„Damit die Leute neugierig bleiben“: Das steckt hinter dem „kleinsten Laden der Stadt“

In Dietzenbach sorgt ein besonders kleiner Laden für viele neugierige Blicke. Dahinter steckt ein ganz besonderer Onlineshop.
Dietzenbach – Er ist etwa 1,20 Meter breit, etwa 90 Zentimeter tief und drei Meter hoch. Vor Kurzem hat „der kleinste Laden von Dietzenbach“, wie ihn seine Betreiber scherzhaft nennen, in der Bahnhofstraße 9 eröffnet. Dahinter stecken die Textildesigner von Batedi, Rami Buksmaui und Kristian Volaric. Auf diesen knappen drei Kubikmetern stellen sie ihre Designs zur Schau, die zuvor im Laden von Blumenbinder Brokmeier untergebracht waren. Dass sie nun einen eigenen, separaten Raum für sich haben, macht die beiden Wahl-Dietzenbacher stolz. Eine Auswahl an bunten Pullovern, Shirts, Tassen und mehr können die Besucher des Lädchens während der Öffnungszeiten des Blumenladens begutachten. Wer etwas findet, bezahlt es an Brokmeiers Tresen. So weit, so analog. Und was ist daran digital?
„Eigentlich ist der Laden das Tor zum größten Marktplatz der Welt“, beschreibt Volaric. Damit nimmt er Bezug auf das System, dass sich hinter Batedi verbirgt: Aus einer Palette von rund 700 Designs können sich Kunden ihr Lieblingsmotiv im Internet aussuchen und dieses dann auf Textilien drucken lassen. Dies geschieht also nur auf Abruf. Der Vorteil darin sei, dass die Kleidungsstücke nicht nur persönlich werden, sondern auch nachhaltig seien. „Es wird nur das produziert, was wirklich gebraucht wird und gewollt ist“, beschreibt Buksmaui. Mit den Musterstücken wollen sie einen buchstäblichen Berührungspunkt zu ihrem digitalen Angebot schaffen.
Dietzenbach (Kreis Offenbach): Nebenberuf mit viel Herzblut
Dass in diese nebenberufliche Tätigkeit viel Herzblut fließt, zeigt sich in den zahlreichen Motiven, an denen eine starke Verbundenheit zu Dietzenbach und dem Rhein-Main-Gebiet zu erkennen ist. Ihre Liebe zur Heimatstadt drückt sich auch in dem Kundenservice aus, den die beiden pflegen. „Wir nehmen uns viel Zeit für individuelle Wünsche, aber übernehmen auch Rahmenarbeiten, die es bei anderen Onlineshops so nicht gibt“, so Buksmaui.
Er bezieht sich damit etwa auf Ehrenamtler, die sich mit der digitalen Gestaltung von Vereinskleidung nicht auskennen und woanders bei der Wahl der richtigen Grafikdatei des Vereinslogos scheitern würden. „Wir helfen, wo wir können, das ist uns wichtig“, betont Volaric. Man wolle Lösungen bieten. „Ich freue mich aber auch, wenn ich per Zufall eines unserer Motive auf der Straße sehe, ohne dass es vorher einen engen Kontakt gegeben hat“, erzählt er. So wisse man, dass man das Richtige tut.
Dietzenbach digital
Egal ob Homepages, Soziale Medien, Videos, Blogs oder Podcasts: Menschen aus Dietzenbach sind in vielfältiger Form im Netz präsent und liefern interessante, unterhaltsame, informative oder wichtige digitale Inhalte. In der Rubrik „Dietzenbach digital“ stellen wir in unregelmäßigen Abständen verschiedene Dietzenbacher Online-Aktivitäten vor.
Dietzenbach (Kreis Offenbach): Kritische Auswahl der Materialien bei Batedi
Denn der Zugang zu den Shirts fällt dank Online-Shopping leicht: Auf Portalen wie Amazon oder Shirtee bietet Batedi seine Produkte an. So sei zwar die Idee dahinter „made in Dietzenbach“, die Produktion werde teilweise aber über Externe abgewickelt. Umso kritischer sind die Nebenbei-Designer in der Auswahl der Materialien. „Aber auch das bleibt schlussendlich den Kunden überlassen, ob sie Wert auf Bio-Baumwolle legen oder nicht“, sagt Buksmaui. Für die Ware im „kleinsten Laden Dietzenbachs“ haben sich die Dietzenbacher eine „Transferpresse“, zugelegt, um selbst Textilien bedrucken zu können. „Für das bisschen mehr ‚made in Dietzenbach’“, meint der 39-Jährige.
Um den Menschen zumindest eine Idee von dem zu geben, was möglich ist, halten die Männer ihren kleinen Laden stets aktuell. „Ich versuche, regelmäßig umzugestalten, damit die Leute neugierig bleiben“, sagt Volaric und sortiert die Bilder an der Wand neu. Ob sich Reklamationen an der Kleiderstange befinden? Buksmaui verneint: „Die meisten Sachen gehen wirklich an die Besitzer.“ In der Vorweihnachtszeit habe es lediglich einen Rückläufer gegeben. Diese geringe Quote erklärt sich Volaric durch die genaue Feinabstimmung mit den Kunden.
Während der 42-Jährige die Wollmützen mit Aussichtsturm-Motiv neu drapiert, die angesichts der steigenden Temperaturen wohl bald nicht mehr gebraucht werden, erzählt Buksmaui von der neuesten Idee: „Wir arbeiten gerade an Notizbüchern.“ Wer sich die Wartezeit darauf verkürzen will, kann einen Tee aus der „Ditzebäscher Kaffeetass“ trinken oder wirft einen Blick auf die sozialen Kanäle auf Facebook und Instagram. (Lisa Schmedemann)
Im Februar 2021 hat ein Traditionsgeschäft in Dietzenbach (Kreis Offenbach) nach 40 Jahren geschlossen.