In Dietzenbach übernehmen Schüler als Sporthelfer Verantwortung

Schüler sollen sich in den Pausen bewegen. Dazu tragen nun an der Heinrich-Mann-Schule in Dietzenbach Sporthelfer bei.
Dietzenbach – Pause in der Heinrich-Mann-Schule: Das bedeutet freie Zeit mit Ausgelassenheit, Gesprächen von Bedeutung und schnellen Tipps für die nächste Stunde. Neuerdings rückt noch etwas anderes in den Mittelpunkt der Möglichkeiten auf dem Schulhof. Etwas, das zum großen Teil während der Coronazeit verloren gegangen ist. Nämlich die Gelegenheit zu Bewegung und sportlicher Betätigung. Nicht etwa von oben herab verordnet. Vielmehr regeln die Schüler ihr mögliches Programm untereinander und helfen sich dabei. 17 Jugendliche der Jahrgangsstufen 8 und höher haben sich zu Sporthelfern ausbilden lassen.
Zur offiziellen Aufnahme in das entsprechende Programm der Landesregierung hatte Staatssekretär Manuel Lösel die Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe besucht. „Corona hat viel kaputt gemacht“, stellte er fest. Der schlimmste Tag sei gewesen, als die Schulen komplett geschlossen werden mussten. „Wenn wir jetzt ein Stück weiter sind, dürfen wir aber nicht nur an Fächer wie Deutsch, Mathematik und Englisch denken“, betonte Lösel. Gerade der Sport sei aktuell „extrem wichtig“. Zumal auch soziale Aspekte zu kurz gekommen seien. „Und da können die Sporthelfer jetzt zeigen, wie attraktiv Bewegung ist.“
Indes stand vor der Ausbildung der Jugendlichen die Schulung der Pädagogen. So paukten die Sportlehrerinnen Beate Knecht und Katja Becker bei der Zentralstelle für Schulsport und Bewegungsförderung (ZFS) extra für das Projekt nochmal Sachgebiete wie Persönlichkeitsentwicklung, rechtliche Aspekte oder Sicherheit. Darauf aufbauend bildeten sie in 30 Einheiten die Heinrich-Mann-Schüler mit Lust auf das Projekt aus. Becker erzählt: „Wir haben im ersten Sporthelfer-Jahrgang mit sechs Teilnehmern begonnen und das Team weiterentwickelt.“
Heinrich-Mann-Schule in Dietzenbach: Zertifikate für Sporthelfer
Für die dermaßen geübten Sporthelfer gehe es nun nicht darum, den Mitschülern etwas vorzusetzen, sagt Solveig Dammayer von der ZFS. „Sie haben vielmehr Gelegenheit, sich an der Schule zu beteiligen, Verantwortung zu übernehmen und sich zu engagieren.“ Davon könnten die Jugendlichen ganz direkt profitieren, jeder erhalte ein Zertifikat für das eigene Portfolio und Bestätigungen im Zeugnis. Hessenweit beteiligen sich derzeit 37 Schulen an dem Programm, das in Nordrhein-Westfalen entstanden und mithilfe der dortigen Kollegen zustande gekommen ist. Jährlich sollen 40 weitere Bildungseinrichtungen dazu kommen.
In der Praxis bedeutet die neue Aufgabe, dass die Sporthelfer Bewegungsspiele anregen, Material ausgeben wie Bälle, Hula-Hoop-Reifen oder kleine Ballnetze und auch mal mit Anregungen helfen. Darüber hinaus können sie die Betreuung in Schulsport-AGs übernehmen und Schulsporttage und Sportfeste mitorganisieren, auch als Helfer an Grundschulen.
Heinrich-Mann-Schule in Dietzenbach: Zusammenarbeit mit Unternehmen
„Wir wollen unsere Schüler in Bewegung bringen, sie sollen das wieder gewinnen, was sie im Laufe der Corona-Zeit verloren haben“, hob auch Schulleiter Hans Peter Löw hervor. Über die Beteiligung an dem Programm sei sich das Kollegium schnell einig gewesen. „Wir dürfen keine Couchpotatoes heranziehen, wir haben da eine Generation, die wir in den nächsten Jahren unbedingt brauchen.“ Um das Programm für alle Beteiligten attraktiv zu machen, sind Löw und sein Team noch weitergegangen und haben ein Netzwerk geknüpft. Nicht nur, dass der Förderverein mit eigens kreierten T-Shirts zur Identität der Sporthelfer beitrug, das Sportkollegium nahm auch Kontakt mit Christoph Martin auf, dem Chef der Dietzenbacher Martin GmbH. Der, selbst dem Sport sehr verbunden, spendierte sogleich eine Holzhütte zur Aufbewahrung des Sport-Equipments. Mehr noch: In einer Kooperation Schule-Unternehmen entstand ein ganz praktisches Projekt, in dem Martin Vertreter seiner Firma entsandte, die gemeinsam mit Schülern das Häuschen aufbauten. „Sie haben große Eigenständigkeit und Interesse gezeigt“, lobte der Firmenchef. Das sei eine gute Grundlage, denn: „Etwas aufbauen können wir nur von der Basis aus.“ Folglich gebe es nun auch Überlegungen, die Zusammenarbeit fortzusetzen. (Barbara Scholze)