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Jugendliche nehmen an Projekt gegen Antisemitismus und Rassismus teil

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Von: Anna Scholze

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Zu Besuch in der Offenbacher Synagoge: Vorstandsmitglied Henryk Fridmann (rechts) gibt Jugendlichen sowie Projektleiter Cengiz Hendek (Zweiter von rechts) und Salman Yavuz, Vorsitzender von Caglayancerit, Einblicke ins Judentum.
Zu Besuch in der Offenbacher Synagoge: Vorstandsmitglied Henryk Fridmann (rechts) gibt Jugendlichen sowie Projektleiter Cengiz Hendek (Zweiter von rechts) und Salman Yavuz, Vorsitzender von Caglayancerit, Einblicke ins Judentum. © ans

Mit dem Projekt „Ehrensache-Wir gegen Rassismus und Antimsemitismus“ will der Verein Caglayancerit Jugendliche für die Themen sensibilisieren.

Dietzenbach – Zur Völkerverständigung beitragen, das will der türkische Kulturverein Caglayancerit mit dem Projekt „Ehrensache - Wir gegen Rassismus und Antisemitismus“. Insgesamt zwölf Jugendliche muslimischen Glaubens beschäftigen sich 15 Wochen lang mit der Thematik. „Uns ist es wichtig, die Teilnehmer für Vorfälle von Juden- und Fremdenfeindlichkeit zu sensibilisieren“, sagt Projektleiter Cengiz Hendek, der Unterstützung vom Vereinsvorsitzenden Salman Yavuz erhält. Deshalb habe man sich zunächst mit der Frage auseinandergesetzt, was unter den Begrifflichkeiten im Projektnamen zu verstehen ist. „Auch haben wir über versteckten Rassismus gesprochen und wie weich die Übergänge zu offensichtlicher Fremdenfeindlichkeit sind“, führt Hendek aus. Dabei habe sich gezeigt, dass den jungen Frauen und Männern in einigen Situationen selbst nicht bewusst gewesen sei, dass sie mit Aussagen angegangen wurden. Denn auch die eigenen Erfahrungen wurden bereits in dem Projekt thematisiert, das im Zusammenhang mit der Aktion „Zuhause im Kreis Offenbach - Wie du, anders als du“ stattfindet. Vom Wissen eines Experten konnten die Jugendlichen indessen während des Gespräches mit Erdogan Karakaya profitieren, der im Polizeipräsidium Südosthessen für die Prävention von politisch motivierter Kriminalität verantwortlich ist.

Neue Einblicke in das Judentum erhielt die Gruppe nun während eines Besuches in der Synagoge in Offenbach. Vorstandsmitglied Henryk Fridmann hatte sich am vergangenen Mittwoch für die Heranwachsenden Zeit genommen, um all ihre Fragen zu beantworten. Jedoch brauchte es einen Moment, bis die jungen Besucher sich mit dem Gedanken angefreundet hatten, die Rolle der Interviewer zu übernehmen. Nachdem jedoch die anfänglichen Hemmungen gefallen waren, interessierten sich die Jugendlichen etwa dafür, ob es Sitzplätze in der Synagoge gibt, die für bestimmte Personen vorbehalten sind. „Ja“, war Fridmanns Antwort. Für einen geringen Preis könne man sich einen Platz reservieren. Das gebe den Gemeindemitgliedern die Möglichkeit, etwa ihren Gebetsschal in das Schließfach zu legen, das vor den Stühlen befestigt ist. Schließlich dürften Juden am Sabbat nichts tragen. Fridmanns Aussage ermunterte die Jugendlichen gleich zur nächsten Frage. „Und was ist mit den Gläubigen, die keinen Platz haben“, wollten sie wissen. „Die lassen ihren Schal einfach liegen oder nehmen sich einen, der hier in der Synagoge vorhanden ist“, erläuterte Henryk Fridmann. Es gebe jedoch auch Mitglieder der jüdischen Gemeinde, die ihren Gebetsschal mit nach Hause nehmen. Denn es sei an jedem selbst zu entscheiden, an welche der insgesamt 613 Ge- und Verbote er sich halte. Am Ende sei es Gott, der über ihn richte. Auch hatte Fridmann während der einstündigen Fragen-Antworten-Runde eine wichtige Botschaft für die Jugendlichen. „Wir haben viel gemeinsam“, betonte er. Die Besucher hingegen kamen nach der Begegnung zu dem Fazit, dass es besser sei, sich ein eigenes Bild zu machen und sich nicht von anderen beeinflussen zu lassen.

Ihre eigene Meinung zum Judentum können die jungen Moslems entsprechend auch in den kommenden Wochen weiterbilden. Zudem soll ihr Bewusstsein für antisemitisches und rassistisches Verhalten weiter geschärft werden. So planen Hendek und Yavuz etwa, gemeinsam mit der Initiative „Aktives Gedenken in Dietzenbach“ die Stolpersteine zu putzen, um so dafür zu sorgen, dass das Grauen der Reichspogromnacht im Gedächtnis bleibt. Zudem wird Janos Klocke von der Fachstelle Pro Prävention des Kreises Offenbach sich mit der Gruppe zu unterhalten. Im Dezember dann wird es zum Abschluss des Caglayancerit-Projektes eine Feier geben. „Dabei wollen wir ihnen ein Teilnahmezertifikat übergeben“, sagt Hendek, der darauf setzt, dass die Teenager künftig als Multiplikatoren fungieren und positiven Einfluss auf ihr Umfeld nehmen. Auch hofft er, dass der Verein durch seine Arbeit Denkanstöße liefert und Nachahmer findet. Schließlich gebe es nicht viele Projekte wie das ihre.

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