Jugendcafé im Bildungshaus wird von Heranwachsenden gut angenommen

Es ist Treffpunkt, Beratungsstätte und Zufluchtsort: Das Bildungshaus ist zu einem wichtigen Ort in Dietzenbach geworden. Bereits seit zehn Jahren gehen Jung und Alt hier aus und ein. Diesen Geburtstag nimmt unsere Zeitung nun zum Anlass, um ein paar Angebote aus dem „Bunten“, wie es aufgrund seiner Fassade heißt, vorzustellen. Dieses Mal steht das Jugendcafé im Mittelpunkt, bei dem sich junge Menschen im Alter von 14 bis 28 Jahren jeden Freitag und Sonntag treffen können.
Dietzenbach - Das Jugendcafé hat am vergangenen Freitagabend noch nicht geöffnet, da steht bereits die erste Jungs-Gruppe vor dem Bildungshaus. Doch bevor es richtig losgehen kann, müssen sich die Jugendlichen noch ein wenig gedulden, wie Streetworker Yassir El-Mallah der Clique deutlich macht. Also setzen sich Abdul und seine Freunde auf die Stühle vor den großen Fernsehbildschirm. Die besten Plätze zum Playstation spielen sind ihnen somit sicher.
Dass die Jugendlichen bereits vor 18 Uhr am „Bunten“ waren, ist für El-Mallah ein Zeichen, dass es gerade im Winter mehr Plätze braucht, an denen sie sich treffen können. Zwar werde in der Kreisstadt schon einiges geboten, doch man könne es immer etwas besser machen.
Um nicht draußen in der Kälte sein zu müssen, trifft sich Abdul etwa ansonsten im Rathaus-Center mit seinem Kumpel. „Dort kann man sich etwas im Supermarkt kaufen und sich auf den Bänken unterhalten“, sagt der junge Dietzenbacher. Manch hart gesottener Jugendcafé-Besucher wagt sich jedoch auch während der aktuellen Jahreszeit auf den Fußballplatz an der Rodgaustraße. Die Heranwachsenden sind sich jedoch einig, dass es in der Kreisstadt dringend einen Soccer-Cage (zu deutsch Fußball-Käfig) mit weichem Boden braucht. Denn auf dem harten Untergrund des Platzes unweit des Bildungshauses könne man sich schnell verletzen, wie Abdul berichtet.
Ohne Leistungsdruck mit Freunden zusammen sein
Für den Moment allerdings hat er sich gemeinsam mit seinen Kumpels aufs virtuelle Fußballspielen verlegt. Und während die jungen Männer die Konsole zum Glühen bringen, haben sich andere Jugendliche für Tischtennis oder Billard entschieden. „Das Jugendcafé ist ein offenes Angebot“, sagt El-Mallah. Hier könne jeder Besucher frei entscheiden, was er machen will. Schließlich brauchten die jungen Menschen auch ein Angebot, bei dem sie nichts leisten müssen und sich einfach nur treffen können. Nur gelegentlich kämen Gäste wie etwa Felix Sandner, Schutzmann vor Ort, vorbei, um mit den Heranwachsenden zu sprechen, wie Streetworker Malte Althoff ergänzt. „Denn insgesamt wollen wir die Wohnzimmeratmosphäre hier erhalten“, sagt er mit Nachdruck. Und so gehört zu dem Konzept des Jugendcafés etwa auch, dass jeder kommen und gehen kann, wann er will. Zu Beginn sind es die Jüngeren und auch Mädchen wie Dunja, die ins Café kommen.
Die Dietzenbacherin berichtet, dass sie am Anfang ein wenig Hemmungen gehabt habe, zum Treffpunkt zu gehen. Schließlich seien hier auch Jungs. Als sich jedoch ihre Freundinnen ihr angeschlossen haben, habe sie sich getraut mitzukommen. Und dennoch: Auch wenn sich El-Mallah und Malte Althoff bemühen, die Barrieren zwischen den Geschlechtern abzubauen, wie die jungen Frauen berichten, sei es doch etwas anderes, wenn sie unter sich sind. Dann könne man sich über Themen unterhalten, von denen die Jungs nichts hören sollen. Insgesamt sei sie jedoch mit dem Angebot, das es für Jugendliche in Dietzenbach gibt, zufrieden, sagt Dunja. „Ich habe Freunde in anderen Städten, die sagen, dass es bei ihnen nicht so viel gibt“, fährt sie fort. Das Einzige, was sie sich noch wünschen würde, ist ein Treffen, bei dem man sich zum Beispiel über Rassismus-Erfahrungen austauschen könne. Dabei sollten alle kommen dürfen, egal welche Religion sie haben. „Denn ich habe auch schon Moslems Dinge über Christen sagen gehört, die ich nicht in Ordnung fand“, macht Dunja deutlich. (Von Anna Scholze)