und übergibt sein Lebenswerk an den Rodgauer Augenoptikmeister Zeljko Radnic. Doch ganz verzichten müssen seine Stammkunden auf ihn nicht: „Ich bin immer dienstags und donnerstags da“, kündigt Schäfer an. Außerdem falle das Loslassen nach den ganzen Jahren schwer, gibt er zu.
So sei er anfangs noch nicht überzeugt gewesen von Radnics Umgestaltungsideen, die den Verkaufsraum betreffen. Denn dort dominieren nun nach einem einwöchigen Umbau helle Farben und klare Linien das Bild und lösen die türkisfarbene Holzoptik ab. „Vor 30 Jahren war das der letzte Schrei“, erinnert sich Schäfer. Mittlerweile sei er jedoch „richtig angenehm überrascht“ von dem neuen Interieur.
Optiker Schäfer in Dietzenbach: Zu Beginn sind noch Straßenfeste gefeiert worden
Damals habe er einen der ersten Läden in der Zeile entlang der Werner-Hilpert-Straße eröffnet. Die Straße hinunter zum Rathaus war noch gar nicht geteert, Europaplatz und Kreishaus nicht vorhanden – die „neue Stadtmitte“ war jung. Schäfer ist es von Anfang an ein Anliegen gewesen, diese mitzugestalten. Bewusst habe er sich damals für den Laden entschieden, der genau auf die Fußgängerbrücke schaut, die über die Velizystraße führt. „Damals haben wir Geschäftsinhaber auch noch ein Straßenfest organisiert“, erzählt der Optiker. Dort sei die Tanzgarde aufgetreten, und eine große Kegelbahn mitten auf der Fahrbahn gab es auch. Zu Weihnachten schmückte der vierfache Vater mit seinen Söhnen die Straße mit Lichterketten. Doch nicht nur dafür hat sich der 67-Jährige eingesetzt: „Mir war es wichtig, einen barrierefreien Zugang in den Laden zu haben.“ So wurde kurzerhand der gesamte Bürgersteig vor dem Laden angehoben, um eine Stufe am Eingang auszugleichen.
Denn schließlich ist die Augengesundheit seiner Kunden – früher wie heute – das Wichtigste. In diesem Aspekt sind sich die beiden Augenoptikermeister einig. „Sofern etwas Neues auf dem Markt ist, das sinnvoll ist, investieren wir darin“, betont Radnic. So könne er seinen Kunden nicht nur Qualität bieten, sondern auch Ergebnisse, die sonst nur Kliniken liefern können. „Wir vermessen die Pupille mit etwa 7 000 Punkten“, erläutert der 50-Jährige. Die Werte daraus bestimmten schlussendlich das Sehergebnis. Gerade bei Gleitsichtgläsern soll das Bild in der Dämmerung schärfer werden.
Für Optiker Schäfer in Dietzenbach ist die Früherkennung von AMD wichtig
Ein anderes Steckenpferd, das dem „alten“ Meister besonders wichtig ist, ist die Früherkennung der „altersabhängigen Makula-Degeneration“ (AMD). Die Makula ist ein Bereich auf der Netzhaut, der auch „Gelber Fleck“ genannt wird und für das scharfe Sehen zuständig ist. Blaues Licht, dessen Wellen sowohl vom Sonnenlicht als auch von Displays und LED-Lampen ausgestrahlt werden, schädigt diese Zellen. „Wir messen den Lutein-Gehalt der Makula und können daran erkennen, ob eine AMD vorliegt“, sagt der Meister. Zwar könne eine Degeneration nicht rückgängig gemacht werden, doch früh genug erkannt, reichen schon Nahrungsergänzungsmittel aus, um ein Voranschreiten zu stoppen.
Während der Erläuterung leuchten die Augen des Optikers. Die 50 Jahre Berufserfahrung sind längst in Fleisch und Blut übergegangen. Dennoch freut er sich, nun in Teilzeit zu arbeiten. „Die Verantwortung bin ich los, aber kann trotzdem noch mit meinen Stammkunden plaudern“, fasst er zusammen. Diesen sei er nach drei Jahrzehnten Treue besonders dankbar, denn sie sind Teil seines Erfolgsrezepts. So könne man sich in einem inhabergeführten Geschäft die Zeit nehmen, die man braucht. Dies möchte Radnic zusammen mit dem alten Inhaber und seiner Mitarbeiterin Jutta Kunzmann weiterführen – im neuen Ambiente und mit gewohntem Service. (Lisa Schmedemann)