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Kinoretter kritisiert aktuelles Programm

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Von: Anna Scholze

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Kinoretter Timo Hellmund und Kulturdezernent René Bacher einigen sich auf Vorgehensweise.
Kinoretter Timo Hellmund und Kulturdezernent René Bacher einigen sich auf Vorgehensweise. © ans

Kinoretter Timo Hellmund hat in den sozialen Medien das aktuelle Programm kritisiert. Dabei schenkte Kulturdezernent und Erster Stadtrat René Bacher ihm ein offenes Ohr im persönlichen Gespräch.

Dietzenbach - Timo Hellmund ist vom aktuellen Programm des Main Kino D enttäuscht. „Dafür habe ich das Kino damals nicht gerettet“, postet er in den sozialen Medien. Zusammen mit Oliver Seib hatte Hellmund im Jahr 2016 eine Crowdfunding-Aktion gestartet und so zusammen mit den Bürgern zum Erhalt des Lichtspielhauses beigetragen. Weitere Unterstützung erhielten die Kinoretter damals von der Parfümerie am Stadtbrunnen, dem Lions Club, dem Kulturverein Dietzenbach und der namensgebenden Maingau Energie GmbH.

Hellmunds Liebe für das örtliche Filmtheater hat seither Bestand. Von der Stadt allerdings hätte er gewollt, dass sie sich mit dem Programm der aktuellen Saison 2022/2023 mehr Mühe gibt. „Wo sind die zahllosen guten Filme, die man kennt?“, fragt er in seinem Posting im Internet. Darunter fallen für den Dietzenbacher etwa „The Menu“ von Mark Mylod oder „Triangle of Sadness“ von Ruben Östlund. Auch hätte er sich gewünscht, dass der Kriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ über die Leinwand läuft, der mittlerweile zum Repertoire des Streaming-Dienstes Netflix gehört.

Stadt will besondere Kino-Veranstaltung organisieren

Dabei erregt Timo Hellmund mit seinem Beitrag Aufmerksamkeit. Während einige Kommentarschreiber seiner Meinung sind, zeigen sich andere hingegen zufrieden mit den Streifen, die derzeit im Kino im Dietzenbacher Capitol laufen. Zudem bekommt auch Kulturdezernent und Erster Stadtrat René Bacher Wind von der Diskussion im Internet. Er nimmt sich die Kritik zu Herzen und lädt Hellmund zu sich ins Rathaus ein.

Im Anschluss an den gemeinsamen Termin zeigen sich dann beide Parteien zufrieden. Der Kino-Liebhaber etwa versichert, dass es sich um ein konstruktives Gespräch gehandelt habe. Auch Bacher sagt: „Wir versuchen, Anregungen anzunehmen.“ Das Main Kino D sei schließlich ein Bürger-Kino. Gemeinsam habe man den Entschluss gefasst, dass es in Zukunft besondere Veranstaltungen wie etwa einen James-Bond-Abend oder kulinarisches Kino in Zusammenarbeit mit der Ratsstube geben soll. „Wir werden auch schauen, ob wir die Bürger auf ehrenamtlichen Wegen einbeziehen können“, sichert der Dezernent zu, der jedoch gleichzeitig um Verständnis wirbt. Denn nicht alle Wünsche der Kinogänger lassen sich umsetzen. So sei es etwa sehr teuer, den Kriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ zu zeigen. Zudem sei dieser für kleinere Lichtspieltheater wie das in Dietzenbach nicht zugelassen. Der Fachbereich Bau und Kultur teilt ergänzend mit, dass aufgrund der Größe und dem nicht-durchgehenden Spielbetrieb eine Filmbuchung zum Bundesstart nicht möglich sei. Dietzenbach erhalte die Filme in aller Regel erst sechs bis acht Wochen später.

Filmauswahl hängt mit der Größe des Lichtspielhauses zusammen

Daraus resultiere, dass große Blockbuster gar nicht in das Programm aufgenommen werden. Schließlich seien diese von der relevanten Zielgruppe bereits in größeren Kinos angeschaut worden. „Wir versuchen dennoch, ein möglichst aktuelles Kinoerlebnis zu bieten“, heißt es aus dem Fachbereich weiter. Dazu sammele ein kleines Team Filmvorschläge mit Fokus auf Komödien und Dramen, aber auch auf Arthouse-Filme, Thriller, Musikfilme und Action.

Mit Blick auf die aktuelle Spielzeit bilanziert Bacher indessen, dass diese bisher deutlich besser gelaufen sei als in vergleichbaren Kinos. Seit Beginn der Saison haben 1100 Menschen den Saal im Erdgeschoss des Capitols besucht. Die Auslastung des Main Kino D liegt somit bei über 20 Prozent, wie der verantwortliche Fachbereich in seinem Zwischenfazit mitteilt. Den Worten der Verwaltung zufolge ist das mehr als der bundesweite Durchschnitt. Dieser hat sich momentan auf 16 Prozent eingependelt, wie dem Kassensystem Cinetixx zu entnehmen ist. Dietzenbach könne mit dem derzeitigen Besucheraufkommen an die Zahlen der Saison 2019/2020 anknüpfen und das sei nach den schwierigen Corona-Jahren durchaus als ein Erfolg anzusehen.

Dennoch befände sich die Kinobranche insgesamt in einer Krise, was unter anderem eine Folge der Pandemie sei sowie mit dem geänderten Konsumverhalten zusammenhänge.

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